So wie die Sicherheits-Checks in Flughäfen wegen Terroristenattacken massiv verschärft werden mussten, bewegt sich der Fussball in eine ähnliche Richtung.
Während der Winterpause werden die Veränderungen für Spieler und Zuschauer vehement verändert werden müssen, denn die Attacken auf Schiedsrichter und gegnerische Spieler haben kriegsähnliche Formen angenommen. In die Schweizer Fussballgeschichte wird der Arboner Verein AS Scintilla eingehen, weil seine Spieler den Fussballplatz mehrfach als Boxring benutzt haben. Gegen die Angst auf dem Platz sollen ab der Saison 2020 total veränderte Bedingungen gelten: Die Spieler beider Mannschaften haben sich drei Stunden vor dem Spiel einzufinden. Sie werden in 3 Stufen auf das Spiel vorbereitet:
Stufe eins: Scharfe Kontrolle aller Utensilien durch die Securitas, auch in Körperkontakt, danach Behandlung wie im Flughafen. Die Kosten für die dazu gehörenden Geräte trägt jeder Verein selbst.
Stufe zwei: Mentaltrainer checken ab, ob direkte Feindbilder vorhanden sind, etwa: …Welche Nation hasst du?» Wird etwa «Serbe» oder «Albaner» geantwortet, wird der Spieler gesperrt, denn erfahrungsgemäss können weder Bitten noch Ermahnungen historisch bedingte Feindschaften abbauen.
Stufe drei: eine neue Aufgabe für die Kirchen aller religiösen Gemeinschaften: Pfarrer, Priester, Imame etc. lesen Texte aus Bibel oder Koran vor, in denen Gewalt gegen Menschen abgelehnt wird. Die Fussballer müssen mit lautem «Ja» bestätigen, dass sie dieser Erkenntnis folgen werden. Spieler anderer oder ohne Religion schliessen sich einer selbstgewählten Gemeinschaft an.
Auf dem Platz wird eine Stunde vor Beginn dezente, beruhigende psychodelische Musik ohne Schlagzeug abgespielt. Bevor die Spieler einlaufen, steht der Schiedsrichter am Anspielpunkt. Jeder gibt ihm die Hand, schaut ihm in die Augen und sagt laut auf Deutsch: «Ich werde alle Ihre Entscheidungen problemlos akzeptieren». Dennoch steht hinter jedem Tor ein Bodyguard mit Elektroschocker. Er ist auch berechtigt, Zuschauer, die aggressive Anfeuerungen rufen, sofort zum Verlassen des Spiels aufzufordern.
Ein kleines Detail wurde schnell noch nachträglich nachgereicht: Am Spielende wiederholt sich das Handgeben mit dem Schiri und jeder Spieler muss laut sagen: «Ich werde meine Rachegedanken auch nicht privat umsetzen.»
Wie diese Massnahmen wirken wird am Samstag, den 18. April 2020 in Arbon getestet, wenn hoffentlich der positive Funke auf den «AS Scintilla» überspringt.
Wir sehen uns!
Wolf Buchinger (*1943) studierte an der Universität Saarbrücken Germanistik und Geografie. Er arbeitete 25 Jahre als Sekundarlehrer in St. Gallen und im Pestalozzidorf Trogen. Seit 1994 ist er als Coach und Kommunikationstrainer im Management tätig. Sein literarisches Werk umfasst Kurzgeschichten, Gedichte, Romane, Fachbücher und Theaterstücke. Er wohnt in Erlen (TG).
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