Zahlreiche Menschen, vor allem jüngeren Alters, suchen im Internet nach freien Stellen und informieren sich dort vor einer Bewerbung über das Unternehmen. Zudem findet Recruiting angesichts der aktuellen Kontaktbeschränkungen vermehrt im digitalen Raum statt.
Zahlreiche Prozesse werden online abgehandelt. Jedoch sind Unternehmen mit den Ergebnissen oft unzufrieden. Der «Recruiting Trend Studie 2020» der Universität Bamberg zufolge sind es vier von zehn Firmen, wobei Zufriedenheit nicht gleichbedeutend mit dem Ausschöpfen aller Potenziale ist. Woran liegt das? An der Nachfrage nicht.
Online-Jobbörsen bilden mit 41,9 Prozent den häufigsten Einstieg in die Bewerbung, wie Recruiting-Software-Anbieter softgarden in seiner «Candidate Experience 2020»-Umfrage anführt. Es folgen Karrierewebsites mit 25,6 Prozent, Businessnetzwerke wie Xing oder LinkedIn mit 12,8 Prozent und Google mit 10,5 Prozent.
Dabei seien Bewerber, die über Google auf Jobs aufmerksam werden, mit durchschnittlich 29 Jahren deutlich jünger als zum Beispiel Bewerber, die über eine Online-Jobbörse in den Prozess einsteigen. Deren Durchschnittsalter liege bei 35 Jahren. Bewerber, die 23 Jahre und jünger sind, Vertreter der Generation Z, nutzen zur Stellensuche mehr als alle anderen Altersgruppen Smartphones oder Tablets. Das zeigt die «Recruiting Trends»-Studie 2020 des Centre of Human Resources Information Systems der Universitäten Bamberg und Erlangen-Nürnberg sowie des Karriereportals Monster.
Von ihnen verwendet nur knapp die Hälfte häufig Endgeräte mit einer Tastatur im Privatleben. Stattdessen gaben 60,5 Prozent von ihnen an, unterwegs auf dem Smartphone nach offenen Stellen zu suchen.
Es hapert bereits an den Grundlagen
Da zunehmend mehr jüngere Menschen ins Berufsleben eintreten, ist es für Unternehmen also zwingend erforderlich, im Internet – und dabei mobil – gut präsent zu sein. Doch in diesem Bereich gibt es viel Luft nach oben, wie HR-Softwarehersteller prosoft in seinem «SEO-Audit: Wie gut ist Deutschlands Recruiting aufgestellt?» attestiert.
Im Durchschnitt erreichen die untersuchten Unternehmen etwas mehr als die Hälfte der möglichen Punkte im Search Engine Optimization (SEO)-Score. Die Zahlen gelten zwar für Deutschland, aber die Lage in der Schweiz ist ähnlich, wie die aktuelle BEST-RECRUITERS-Studie belegt. Ihr zufolge kam mehr als die Hälfte der getesteten Unternehmen auf 40 bis 60 Prozent der möglichen Gesamtpunkte, wobei die Anzahl der Arbeitgeber mit einem Top-Ergebnis gesunken ist.
Es hapert bereits an simplen Grundlagen, etwa an strukturierten Daten. Nicht einmal jedes dritte Unternehmen nutzt prosoft zufolge diese SEO-Technik, wobei der Mittelstand schlechter abschneidet als Konzerne. Ein Beispiel dafür: Stellenanzeigen, die als nicht maschinenlesbare Image-PDFs ins Internet geladen werden. Weiter geht es mit der Pflege von Metadaten wie Titel und Seitenbeschreibung. Mehr als die Hälfte der analysierten Unternehmen habe dies versäumt.
Darüber hinaus haben sowohl Konzerne als auch KMU in puncto Nutzerfreundlichkeit ihrer Websites Aufholbedarf, unter anderem in Bezug auf die mobile Page Speed. Der Softwareanbieter stellt fest: «Vor allem die berühmten tief hängenden SEO-Früchte, wie die Optimierung von Meta-Daten oder die sinnvolle Gestaltung von Überschriften, werden oft nicht gepflückt. Warum eigentlich?»
Zehn einfache Tipps
Denn das Ernten dieser Früchte ist keine Raketenwissenschaft. Folgende Tipps zur Optimierung der eigenen Website lassen sich einfach umsetzen:
Es sollte nur eine H1 ausgezeichnet werden, die das Thema beschreibt. Für die weitere Gliederung sind H2, H3 etc. zu verwenden, ohne eine Hierarchiestufe auszulassen.
Dies beinhaltet, statt kreativer Wortschöpfungen Berufsbezeichnungen zu verwenden, nach denen potenzielle Kandidaten suchen.
Der Seitentitel sollte etwa 58 Zeichen lang sein, die Seitenbeschreibung maximal 145 Zeichen. Für jedes Bild ist ein Alt-Tag zu verwenden.
Darüber hinaus sind Unternehmen gut beraten, folgende Aufgaben anzugehen:
Denn die regelmässige Aktualisierung von Websites spielt beim Suchmaschinenranking eine grosse Rolle. Gut dafür geeignet sind Blogs sowie News.
Dort können neue Beiträge auf der Website angeteasert werden.
Mathias Heese, Geschäftsführer von softgarden, erläutert: «Arbeitgeber, die den Faktor Bewertungen aktiv managen, verschaffen sich auch beim Thema Recruiting-SEO einen Ausgangsvorteil.»
Hierbei ist ebenfalls darauf zu achten, dass die Daten strukturiert und maschinenlesbar bereitgestellt sowie gängige Berufsbezeichnungen verwendet werden.
Sie kann bei kurzfristigen Kampagnen eine sinnvolle Ergänzung zur SEO sein.
Die Resonanz auf die einzelnen Schritte sollte untersucht werden. Dies führt zu Ergebnissen, die helfen, künftige Aktivitäten noch besser zu steuern.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist die richtige Reihenfolge und Gewichtung. SEA und Social-Media-Profile können beispielsweise ihr volles Potenzial für das Unternehmen erst entfalten, wenn dieses über eine für Menschen und Suchmaschinen attraktive Website verfügt. Das heisst: Die eigne Website sollte an erster Stelle stehen. Anschliessend nützt es, andere Quellen damit zu vernetzen.
Zudem ist von Bedeutung, dass die Massnahmen zu den Zielen passen und zum richtigen Zeitpunkt stattfinden. Eine SEA-Kampagne zur Arbeitgeberattraktivität etwa ergibt Sinn, wenn Mitarbeiter gesucht werden und nicht im Nachhinein.
Kurz: Auch beim Online-Recruiting geht es darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Herr Pascal Scacchi, Senior Management Consultant bei Nellen & Partner in Zürich.
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