Als ich kürzlich bei strahlendem Sonnenschein mit dem Zug von Bern in den Thurgau zurückgefahren bin, habe ich mir die Zeit gegönnt und die Landschaft genossen, statt auf dem Laptop herumzutippen.
Obwohl ich diese Strecke schon hundert Mal gefahren bin, ist mir bei dieser Fahrt im Mai wieder einmal besonders bewusst geworden, in welcher attraktiven und lebenswerten Kraftoase wir in der Ostschweiz leben dürfen. Das sind die blühenden Obstbäume, die grünen Wiesen und im Kontrast dazu die gelben Rapsfelder. Oder der Blick auf den Alpstein mit unserm Ostschweizer Hausberg dem Säntis und natürlich auch der Bodensee. Alles praktisch vor unserer Haustüre. Das ist ein herrliches Nachhausekommen! Nun bin ich gespannt, was sich in unserm Garten zu Hause alles verändert hat. Die japanische Kirschblüte erwartet mich in ihrer vollen rosa Pracht, aber auch die gelben und roten Tulpen sind zum Glück noch nicht verblüht und auf den Sträuchern bestaune ich die unzähligen Knospen. Bei einem feinen Glas Weisswein erzählen mein Mann und ich uns, was er im Thurgau und an seinem Arbeitsort in Zürich während der Woche erlebt hat und wie meine Woche in Bern war. Da zurzeit keine Lobbyisten ins Bundeshaus dürfen, gibt es in der Wandelhalle und im Café mehr Platz und Raum für Gespräche zwischen uns Parlamentarierinnen und Parlamentariern. Wir hetzen weniger von Termin zu Termin. Diese persönlichen Gespräche am Rande der Sitzungen schätze ich sehr. Einerseits tragen sie viel zur politischen Lösungsfindung in verhärteten Situationen bei und andererseits sind wir Arbeitskolleginnen und -kollegen und da ist es auch bereichernd, mit einem Kollegen zu sprechen der gerade gesundheitlich eine schwierige Zeit durchmacht oder mit der Kollegin deren Mann die Arbeitsstelle verloren hat. Mit einem direkten Blick in die Augen haben zwischenmenschliche Kontakte einen ganz andern Stellenwert.
So praktisch Videokonferenzen und Homeoffice sind, freue ich mich sehr, wenn ich bald wieder mehr persönliche Gespräche an Sitzungen, bei der Kaffeemaschine, im Restaurant und privat führen kann, damit das Zwischenmenschliche nicht auf der Strecke bleibt. Was ich unheimlich schätze und sicher beibehalten werde: in der Natur der Kraftoase Ostschweiz frische Energie tanken!
Edith Graf-Litscher (*1964) politisiert seit Mai 2005 für die Thurgauer SP im Nationalrat.
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