«Penis-Neid» gibt es, seitdem es Menschen gibt. Ganz neu und mit der Pandemie schnell verbreitet hat sich «Impf-Neid», also Menschen beneiden andere, dass sie schon geimpft sind oder es bald werden können.
Wolf Buchinger
Publiziert am 12. Januar 2021
In Israel beispielsweise haben schon 20 Prozent der Bevölkerung die begehrte Spritze erhalten, das sind über 1,2 Millionen. In Indien kann man den Impfstoff auf dem freien Markt kaufen und sich selbst injizieren. In der viel gescholtenen EU (selbst im «Grossen Kanton» im Norden) läuft der Vorgang mit Hunderttausenden mehr oder weniger zügig.
Nur im Osten der Schweiz hat man einiges verschlafen. Innerrhoden hat schon vor Weihnachten begonnen. Ausserrhoden und St.Gallen in der ersten Januarwoche.
Aber in Mostindien verzögert sich der Beginn für die Masse der Impfwilligen, weil angeblich die Software des Bundes noch nicht die Erprobungsphase abgeschlossen hat.
Anmeldungsmöglichkeiten werden verschleiert. Die Informationen darüber werden durch Endlosschleifen der Hotlines verzögert oder sogar unmöglich gemacht. Hausärzte wissen nur teilweise Bescheid. Mail-Adressen «werden bald bekanntgegeben», sind es aber noch nicht.
Was hilft uns alles Geld, wenn föderalistische Ungereimtheiten die Reduzierungen der Fallzahlen behindern?
Ich freue mich auf den Moment, wenn wir fröhlich das abgeänderte Weihnachtslied «Lasst uns froh zur Spritze gehen!» singen können.
Autor/in
Wolf Buchinger
Wolf Buchinger (*1943) studierte an der Universität Saarbrücken Germanistik und Geografie. Er arbeitete 25 Jahre als Sekundarlehrer in St. Gallen und im Pestalozzidorf Trogen. Seit 1994 ist er als Coach und Kommunikationstrainer im Management tätig. Sein literarisches Werk umfasst Kurzgeschichten, Gedichte, Romane, Fachbücher und Theaterstücke. Er wohnt in Erlen (TG).