Woran merken wir, dass eine Pandemie herrscht? Durch aufaddierte, positive Testergebnisse. Gäbe es die nicht, herrschte keine Pandemie.
Verharmloser, Panikmacher, Covidioten, Corona-Leugner: Der Krieg der Worte ist in vollem Gange. Es gilt auch hier: Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst.
Besonders schnell passiert das, wenn der Gegner unsichtbar ist. Ein Virus, potenziell tödlich, das löst Urängste aus. Das ist der emotional verständliche Teil der aktuellen Bedrohungslage. Durch die tägliche Angabe von positiv Getesteten als absolute Zahl entsteht der Trommelwirbel, mit dem der nächste Lockdown eingeführt werden soll.
Nun sind die Bulletins des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ja wohl eine Zahlenquelle, die an amtlicher Sicherheit und Klarheit nichts zu wünschen übriglässt. Im Prinzip.
So trug es sich zu und wurde verkündet, dass am Montagmorgen um 8.00 Uhr folgende neue Schreckenszahlen addiert wurden: «Hospitalisierungen neu 171, Todesfälle neu 14.» Wer’s nicht glaubt, hier das Original:
Nun speisen sich diese Zahlen aus einer Excel-Tabelle, die natürlich ebenfalls auf der BAG-Webseite abrufbar ist:
Wenn man die rot umrandeten Zahlen zusammenzählt, mit oder ohne Taschenrechner, stutzt man:
Auf der prominent ausgewiesenen Tabelle sind es 171 Hospitalisierungen, im Excel-Sheet aber nur 77. Das ist nun doch ein Unterschied. Während laut der oberen Tabelle 14 Tote neu zu beklagen sind, verzeichnet die Excel-Tabelle 10.
Der Leser ist verwirrt, darum fragt er beim BAG nach. Als Journalist erhält man immerhin eine Antwort:
«Die Zahl 171 bezieht sich auf die neuen Hospitalisationen, die seit Freitag gemeldet wurden, aber diese fanden bereits vor diesem Datum statt. Die Excel-Tabelle weit die Hospitalisationen nach dem Eintrittsdatum ins Spital aus. Die in den Tagesbericht integrierte Grafik zeigt in organener Farbe die 171 Hospitalisationen, die seit Freitag gemeldet wurden nach Eintrittsdatum.»
Genau gleich sei das auch bei den Todesfällen.
Nachdem mich der schlimme Verdacht beschlich, dass ich dafür einfach zu blöd bin, testete ich die Antwort noch bei einem zweiten Probanden, der sich meiner Kenntnis nach bester geistiger Gesundheit erfreut. Aber auch er scheiterte daran, sich selbst oder mir diese Begründung zu erhellen.
Ich komme leicht stotternd nur so weit, dass wenn in der grösseren Zahl schon vor dem Stichtag gemeldete Ereignisse enthalten sind, dass diese dann doch in einer vorhergehenden Tabelle bereits aufgeführt sein müssten. Hier also doppelt gezählt würden.
Es gibt den Churchill zugeschriebenen Satz, dass man nur Statistiken trauen sollte, die man selber gefälscht hat. Was man aber machen soll, wenn selbst die Hersteller von Statistiken irgendwie den Überblick verloren haben, dazu sagte der englische Staatsmann leider nichts.
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