Marcel Dobler will den Versand von rezeptfreien Medikamenten vereinfachen. Eine mögliche Lösung auf Sicherheitsfragen sieht er in Videochats zwischen Apotheke und Kunde. Die Reaktionen auf die Idee des FDP-Nationalrats fallen gemischt aus.
Die Ausgangslage ist zugegebenermassen etwas seltsam. Für rezeptfreie Medikamente braucht es - der Name sagt es - kein Rezept, wenn man sie in der Apotheke kauft. Wer hingegen dasselbe Medikament per Post nach Hause erhalten will, erhält es nur gegen ein Rezept.
Der Gedanke dahinter dürfte der Sicherheitsaspekt sein. Wer direkt in der Apotheke steht, kann beraten werden, man kann ihn über Nebenwirkungen aufklären oder Alternativen anbieten. Das ist bei einer Onlinebestellung so bisher nicht möglich. Daher wird ein Rezept verlangt, auch wenn dieses eigentlich für die bewusste Arznei nicht nötig wäre.
Der St.Galler FDP-Nationalrat Marcel Dobler will das nun ändern, Weil, wie er einem Videointerview mit dem BLICK sagt, die heutige Regelung «doch kein Mensch begreift.» Zu diesem Thema hat er eine Motion eingereicht, mit der er der Sache Schub geben will.
Dobler ist sich bewusst, dass der Verkauf von Medikamenten - auch rezeptfreien - heikles Gelände ist. Deshalb will er den Versandhandel nicht einfach völlig liberalisieren oder den Beratungsaspekt aushebeln. Stattdessen schlägt er vor, die fachliche Beratung über ein Online-Videogespräch zu lösen. Die entsprechenden technischen Voraussetzungen hat heute fast jeder zuhause oder in der Hosentasche.
Wer keine Apotheke in der Nähe habe oder Zeit sparen wolle, könne mit dieser «Telepharmazie» Zeit und Aufwand sparen, so Dobler. Zusatznutzen für die Apotheken: Ihre potenziellen Kunden kommen plötzlich aus der ganzen Schweiz. Der FDP-Mann ist sogar überzeugt, dass gerade kleine Apotheken davon profitieren könnten.
Dass die Idee gerade von Marcel Dobler kommt, verwundert wenig. Als einer von drei Gründern des Onlineshops Digitec hat er eine Nähe zum Onlineversandgeschäft.
Unterstützung erhält Dobler aus dem Thurgau, konkreter von der Versandapotheke Zur Rose. Dort bemängelt man schon länger, dass die Schweiz eine «Insel» sei. Rezeptfreie Medikamente können in ganz Europa versendet werden, nur nicht bei uns. Bei der Zur Rose weist man auf den Spareffekt für das Gesundheitswesen hin: Im Versand sind Medikamente günstiger.
Etwas Kritik erwächst der Idee bei Pharmasuisse, dem Verband der Apotheken. Dort ist man der Ansicht, beim Versandhandel müssten die Sicherheitsanforderungen höher sein. Der Videoberatung ist man offenbar nicht völlig abgeneigt, allerdings sollen diese auf eindeutig identifizierte Kunden beschränkt werden, verbunden mit einem elektronischen Patientendossier.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.