logo

Bundesrat in Frauenfeld

Mit Cassis im Gespräch

Bundesrat Ignazio Cassis diskutierte im Casino Frauenfeld mit Thurgauer Freisinnigen zum Thema «Grenzkanton – Chancen und Herausforderungen.» 

Die Ostschweiz am 12. November 2018

Bundesrat Ignazio eroberte die Herzen der 180 Anwesenden im Casino Frauenfeld am Samstagabend im Sturm. Denn bereits während des einstündigen Apéros kamen viele zu einem kurzen persönlichen Austausch mit dem Aussenminister. Später in seinem Referat spannte der Bundesrat den Bogen zu dem vor ihm einzigen Arzt im Bundesrat, dem Thurgauer Alfred Deucher. Ignazio Cassis erinnerte auch an die beiden Thurgauer Thomas Bornhauser und Johann Konrad Kern, welche beim Bau des modernen Bundesstaates eine tragende Rolle gespielt haben.

Aussenpolitik ist Innenpolitik

Die Arbeit eines Bundesrates sei bereichernd, herausfordernd und spannend. «Als intensiv mit dem Ausland vernetzte Volkswirtschaft sind für unseren Wohlstand stabile Beziehungen zu unseren Nachbarn wichtig. Aussenpolitik ist deshalb Innenpolitik», verriet Ignazio Cassis in seinem fesselnden Referat. «Wir Tessiner und Thurgauer sitzen im gleichen Boot. Grenzregionen sind auf der einen Seite wirtschaftlich und kulturell eine Herausforderung, auf der anderen Seite eröffnet die Grenzlage auch Chancen.»

Den Kanton Thurgau nimmt Ignazio Cassis als wichtige Region rund um den Bodensee, die mitten in Europa wirtschaftlich pulsiert und geprägt von alemannischen Tugenden wie Fleiss, Zuverlässigkeit und Bescheidenheit wahr. «Ein bisschen Gelassenheit kann manchmal aber förderlich sein», verriet er mit einem Schmunzeln. «Unsere Grenzregionen haben auch eine Brückenfunktion. Wenn sich nämlich irgendwo bilaterale Probleme ergeben, können die Schweizer Vertreter in diesen internationalen Gremien ihre Kontakte nutzen, um Bern zu melden, wie die andere Seite denkt.» Beispielsweise, ob Baden-Württemberg immer gleich ticke wie Brüssel, erwähnte der Bundesrat.

David H. Bon dankte Ignazio Cassis für seine offenen Worte, aber auch für sein authentisches Profil als Aussenminister und wünschte ihm, dass es gelinge, dieses beizubehalten.

Ignazio Cassis

Bundesrat Ignazio Cassis war zu Gast in Frauenfeld vor 180 geladenen Gästen.

Mittendrin, aber an der Grenze

Wie viel der Kanton Tessin und der Kanton Thurgau gemeinsam haben, wurde an der von Kantonsrätin Kristiane Vietze geführten Gesprächsrunde mit dem Bundesrat sowie Nationalrat Hansjörg Brunner, Parteipräsident David H. Bon, Fraktionspräsident Anders Stokholm und der Präsidentin der Jungfreisinnigen, Nazmije Ismaili, unter dem Titel «Grenzkanton – Chancen und Herausforderungen» mehrmals deutlich.

«Randregionen gibt es nicht – es ist alles eine Frage der Perspektive», machte Ignazio Cassis deutlich. «Grenzen eröffnen Chancen und Impulse, weil man lernen muss, über Grenzen hinweg zusammen zu arbeiten», ist Nationalrat Hansjörg Brunner überzeugt. «Der Kanton Tessin wie auch der Kanton Thurgau sind wirtschaftlich sehr erfolgreich», freute sich der Thurgauer Bundesparlamentarier.

Für David H. Bon hat ein Grenzkanton die einmalige Chance, als Bindeglied zwischen Kulturen zu wirken sowie Länder, Menschen und Wirtschaftsräume auf natürliche Weise zu verbinden. «Die Nähe zum süddeutschen Wirtschaftsraum bietet die Möglichkeit, sich mit den Stärksten zu messen», erklärte Anders Stokholm.

Auch die Präsidentin der Jungfreisinnigen, Nazmije Ismaili sieht mehr Vorteile als Nachteile in der geographischen Lage des Kantons Thurgau. «Grenzübergreifende enge Zusam-menarbeit im Bereich Bildung, wie hier im Thurgau zwischen der Pädagogischen Hochschule Kreuzlingen und der Uni Konstanz, ist essentiell und muss auf diesem Level weitergeführt werden.»

In Bundesbern Gehör zu finden, sei einfacher als man denkt, gab Ignazio Cassis auf eine Frage aus dem Publikum zu verstehen. «Aber besser im politischen Dialog als im Jammermodus.» Nationalrat Hansjörg Brunner machte noch einmal deutlich, dass es für den Fortschritt Mehrheiten braucht. «Denn wir müssen und wollen gemeinsam weiterkommen.»

Tessin trifft Thurgau

Die 180 Freisinnigen kamen am Samstagabend im Casino Frauenfeld nicht nur in den Genuss einer bundesrätlichen Rede und einer interessanten Podiumsdiskussion, sondern wurden mit Köstlichkeiten aus der Küche von Beat Jost und musikalischen Leckerbissen der Kanti-Big-Band verwöhnt. Gastgeberin Maja Lüscher verstand es ausgezeichnet, das Motto «Tessin trifft Thurgau» mit Hingabe bis ins letzte Detail durchzuziehen und der 66. Herbsttagung der Thurgauer Freisinnigen einen einmaligen Stempel aufzudrücken. Parteipräsident David H. Bon bedankte sich bei der Organisatorin mit einem Geschenk. Die 180 anwesenden Thurgauer Freisinnigen drückten ihr Lob mit einem intensiven Applaus aus.

Highlights

Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Fettweg-Spritze nicht zugelassen

Nach Wirrwarr um «Lemon Bottle» sagt St.Galler Arzt: «Mir war das Produkt nicht geheuer. Die Unglaublichkeit liegt aber ganz woanders.»

am 06. Apr 2024
Er hat genug

Kurz und knapp: «Aufrecht»-Präsident Patrick Jetzer gibt alle Funktionen ab

am 10. Apr 2024
Neue Präsidentin

Die tägliche Gratwanderung: Wenn das St.Galler Hospiz mit Leben gefüllt wird. Und es eine Warteliste für Menschen gibt, die keine Zeit mehr haben.

am 10. Apr 2024
Punkte zur Kriminalitätsbekämpfung

So will dieser SVP-Nationalrat die Schweiz retten: Mike Egger präsentiert seinen Massnahmenkatalog

am 09. Apr 2024
Ostschweizer Satire

Weibel wirbelt auf: Was die Wahl von Bettina Surber mit Unterhosen zu tun hat

am 09. Apr 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
Variante «Rückbau und Ersatz»

A1 Engpassbeseitigung St. Gallen und 3. Röhre Rosenbergtunnel – ASTRA und Olma Messen vereinbaren weiteres Vorgehen betreffend Halle 9

am 11. Apr 2024
Migration und Markt

Ausbeutung von Sans-Papiers durch Bauern – migrationspolitischer Unsinn

am 11. Apr 2024
Gastkommentar

Die verklagte Schweiz: Von unverständlichen Entscheidungen

am 10. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

SVP-Nationalrat Manuel Strupler: «So kann es nicht weitergehen. Diese Masslosigkeit schadet.»

am 10. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

Mitte-Ständerätin Brigitte Häberli: «Ich verspüre auch keine Lust, mich an der Abgrund- und Katastrophendebatte zu beteiligen»

am 09. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

Mitte-Nationalrat Thomas Rechsteiner: «Im internationalen Vergleich geht es uns sehr gut, wir jammern auf hohem Niveau»

am 08. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

SVP-Nationalrat Walter Gartmann: «Wenn wir so weitermachen, wird es unsere schöne Schweiz in Kürze nicht mehr geben»

am 07. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

FDP-Nationalrätin Kris Vietze: «Unsere Fiskalquote ist unterdessen höher als jene von Deutschland»

am 06. Apr 2024
FDP-Regierungsrat in der Kritik

Wolfsjagd als Weiterbildung: Beat Tinner, welchen Nutzen hat eine solche Russland-Reise für den Kanton?

am 31. Mär 2024
Politischer Wandel

Machtablösung in der Mitte-Hochburg Wil: «Keine ideologische Fantasieideen»

am 10. Apr 2024
Gast an der Uni St.Gallen

Witwe des russischen Oppositionsführers: Julia Nawalnaja spricht am St.Galler Symposium

am 08. Apr 2024
Jugendliche und ihre Probleme

Die geschlossene Wohngruppe des Platanenhofs in Oberuzwil wird 40 Jahre alt: Darf das ein Grund zum Feiern sein?

am 07. Apr 2024
Regierungsratswahlen Thurgau

SVP und SP konnten Regierungsratssitze verteidigen – Denise Neuweiler erreicht Spitzenresultat

am 07. Apr 2024
Der Kanton Thurgau hat gewählt

130 Mandate: So setzt sich der Thurgauer Kantonsrat neu zusammen

am 07. Apr 2024
Harte Kritik

Nach Aussprache des Toggenburger Ärztevereins mit Bruno Damann sagt dieser: «Den Vorwurf des Ärztevereins muss ich nicht rechtfertigen»

am 03. Apr 2024
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Die Ostschweiz

«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.