Die neueste Umfrage der Konjunkturforschungstelle der ETH zeigt Die globale Konjunktur verlangsamt sich, aber für die Ostschweiz ist mit stabilen Zahlen zu rechnen.
Die Zeichen für eine Verlangsamung der globalen Konjunktur sind unverkennbar. Dennoch bleibt das Konjunkturklima in der Region St.Gallen-Appenzell im Vergleich zum Vorquartal stabil. Eine konstante Entwicklung ist auch in den kommenden Monaten zu erwarten. Das zeigt die Konjunkturentwicklung der regionalen Wirtschaft gemäss der jüngsten Konjunkturumfrage der KOF/ETH vom Januar 2019 und die aktualisierte Abbildung «Konjunkturindex».
Die Zeichen für eine Verlangsamung der globalen Konjunktur habe sich verdichtet. Im Vergleich zum Vorquartal hat sich das Konjunkturklima in der Region St.Gallen-Appenzell aber nicht weiter abgekühlt. Stabilität ist auch im aktuellen Quartal zu erwarten.
Weltwirtschaft verliert an Dynamik
Im Euroraum ist eine generelle konjunkturelle Verlangsamung im Gange. Die Stimmung wird durch den Brexit, die Gelbwesten in Frankreich, die angespannte Finanzlage einiger Länder und durch den Anstieg der Verschuldung getrübt. In Deutschland machen sich vor allem die Exporteure Sorgen. Die zunehmenden Signale der Abschwächung bremsen die Investitionsbereitschaft der Unternehmen.
In Italien ist die Wertschöpfung in den letzten zwei Quartalen sogar gesunken. Das Land befindet sich definitionsgemäss in einer technischen Rezession. Auch die US-Konjunktur verliert an Kraft, zumal der Schub durch die tieferen Steuern langsam verpufft. Zudem belastet der Handelskonflikt mit China und der Haushaltsstreit im Inland die wirtschaftliche Entwicklung.
Die US-Notenbank reagiert sensibel auf die Stimmungsänderung und hat angekündigt, vorläufig auf weitere Zinserhöhungen zu verzichten – zum Erstaunen einiger Beobachter und zur Freude der Finanzmärkte. Keine gute Nachricht für die Weltwirtschaft ist, dass die Konjunktur in China an Fahrt verliert. China steuert rund ein Drittel zum globalen Wachstum bei. Auch wenn die Weltwirtschaft weniger dynamisch wächst, erwartet der internationale Währungsfonds 2019 ein ansehnliches, globales Wachstum von 3.5%.
Exportrekord trotz weniger Tempo
Im 4. Quartal 2018 sind die Exporte der Region St.Gallen-Appenzell gesunken. Das Wachstum im Jahresdurchschnitt liegt bei 3.1% und damit unter dem Schweizerischen Durchschnitt von 5.7%. Trotzdem ist das Exportvolumen der Region St.Gallen-Appenzell auf einen neuen Rekordwert angestiegen, denn 2018 hat das bisherige Spitzenjahr 2008 übertrumpft.
Verantwortlich für das Exportwachstum waren die Ausfuhren in die Eurozone, während sie nach Asien und Amerika zurück gingen. Ländermässig betrachtet waren vor allem Deutschland und die Niederlande gute Kunden der Region. Weniger Produkte konnten nach Singapur und China geliefert werden. Von den Schwergewichten im Exportportfolio der Region St.Gallen-Appenzell brillierten die Präzisi-onsinstrumente, aber auch Kunststoffe, Textilien und Chemie / Pharma legten kräftig zu. Die für die Region besonders bedeutende Maschinenindustrie musste hingegen einen Rückgang in Kauf nehmen.
Konstanz in der Industrie
Eine stabile Entwicklung des Konjunkturklimas in der Region St.Gallen-Appenzell prägt den Start ins Jahr 2019. So weicht die Beurteilung etlicher Indikatoren kaum vom Vorquartal ab. Beispielsweise wird die Geschäftslage von 30% als gut beurteilt. Dabei sind die Exportfirmen weniger zufrieden als die binnenorientierten Betriebe. Der Auftragsbestand in der gesamten Industrie hat sich sogar leicht erhöht.
Zwischen den Branchen zeigen sich indessen grosse Unterschiede. In der Maschinenindustrie ist die Luft dünner geworden. Verantwortlich dafür ist in erster Linie der Aussenhandel, sind doch die Exporte von Industriemaschinen im letzten Quartal 2018 um rund 8% gesunken. Der Auftragsbestand wird von einem Drittel der Maschinenbranche als zu klein beurteilt. Die Metallindustrie entwickelt sich solid, auch wenn auf den Auslandmärkten ein steiferer Wind weht.
Die Elektrotechnik hat an Schwung verloren, blickt aber zuversichtlich in die Zukunft. Die Geschäfte der Kunststoff- und Chemiebranche werden durch steigende Exporte gestützt. In der Textilindustrie sowie in der Druck- und Verlagsindustrie ist Sand im Getriebe. Dennoch signalisieren sie für die kommende Entwicklung eine besonnene Zuversicht.
Robuste Bauwirtschaft
Die Geschäfte in der Bauwirtschaft laufen nach wie vor gut. Sie wird sich allerdings dem Trend der insgesamt weniger dynamischen Konjunktur im Laufe des Jahres 2019 kaum entziehen können. Der Hochbau sorgt sich um die Zukunft des Wohnungsbaus, wobei im laufenden Jahr auf-grund der Baubewilligungen und dank tief bleibenden Zinsen keine markante Abkühlung zu erwarten ist. Im Ausbaugewerbe dauert die Hochkonjunktur an. Stimmig ist in dieser Branche – im Unterschied zum Bauhauptgewerbe - auch die Entwicklung der Ertragslage.
Detailhandel behauptet sich
Die Detailhandelsumsätze sind im letzten Quartal 2018 leicht angestiegen. Dabei vermochte der Anstieg des Handels mit Nahrungsmitteln den Rückgang mit Nicht-Nahrungsmitteln zu kompensieren. Der Index der Konsumentenstimmung bleibt im Januar 2019 über dem Durchschnitt. Allerdings erwarten die Konsumenten bezüglich der allgemeinen Wirtschaftslage eine schwächere Entwicklung. Die regionalen Detailhändler rechnen für die kommenden sechs Monaten mit einer weiteren Verbesserung des Geschäftsganges.
Regionaler Konjunkturindex stabilisiert sich
Der Konjunkturindex für die Region St.Gallen-Appenzell hat sich in den letzten Monaten 2018 verschlechtert. Im Januar 2019 konnte der Rückgang gestoppt werden. Verantwortlich dafür ist der Teilindex in der Industrie, haben sich doch zu Beginn des Jahres die Beurteilung des aktuellen Geschäftsganges stabilisiert und die Umsatzaussichten leicht verbessert.
Peter Eisenhut ist Managing Partner von Ecopol Wirtschafts- und Politikberatung. Er lebt in Reute (AR).
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