Im Uhrzeigersinn: Cornelia Komposch-Breuer, Monika Knill, Urs Martin, Walter Schönholzer und Carmen Haag.
Dem Kanton St.Gallen droht eine geografisch sehr einseitig besetzte Regierung. Dass es auch anders geht, zeigt der Thurgau: Dort ist die Regierung nach Regionen so verteilt, als wäre die Besetzung auf dem Reissbrett geschehen. Andere Kriterien wie das Geschlecht leiden nicht darunter.
Die Landkarte nach dem sehr gut möglichen Ausgang der nächsten St.Galler Regierungswahlen spricht eine deutliche Sprache. Es bildet sich eine Gerade zwischen Wil und St.Gallen mit fünf potenziellen Regierungsratsmitgliedern. Darunter klafft eine riesige, unbesetzte Lücke. Das Toggenburg und das Linthgebiet werden mit grosser Wahrscheinlichkeit ausgesperrt bleiben, das Rheintal und Werdenberg dürfen auf einen Sitz hoffen, werden aber hoffnungslos in der Minderheit sein und das Land in dieser Position vertreten müssen.
Ganz anders sieht es im Thurgau aus. Diese Grafik zeigt die Situation, wie sie sich im Thurgau mit einiger Wahrscheinlichkeit nach den Wahlen 2020 bietet. Hier treten vier Bisherige wieder an, und die SVP geht neu mit Urs Martin ins Rennen.
Wenn diese Fünfergruppe durchkommt, wird der Kanton praktisch lückenlos regional abgedeckt. Carmen Haag kommt aus Stettfurt im Bezirk Frauenfeld, Monika Knill aus Alterswilen bei Kreuzlingen, Cornelia Komposch-Breuer aus Steckborn, Walter Schönholzer aus Neukirch an der Thur (Bezirk Weinfelden) und der «Neue», Urs Martin, aus Romanshorn.
Natürlich sind damit auch nicht alle «Ecken» des Kantons abgedeckt. Das ist mit fünf Personen schlicht auch nicht möglich. Was hier aber verhindert werden konnte: Dass sich die Macht in einer Region ballt.
Beim Thema der geografischen Verteilung von Mandaten wird von den Parteien oft angeführt, es sei schwierig, alle Kriterien zu erfüllen. Parteizugehörigkeit, Geschlecht, Wahlchancen: Das sind Faktoren, die mehr Einfluss haben als der Wohnort. Wenn es allerdings im Thurgau gelingt, trotz dieser Einschränkungen auch für eine gute räumliche Abdeckung zu sorgen, zeigt das: Es geht. Zumal ja hier auch keine Einbussen beispielsweise bei der Geschlechterfrage zu beklagen sind: Die Thurgauer Regierung hat eine Frauenmehrheit.
Und hier zum Vergleich noch einmal das mögliche Szenario in St.Gallen mit den acht Leuten, die mit Stand heute in die Regierung wollen:
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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