Der Bahnhofsplatz soll im Bereich des heutigen Bushofs im Rahmen einer Gesamtkonzeption neu organisiert werden. Er reiht sich neben dem städtischen Werkhof und dem geplanten Neubau der Alterswohnungen in die drei grossen Abstimmungsvorlagen. Kommendes Jahr soll das Stimmvolk entscheiden.
Bahnhof, Bushof und Bahnhofsplatz sind Visitenkarten eines jeden Ortes. Orte, an denen viele Menschen ankommen, an denen man sich trifft, an denen man vorbeifährt. Beim Bahnhofsplatz Amriswil sieht der Stadtrat diesbezüglich grossen Handlungsbedarf. Im Interview erklärt Stadtpräsident Gabriel Macedo, wieso der Bahnhofsplatz dem Stadtrat ein so grosses Anliegen ist, wieso das Bauvorhaben schon nächstes Jahr an die Urne kommen soll und was genau geplant wird.
Wieso ist die Neugestaltung des Bahnhofsplatzes und des Bushofs notwendig?
Beim Bahnhofsplatz kommen verschiedene Verkehrsträger auf engstem Raum zusammen, die Sicherheit insbesondere vom Langsamverkehr muss dringend verbessert werden. Weiter ist Amriswil ein Knotenpunkt im Busverkehr, das Angebot wird grösser und die Bedürfnisse an die Infrastruktur steigen. Deshalb brauchen wir einen neuen, überdeckten Bushof. Und zum Schluss ist der Bahnhof und Bushof auch ein Eingangstor nach Amriswil, das heutige Bild ist keine schöne Visitenkarte mehr für unsere Stadt.
Wo sind in der heutigen Situation die Gefahrenzonen?
Zum einen passiert entlang der Poststrasse zu viel auf engem Raum – es wird gefahren, parkiert und überquert. Gleichzeitig darf heute grundsätzlich 50 km/h gefahren werden. Die Gefahrenquellen sind insbesondere bei den Fussgängerstreifen, aber auch bei den Ein- und Ausfahrten aus den vielen Erschliessungsstrassen. Zum anderen laufen die Pendler heute quer über die Bushalteplätze. Gerade in Stosszeiten und bei den gedrängten Fahrplänen ist das nicht ideal und muss so gut es geht verbessert werden.
Wie wird sich die Situation für die Busse ändern?
Die Situation für die Busse wird sich sicherlich verbessern. Es wird übersichtlicher und sicherer. Es ist vorgesehen, den Bushof auf die Westseite des Bahnhofsplatzes zu verschieben. Damit schaffen wir vor dem Bahnhofsgebäude mehr und einen sichereren Platz für die Pendler. Durch die Verschiebung gewinnt der Bushof zudem mehr Platz und damit mehr Übersicht bei den Zu- und Wegfahrten. Für die Pendler wird das Busfahren ebenfalls komfortabler. Neu ist ein überdachter Bushof geplant, heute stehen die Pendler zum Teil sprichwörtlich im Regen.
Ist im gleichen Zug ein Ausbau der Buslinien geplant?
Der öffentliche Verkehr gewinnt immer mehr an Bedeutung. Amriswil ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und die Entwicklung scheint so weiter zu gehen. Der Busverkehr wird aller Voraussicht nach zunehmen. Der Neubau eines Bushofs hat aber nichts mit dem Ausbau der Buslinien zu tun. Diese entstehen durch die Pendler-Nachfrage. Der neue Bushof ist aber so geplant, dass weitere Buslinien und mehr Busse möglich wären. Er ist nach dem heutigen Fahrplan natürlich noch nicht an der Kapazitätsgrenze.
Was wäre, wenn sich die Amriswiler Stimmbürger gegen die Neugestaltung aussprechen?
Das wäre sehr schade. Der Neubau des Bushofs und die Neugestaltung des Bahnhofsplatzes ist aus meiner Sicht eine der wichtigsten Abstimmungsvorlagen der letzten Jahre für die Stadtentwicklung von Amriswil. Ich hoffe deshalb nicht, dass sich die Stimmbürger dagegen aussprechen. Das Projekt hat in vielerlei Hinsicht eine wichtige Bedeutung. Es stärkt den öffentlichen Verkehr, es bringt mehr Sicherheit, vor allem für den Langsamverkehr, und es stösst eine Entwicklung im gesamten Bahnhofsareal an. Amriswil würde mit diesem Projekt einen grossen Schritt nach vorne machen.
Mit dem Bushof bringt die Stadt Amriswil nach dem Werkhof und im November mit den Alterswohnungen erneut ein grosses, teures Bauvorhaben an die Urne. Wieso kommen diese Projekte zeitlich so nah zusammen?
Solch grosse Projekte werden nur angegangen, wenn Bedarf besteht. Hier besteht er. Wir sind in den letzten Jahren überdurchschnittlich stark gewachsen. Damit sind aber auch die Erwartungen gestiegen. Mit den drei Projekten erfüllen wir die Bedürfnisse von verschiedenen Anspruchsgruppen. Beim Werkhof ging es um Effizienz und die Arbeitsbedingungen für unser Personal, bei den Alterswohnungen erfüllen wir die starke Nachfrage nach Betreutem Wohnen und beim Bushof/Bahnhofsplatz geht es um mehr Sicherheit für den Langsamverkehr/Pendler sowie um die Stadtentwicklung an einem strategisch wichtigen Ort in Amriswil.
Kann sich die Stadt dieses Bauvorhaben leisten?
Ja, das können wir. Wir arbeiten auf der Stadt mit einer langfristigen Finanzplanung und haben den Finanzhaushalt der Stadt gut im Griff. Die Zusammenarbeit zwischen dem Stadtrat, der Finanzverwaltung, der Finanzplanungskommission und der Geschäfts- und Rechnungsprüfungskommission funktioniert gut. Es gibt gegenseitige Kontrollen mit ausgewiesenen Fachpersonen. Der Neubau des Bushofs ist zudem als Projekt im Agglomerationsprogramm eingetragen. Wir dürfen hier also auch mit einem grosszügigen Subventionsbeitrag vom Bund rechnen.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Neugestaltung Bahnhofsplatz/Bushof und der Poststrasse?
Der Raum rund um den Bahnhof ist von grosser strategischer Bedeutung für unsere Stadt. Mit der Neugestaltung des Bahnhofsplatzes und dem Neubau des Bushofs stossen wir eine Entwicklung in diesem Gebiet an. Südlich der Poststrasse ist ein Gestaltungsplan vor kurzem in Rechtskraft erwachsen und zwei Gestaltungspläne sind in Arbeit. Diese drei Gestaltungspläne sind mit unserem Bauprojekt abgestimmt und ergänzen sich gegenseitig. Es besteht deshalb eine wichtige und grosse Abhängigkeit. Wir können mit unserem Bauprojekt etwas Nachhaltiges für Amriswil und dessen Entwicklung bewirken.
Wem gehören die Gebäude entlang der Poststrasse und sollen diese abgerissen oder saniert werden?
Auch die ehrwürdige «Alte Post»?
Die Gebäude entlang der Poststrasse gehören verschiedenen privaten Grundeigentümern. Aber auch die Stadt hat mit dem Hotel Bahnhof und der alten Post zwei strategisch wichtige Liegenschaften in diesem Gebiet. Ob und welche Gebäude saniert oder abgerissen werden, ist heute noch nicht klar, aber auch Teil einer langfristigen Entwicklung. Letztlich entscheidet jeder Grundeigentümer für sich selber, wann und wie er investieren wird. Wichtig ist, dass über die Gestaltungspläne die Art der Entwicklung abgestimmt auf die weiteren Gestaltungsplangebiete und den Bahnhofsplatz erfolgen kann.
Wie soll sich der Bahnhofsplatz optisch ändern?
Der Bahnhofsplatz wird offener und freundlicher. Insbesondere wird es aber auf dem Bahnhofsplatz keine Autos oder Busse mehr geben. Wir wollen die ankommenden Gäste mit einer naturnahen Gestaltung bei uns willkommen heissen und den abreisenden Gästen einen nachhaltig positiven Eindruck unserer Stadt mitgeben. Der neue Bahnhofsplatz wird ruhiger, die Aufenthaltsqualität steigt, ohne dass wir dabei einen neuen Park schaffen.
Wie wird sich die zurzeit heikle Situation für die Radfahrer ändern?
Das Projekt berücksichtigt auch den gestiegenen Veloverkehr. Wir planen grosszügige Veloparkanlagen und versuchen verschiedene Wünsche miteinzubeziehen. So sind neben den klassischen Veloparkplätzen auch abschliessbare Parkplätze geplant. Wer das wünscht kann damit sein Velo, E-Bike oder Mofa sicher und über längere Zeit am Bahnhof stehenlassen.
Und was ändert sich für diejenigen, die mit dem Auto zum Bahnhof fahren?
Die Strassenführung wird sich nicht gross ändern. Durch die Verschiebung des Bushofs und der Öffnung des Bahnhofsplatzes wird es aber übersichtlicher und geordneter. Zudem ist geplant, zwischen der Kreuzung Bahnhof-/Poststrasse und Kirch-/Poststrasse eine 30er-Streckensignalisation einzuführen. Das heisst, dass zwischen diesen beiden Knoten max. 30 km/h gefahren werden darf. Die 30er-Streckensignalisation ist nicht mit einer 30er-Zone zu verwechseln. Anders als bei einer 30er-Zone gibt es dort keinen Rechtsvortritt oder andere verkehrsberuhigende Elemente.
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