SVP-Nationalrat Mike Egger (*1992) bringt so schnell nichts aus der Fassung – ausser eine bestimmte SP-Politikerin. Im Gespräch zum Jahresende zieht er Bilanz und blickt auf das nächste Jahr.
Ganz grundsätzlich: Unter welchen Stichworten würden Sie das Jahr 2021 für sich verbuchen?
Das Jahr 2021 war wiederum geprägt von der Covid-Pandemie, wodurch viele Anlässe und damit auch der persönliche Kontakt nicht in der gewohnten Form stattfinden konnte. Als Volksvertreter liegt mir dieser Austausch mit der Bevölkerung besonders am Herzen. Selbstverständlich gab es aber auch positive Erlebnisse im Jahr 2021: So konnte die Schweizer Fussballnationalmannschaft mit ihren Leistungen an der EM überzeugen, die OLMA fand endlich wieder statt und persönlich konnte ich einige wunderschöne Ferientage im Wallis und im Toggenburg verbringen.
Gab es für Sie einen besonderen Meilenstein, etwas das Sie besonders geprägt oder verändert hat?
Politisch habe ich mich sehr über die Aufnahme in die Finanzkommission gefreut. Als jüngstes Fraktionsmitglied der Partei gleich zwei wichtige Kommissionen (UREK und FK) besetzen zu dürfen ist nicht selbstverständlich und ich bin der Fraktionsleitung sehr dankbar für ihr Vertrauen in meine Person. Ebenfalls erfreulich war, dass meine Standesinitiative, welche fordert, dass Mord nicht mehr nach 30 Jahren verjähren kann, eine Mehrheit im Nationalrat fand. Es gelang zudem, verschiedene Anträge in der Kommission mehrheitsfähig zu machen. Ein grosser Meilenstein als Mitglied der UREK war sicherlich die Ablehnung des missratenen CO2-Gesetzes. Bei diesem Geschäft durfte ich zusammen mit Christian Imark von Anfang an, also von der Parlamentsdebatte bis zur Abstimmung, den Lead innerhalb der Partei übernehmen. Da ich oft höre, dass die SVP alles nur ablehne, selbst aber keine Alternativen anbiete, kann ich an diesem Punkt widersprechen. Ich durfte nämlich eine aktive Rolle bei der Ausarbeitung des neuen Energiepapieres der SVP übernehmen. Neben dem Energiepapier bearbeiten wir aktuell eines neues Finanzpapier. Als wohl grösster Meilenstein für die SVP dürfte aber sicherlich das NEIN des Bundesrates zum Rahmenabkommen gewertet werden.
Welchen Tag würden Sie am liebsten komplett streichen?
Gute Frage… (überlegt). Ich geniesse jeden Tag in meinem Leben, egal ob dieser positiv oder negativ verläuft. Wenn man einen schlechten Tag einzieht, kann man daraus lernen, was man in Zukunft besser machen kann, um solche Tage zu verhindern (lacht).
Gibt es etwas, wofür Sie sich gerne entschuldigen würden?
Nein, wie sagte George Orwell so schön, Freiheit ist das zu sagen, was andere nicht hören wollen. Genau nach diesem grandiosen Zitat versuche ich Politik für die Menschen in unserem Land zu machen – offen, authentisch und ehrlich. Selbstverständlich gibt es Situationen, wo man kritisiert wird, aber ich bin nicht gewählt, um «Schönwetter-Politik» zu betreiben, sondern um die Herausforderungen unseres Landes anzusprechen und Lösungen dafür zu entwickeln. Die «Schönwetter-Politik» überlasse ich gerne anderen.
Und auf was sind Sie besonders stolz?
Selbstverständlich auf die Schweiz und unsere direkte Demokratie. Wir können dank dieser alle Themen kontrovers miteinander diskutieren. Die Meinungsfreiheit schreiben wir in unserem Land gross und darauf sollten wir uns auch in Krisenzeiten besinnen. Gerade in Bezug auf die aktuelle Covid-Situation gibt es unterschiedliche Meinungen. Anstatt sich zu verunglimpfen und sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, sollte man kontrovers diskutieren und den Standpunkt des Gegenübers schlussendlich akzeptieren. Eine Ausgrenzung von Menschen lehne ich kategorisch ab.
Was hat Sie traurig gemacht?
Ich bin trotz der angespannten Situation, in der wir uns zweifelsohne befinden, immer ein Kind der Frohnatur geblieben. Es nützt nichts den Kopf in den Sand zu stecken. Wir müssen gemeinsam vorwärtsschauen, Lösungen kreieren und miteinander für unsere Schweiz einstehen.
Und was so richtig wütend?
Mich bringt nichts so schnell aus der Fassung – ausser vielleicht Jaqueline Badran, wenn Sie mich in der ARENA nicht ausreden lässt (lacht). Nein, jetzt einmal ehrlich, was ich nicht haben kann sind unehrliche Menschen, welche ihre Meinung ständig ändern und nur Ihre eigene Karriere vorwärtsbringen wollen.
Haben Sie sich konkrete Ziele für 2022 gesetzt?
Selbstverständlich habe ich mir verschiedene Ziele für das kommende Jahr gesetzt. Diese sind geschäftlich, politisch, aber auch privat. Allerdings ist es noch zu früh, konkrete Ziele zu nennen.
Was sollte im nächsten Jahr allgemein besser werden?
Ich hoffe, wir können nächstes Jahr wieder zur vollständigen Normalität zurückkehren und die Covid-Krise hinter uns lassen.
Wem würden Sie 2022 gerne begegnen?
Arno Del Curto, da er mich als Trainer, Motivator und Mensch sehr überzeugt.
2021 war «Wetten, dass…?» der nostalgische Höhepunkt. Was sollte nächstes Jahr wieder auf der Bildfläche erscheinen?
Mit dieser Entscheidung müssen sich zum Glück die Fernsehstationen und nicht die Politik beschäftigen. Persönlich ziehe ich am Samstagabend jedoch einen geselligen Anlass mit Freunden und netten Menschen eher einem Fernsehabend zuhause vor. Ich hoffe daher, dass solche Treffen und Anlässe im nächsten Jahr wieder zur Normalität werden.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz» sowie Verlagsleiter der Ostschweizer Medien AG. Das Medienunternehmen hat seinen Sitz in St.Gallen.
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