Einen Umsatz von gut 50 Millionen Franken mit einem Exportanteil von 70 Prozent sowie rund 110 Mitarbeiter – die Zahlen der Glatz AG in Frauenfeld sind vielversprechend. Wie CEO Markus Glatz es schafft, konkurrenzfähig zu bleiben und wozu er lieber schweigt, verrät er im Interview.
Die Glatz AG, Frauenfeld, entwickelt, produziert und vertreibt weltweit Sonnen- und massgefertigte Grossschirme mit passendem Zubehör. Sie blickt im Jahr 2020 auf eine 125-jährige Firmengeschichte zurück und gehört zu den in Europa und weltweit führenden Sonnenschirmherstellern.
Markus Glatz, seit 1993 führen Sie das Geschäft in vierter Generation. Kam es für Sie gar nie in Frage, etwas anderes zu machen?
Anfangs war es gar nicht klar, ob ich jemals in den Familienbetrieb einsteigen werde. Ich wurde von meinen Eltern auch nie gezielt in diese Richtung gedrängt. Das erste Stellenangebot meines Vaters habe ich dann auch abgehlehnt, da ich mir meine erste Kaderposition unbedingt ausserhalb des Familienunternehmens verdienen wollte – was mir anfangs 1987 mit der Beförderung zum Prokuristen und der Führung eines kleinen Teams schliesslich auch gelang.
Seit Jahren verzeichnet Ihr Unternehmen ein Wachstum, weitere Standorte kamen dazu. Gleichzeitig wuchs jedoch auch das Konkurrenzangebot von Billigwaren. Wie schaffen Sie diesen Spagat?
Glatz stärkt seine Marktführerschaft mit einer konsequenten und kontinuierlichen Entwicklung und Überarbeitung von Produkten und Sortimenten, internationale Kooperationen und Allianzen sowie einem Führungsteam mit unterschiedlichsten Fähigkeiten, internationaler Erfahrung und Sozialkompetenz. Das alles zusammen sorgt dafür, dass wir stets am Puls der Zeit sind und uns an die sich stetig ändernden Marktanforderungen anpassen können. So ist die erfolgreiche Geschichte von Glatz seit jeher geprägt von ihren Inhabern und Mitarbeitern. Menschen, die an ihre Vision glauben, sich davon nicht abbringen lassen und im Team ihre Ziele erreichen. Nur so konnte der Wandel des Unternehmens von der handwerklichen Fertigung handgetragener Mode- und Trachten-Sonnenschirme im Jahre 1895 über industriell hergestellte Gartenschirme bis hin zu den massgeschneiderten Grossschirmen von bis zu neun Meter Durchmesser erfolgreich bewältigt werden.
Sie sagten einmal, der Erfolg sei unter anderem auf patentrechtlich geschützte Eigenentwicklungen zurückzuführen, wie beispielsweise dem Gelenkschirm Alexo. Ist das nach wie vor der Fall?
Ja genau. Mit den Patent-, Marken- und Designschutzrechten stärkt das Unternehmen nicht nur seine Marktposition, Kompetenz und sein Top-Image, sondern spornt damit ausserdem die Kreativität seiner Entwickler und Produktmanager an. Derzeit verfügt Glatz über mehr als zehn international registrierte Funktionspatente, die auf Bedienkomfort, optimaler Schattenführung und einer hochstehenden Allwetterqualität verschiedener Schirmtypen abzielen.
Der Gelenkschirm Alexo nimmt auch in der heutigen Zeit eine Vorbildfunktion ein.
So ist es. Der 1931 eingeführten ALEXO®, der 1959 entwickelte und patentierte erste Freiarmschirm PENDALEX® und der 1972 lancierte PERGOLA® (heute weitergeführt als PALAZZO®) mit patentiertem, gegenläufigem Teleskopsystem von bis zu sieben Metern Durchmesser sind nach wie vor die «Urväter» unseres modernen, design- und funktionsorientierten Sonnenschirm-Sortiments. Sie erfüllen heute ihren Zweck sowohl in Gärten und auf Terrassen unserer privaten Kunden, wie auch in den Beschattungskonzepten unserer professionellen Kunden.
Auch 2018 machte Ihr Unternehmen positive Schlagzeilen. Damals wurden auf dem Sechseläutenplatz Sonnenschirme einer ausländischen Firma aufgestellt – innert zwei Tage gingen diese jedoch kaputt und wurde mit denjenigen aus Ihrem Hause ausgewechselt. Wie gross ist die Freude dabei, besser als die Konkurrenz zu sein?
Ein Gentleman geniesst und schweigt.
Besagtes Beispiel zeigt, dass Ihr Unternehmen einiges besser macht, als es bei anderen der Fall ist, welche nicht so erfolgreich sind. Worin liegt das Geheimnis?
Es gibt kein Geheimnis. Es braucht nur Menschen mit der richtigen Einstellung und den unterschiedlichsten Fähigkeiten, die bereit sind, sich für die gemeinsamen Ziele zu begeistern und sich dann zu Hochleistungsteams zu entwickeln. Nur so können die besten Produkte und Dienstleistungen entstehen.
Nun sind Sie unter den Finalisten des Prix SVC Ostschweiz. Was bedeuten solche Auszeichnungen für Sie?
Im Jahr unseres 125-jährigen Jubiläums ist diese Nominierung eine besonders willkommene und schöne Anerkennung für die Leistung unserer Mitarbeiter heute und die Errungenschaften der Generationen vor uns.
Die Glatz AG ist eine der sechs Unternehmens-Finalisten, welche für den Prix SVC Ostschweiz nominiert sind. Der Preis wird am Donnerstag, 5. März, vor rund 1'000 Gästen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur verliehen.
Manuela Bruhin (*1984) aus Waldkirch ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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