Die Erfahrungen des vergangenen Jahres waren prägend. Wer Personal rekrutieren möchte, muss jetzt neue Anforderungen berücksichtigen.
Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Karriere-Netzwerks Xing und einer Untersuchung des Softwareunternehmens Citrix hervor. Dazu zählen Kriterien wie eine geeignete Ansprache von Kandidaten, das Ermöglichen von flexiblem Arbeiten, aber auch gezieltes betriebliches Gesundheitsmanagement.
Der Studie von Xing zufolge sind 54 Prozent der Schweizer Berufstätigen bereit, 2021 ihren Arbeitsplatz zu wechseln. Während das etwa dem Vorjahresniveau entspricht, wollen vor allem jüngere Personen zwischen 18 und 29 Jahren einen anderen Job. Während dies Anfang vergangenen Jahres noch auf 20 Prozent von ihnen zutraf, seien es jetzt 29 Prozent. Im Gegensatz dazu fällt die Quote bei den über 50-Jährigen geringer aus. Allerdings offenbarte die Umfrage auch, dass die anhaltende Pandemie Arbeitnehmer davon abhält, aktiv nach Stellen zu suchen. Vor allem in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen ist das der Fall. Hier fühlen sich 68 Prozent der latent Wechselbereiten in ihrer aktiven Planung zurückgehalten, während es durchschnittlich 49 Prozent sind.
Hinzu kommt, dass 87 Prozent der Befragten mit ihrer aktuellen beruflichen Tätigkeit zufrieden sind. Daraus schliesst Robert Bertschinger, Geschäftsführer von Xing Schweiz: «Eine hohe latente Wechselbereitschaft macht die aktive Kandidatenansprache für Unternehmen noch wichtiger.» Dies begründet er mit den Worten: «Es gibt viele Personen, die für einen Wechsel offen sind. Aber im aktuellen Umfeld zögern sie eher, selbst aktiv zu werden.» Zu hoffen, dass sich die passenden Kandidaten von alleine melden, sei deshalb keine Erfolg versprechende Strategie.
Ade Präsenzkultur
Dass zudem flexibles Arbeiten ein wichtiges Kriterium darstellt, offenbart die Umfrage von Citrix im Februar 2021 im Vereinigten Königreich, in Frankreich, in Deutschland, in der Schweiz und in den Niederlanden. Demnach sind nach Angaben der Netzwoche 85 Prozent der befragten Schweizer davon überzeugt, dass Homeoffice und anpassungsfähige Arbeitsmodelle künftig häufiger vorkommen werden. 49 Prozent der Befragten glauben, dass Unternehmen nicht attraktiv für Arbeitnehmer seien, wenn sie keine flexiblen Arbeitsoptionen bieten. 40 Prozent gaben an, nur eine Stelle annehmen zu wollen, die Arbeiten von zu Hause oder flexible Optionen biete. Auch der Bundesverband der Personalmanager in Deutschland konstatiert mit seinen Trends für 2021: «Ein Zurück in die alte Präsenzkultur wird es nicht geben.» Personalverantwortliche seien gefordert, die neue hybride Arbeitswelt zu gestalten.
Neue Aufgaben fürs Gesundheitsmanagement
Darüber hinaus brachte die Citrix-Studie ans Licht, dass ungeachtet der praktischen Vorteile 39 Prozent der Befragten das Gefühl hatten, ihre psychische Gesundheit habe sich im vergangenen Jahr verschlechtert. Deshalb halten 90 Prozent eine Unternehmenskultur für wichtig, die das psychische und physische Wohlbefinden fördere. Dies bedeute zum Beispiel eine stärkere Unterstützung durch den Vorgesetzen. Denn nur 41 Prozent erleben Rückhalt, wenn es um die Balance zwischen Arbeits- und Privatleben geht. Zudem heisst das, dass auch Führungskräfte Hilfe benötigen.
Die Xing-Studie ergab, dass insbesondere bei Arbeitnehmern im mittleren Management, zum Beispiel Personen mit Team-Leitungsfunktion, die Zufriedenheit abnahm. Während die Quote bei Mitgliedern des höheren Managements analog der im Vorjahr sei, fiel sie im mittleren Management von 90 auf 85 Prozent. Als Grund vermutet Robert Bertschinger: «Mitglieder des Middle Management waren 2020 durch die Arbeit im Homeoffice oft besonders stark gefordert, da sie ihre direkte Führungsverantwortung unter völlig neuen Bedingungen wahrnehmen mussten. Dieser Druck könnte die Zufriedenheit beeinflusst haben.» Auf diese Führungskräfte gilt es einzugehen. Zudem sollte berücksichtigt werden, wenn sich Arbeitnehmer um die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes sorgen. Dies sind im Durchschnitt 39 Prozent und bei den 18- bis 29-Jährigen 46 Prozent.
Dass betriebliches Gesundheitsmanagement nun von strategischer Relevanz ist, bestätigen die Trends für 2021 des Bundesverbandes der Personalmanager ebenfalls. Die Pandemie habe die Verletzlichkeit und Schutzbedürftigkeit des Menschen im Arbeitsprozess offengelegt. Personalmanager müssten das Gesundheitsmanagement «jetzt als strategischen Kernbaustein von HR nachhaltig aufwerten». Dazu gehören in erster Linie Massnahmen zur Sicherstellung und Steigerung der psychischen Gesundheit sowie Sicherheit als Grundlage für Leistungsfähigkeit und vertrauensbedingte Leistungsbereitschaft. Weitere Trends: Werte, Diversität und Nachhaltigkeit.
Nicht zuletzt gelte es, avancierte IT-Systeme weiter voranzutreiben, um administrative Exzellenz etablieren zu können. Denn erstklassige Daten bilden die Grundlage für schnelle, informierte Entscheidungen.
Ausrichtung auf den Menschen
Nach Formulierungen des Bundesverbandes der Personalmanager habe HR durch die Pandemie und die beschleunigte Digitalisierung eine «massive Aufwertung erfahren». Der Fachbereich stehe jetzt im Zentrum des Unternehmensgeschehens, denn der kritische Engpassfaktor jeder Form von Arbeit sei der Mensch. Auf ihn im Beschäftigungsprozess, sein Potenzial, aber auch seine Schutzbedürftigkeit und Verletzlichkeit, müsse sich HR jetzt radikal fokussieren. Das gilt für Fachkräfte wie für Führungspersönlichkeiten und reicht von der Ansprache bis zum Gesundheitsmanagement.
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Herr Pascal Scacchi, Senior Management Consultant bei Nellen & Partner in Zürich.
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