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«Meister im Verdrängen»

Musiker Kuno Schedler: «Ich wollte eigentlich Chef der Brauerei Schützengarten werden»

Sieben Fragen, sieben Antworten. Manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Tiefe. Heute: Singer-Songwriter Kuno Schedler alias Ed Blue. Wäre es als Manager glücklich geworden? Und wie sieht nach einem Aufenthalt in Nashville nun seine «Bucket List» aus?

Marcel Baumgartner am 12. April 2024

Was war Ihr absolutes Highlight in den vergangenen Tagen oder Wochen?

Das Konzert von Ed Blue & The Rootstocks am 16. Februar in der Industrie 36 in Rorschach. Die Location war perfekt, das Publikum aufmerksam, die Stimmung herrlich. Das schmeckt nach mehr …

Welche Gefühle löst ein solches Highlight jeweils bei Ihnen aus? Und haben Sie das Bedürfnis, es ordentlich zu feiern?

Es entsteht eine grosse Dankbarkeit gegenüber dem Publikum und meinen Mit-Musikern. Ausserdem verspürte ich Stolz auf die knapp zwei Stunden, in denen wir ausschliesslich eigene Songs gespielt haben. Und ja: Intensiv positive Momente wollen anständig gefeiert werden! Das habe ich von meinen Eltern so gelernt, und schöne Familientraditionen sollen aufrechterhalten bleiben.

Wie gehen Sie mit Niederlagen um? Und welches war die letzte grössere Niederlage?

Ich bin ein Meister im Verdrängen, daher lasse ich Niederlagen oft nicht sehr intensiv an mich herankommen. Aber wenn sie dann doch durchdringen, kann ich sehr niedergeschlagen sein und mich hängen lassen. Bis jetzt konnte ich mich allerdings noch immer aufrappeln und positive Energie entwickeln. «Glücklich ist, wer vergisst», singen sie in der Fledermaus.

Würden Sie von sich sagen, dass Ihre Work-Life-Balance intakt ist? Und falls nicht: Woran liegt es?

Absolut. Seit ich an der HSG keine Führungsverantwortung mehr habe, fehlt zwar ein grosses Stück Faszination. Aber ich kann berufliche Prioritäten wieder selbst setzen und habe für mich, die Familie und die Musik mehr Zeit.

Welchen grossen Traum möchten Sie sich noch erfüllen? Und was hat Sie bisher davon abgehalten?

Ha, das ist eine gute Frage! Eigentlich ist meine «Bucket List» leer, seit ich im Frühjahr 2022 in Nashville war und dort mein letztes Album mit Studiomusikern aus Nashville einspielen konnte. Wunschlos glücklich sozusagen. Wobei … ein Tauchurlaub, vorzugsweise in warmem, klarem Wasser, das wäre schon traumhaft. Und müsste ja erfüllbar sein.

An welchem Punkt in Ihrem Leben hätte die Entwicklung ganz anders verlaufen können. Und wieso?

Als ich 1991 nach St. Gallen zurückkam, wollte ich eigentlich Chef der Brauerei Schützengarten werden. Mit dem Produkt «Bier» konnte ich mich identifizieren. Aber die Stelle war besetzt, also ging ich zur Überbrückung an die HSG, mit dem Ziel, nach dem Doktorat zurück in die Wirtschaft zu gehen. Ob ich als Manager glücklich geworden wäre?

Was soll auf keinen Fall auf Ihrem Grabstein stehen?

«Angepasst und bieder»

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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