Die Firmengeschichte umfasst bereits 144 Jahre. Heute steht die Gossauer Lehmann Gruppe an der Spitze. Für Inhaberin Katharina Lehmann fühlt sich das allerdings gar nicht so an.
Der Firmenverbund mit den Unternehmen Blumer-Lehmann AG, Lehmann Holzwerk AG und der BL Silobau AG wird bereits in der fünften Generation von der Familie Lehmann geführt. Über 300 Mitarbeitende engagieren sich für aussergewöhnliche Lösungen mit Holz.
Katharina Lehmann, Die Lehmann Gruppe mit Hauptsitz in Gossau gilt als eine der innovativsten Unternehmungen in der Ostschweiz. Wo in der 144-jährigen Firmengeschichte wurde der entsprechende Weg eingeschlagen?
Innovation, das Suchen und Finden von neuen Lösungen oder fortschrittliche Technologien sind feste Bestanteile unseres Denkens und Handelns, dies schon seit Beginn unserer Tätigkeit. Seit der Gründung der ersten Sägerei im Erlenhof im Jahre 1875 und nun schon während fünf Generationen war der Wandel unser steter Begleiter. Wir konnten uns immer weiter entwickeln und mit neuen Kompetenzen verstärken. Bestand hatte bei allem Wandel unsere Leidenschaft für den Werkstoff Holz und unsere partnerschaftliche und familiäre Kultur.
Heute steht man an der Spitze. Was ist schwieriger: Die Spitze zu erreichen oder sie zu halten?
Danke für das Kompliment, aber für uns fühlt es sich nicht so an, dass wir «an der Spitze» sind. Das ist eine Momentaufnahme aus ihrer Perspektive oder eine Sichtweise, die einzelne Produkte oder Technologien betrifft. Wir arbeiten einfach weiter, mit Hartnäckigkeit, Wissen und Können und versuchen, unsere Kunden zu begeistern, Mehrwerte zu bieten und den Vorsprung zu behalten. Dies indem wir Neues angehen, versuchen die besten Mitarbeitenden für uns zu gewinnen und uns als Mannschaft stetig weiter zu entwickeln. Das war das Rezept, um dorthin zu kommen, wo wir heute stehen und bleibt das Rezept, um noch weiter zu gehen.
Welches Projekt, das sie bisher umsetzen durften, warf medial gesehen die absolut grössten Wellen?
Das Golf-Clubhaus in Südkorea war das erste Projekt, welches weltweit Aufmerksamkeit generiert hat. Denn damals war die Technologie neu und wir haben den Begriff «Free Form» geprägt. Die neue Moschee in Cambridge wird ebenfalls ein Meilenstein sein. Denn hier wurde der Werkstoff Holz sowohl architektonisch hervorragend in Szene gesetzt als auch in seiner Sinnhaftigkeit und Werthaltigkeit erfasst. Intuitiv versteht man dies, wenn man dieses Gebetshaus betritt. Und irgendwann werden die Neubauten für den Swatch Konzern in Biel publiziert. Auch diese Bauten werden ein grosses, mediales Echo erzeugen.
Die Lehmann Gruppe ist international tätig. Welche Märkte sind in Bezug auf die Regulierungen und andere Einflüsse die schwierigsten?
Jedes Land und jede Kultur haben ihre eigenen Herausforderungen und das Arbeiten über die Grenze und in fremden Gefilden ist grundsätzlich nicht einfach. In einzelnen Ländern muss noch stark an den Normen gearbeitet werden, so dass es möglich wird, grössere Holzbauten auch im urbanen Umfeld umzusetzen. Generell kann ich nur folgendes sagen: Es ist und bleibt wichtig, verlässliche Partner zu finden und Länder mit unzuverlässigen Rahmenbedingungen und viel Bürokratie erschweren die Prozesse. Oft werden wir aber auch positiv überrascht.
Und welchen Stellenwert nimmt heute noch der Schweizer Markt ein?
Mit unseren Silo- und Modulbauten arbeiten wir im europäischen Umfeld und mit den Free Form-Bauten auch weltweit. Das sind jedoch die einzigen Tätigkeiten, bei denen es uns gelingt, als Schweizer Unternehmen über die Grenze hinweg konkurrenzfähig zu sein. Nach wie vor sind wir hauptsächlich in der Schweiz und auch regional tätig. Mit Wohnbauten, Gewerbe- und Industriebauten, öffentlichen Gebäuden, landwirtschaftlichen Bauten sowie Umbauten und Sanierungen. Dazu gehören auch kleinere Herzensprojekte, wie zum Beispiel das «Bienenhaus» beim Gymnasium Oberweid in Mörschwil, ein Kräuterhäuschen im Weisstannental oder ein digital gefertigter On-Turnschuh für den Innovationspark in Dübendorf.
Wir freuen uns auch sehr über das Projekt Lattich, das wir gemeinsam mit verschiedenen Partnern realisieren dürfen. Lattich ist übrigens der erste, grössere Modulbau, den wir hier vor Ort umsetzen dürfen. Für die Stadt St. Gallen und das Zusammenspiel verschiedener Disziplinen und Generationen entsteht damit eine tolle Umgebung, die hoffentlich den Nährboden für viele Ideen und eine positive Entwicklung unserer Region bietet.
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Das Interview ist als Erstabdruck im Magazin ImmoPuls, dem offiziellen Messemagazin der Immo Messe Schweiz, erschienen.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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