Dr. Michael Steiner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der acrevis Bank AG
Themen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit beschäftigen unsere Gesellschaft stark – auch die Wirtschaft: Nicht nur CO2-intensive Branchen wie die Industrie sind gefordert, «grüner» zu werden, auch Banken und andere Finanzmarktakteure werden vermehrt in die Pflicht genommen.
Doch was bedeutet es, nachhaltiges oder ganz allgemein verantwortungsvolles Banking zu betreiben? Welche Einflussmöglichkeiten haben Banken? Und wie weit soll die Verantwortung von Banken gehen bei der Realisierung nachhaltiger Entwicklungsziele?
Einflussmöglichkeiten von Banken auf eine nachhaltige Entwicklung
Die Nachhaltigkeit von Unternehmen wird anhand der ESG-Kriterien beurteilt. «ESG» steht für Environment, Social und Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Eine Firma ist nachhaltig, wenn sie für ihre Geschäftstätigkeit alle drei Aspekte berücksichtigt. Mit Blick auf den Klimawandel liegt der Fokus aktuell vor allem auf der ökologischen Dimension. Für Banken Ð wie für andere Unternehmen auch – bedeutet dies, ihren Betrieb ökologisch zu gestalten und eigene CO2-Emissionen zu reduzieren. Dazu kommt ein weiteres Potenzial: Klimaaktivisten fordern etwa, dass Banken Gelder konsequent in nachhaltige Branchen und Unternehmen lenken. «Dank ihrer zentralen Position im wirtschaftlichen System und ihrer Schlüsselrolle als Kapitalgeber, Anlageberater und Investoren haben Banken gewisse Einflussmöglichkeiten bei der Steuerung von Finanzflüssen. Ob und wie Banken diese Funktion wahrnehmen sollten, ist aber unklar und muss demokratiepolitisch und gesellschaftlich kritisch hinterfragt werden», hält Dr.?Michael Steiner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der acrevis Bank AG mit Hauptsitz in St.?Gallen, fest.
Dazu gibt es vier Möglichkeiten.
• Banken als Kreditgeber: Banken können Finanzierungskonditionen unterschiedlich ausgestalten und Kredite für nachhaltige Investitionen zu attraktiveren Konditionen vergeben. ESG-Faktoren wie Klimarisiken können zudem in die Kreditprüfung einfliessen und das Kredit-Risikoprofil von Unternehmen beeinflussen. Anhand von Ausschlusskriterien werden zunehmend keine Kredite an Unternehmen in nicht nachhaltigen Branchen vergeben.
• Banken als Investitions- und Anlageberater: Banken können ihre Kundschaft auf nachhaltige Lösungen aufmerksam machen. Das kann so weit gehen, dass Banken nicht nachhaltige Anlagen von ihrem Angebot ausschliessen.
• Banken als Anleger: Banken, die eigenes Geld anlegen, können sich für nachhaltige Anlagen entscheiden und über ihre Stimmrechte Einfluss auf Unternehmen üben, in welche sie investiert sind.
• Banken als zukunftsgerichtete Wegbegleiter: Banken nehmen vermehrt eine beratende Rolle ein, um Firmenkunden auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft zu begleiten. Einzelne unterstützen Firmenkunden beispielsweise bei der Umstellung von fossilen zu erneuerbaren Energien.
Verantwortung von Banken
Auch wenn das Thema Nachhaltigkeit im Schweizer Finanzsektor hohe Priorität hat: Einheitliche Standards und Richtlinien etwa zur Steuerung von Finanzflüssen fehlen. Daher orientieren sich die Finanzmarktakteure an einer Vielzahl von Ansätzen und regulieren sich in diesem Bereich selbst.
Dazu stellen sich zwei wesentliche Fragen: Reicht Selbstregulierung aus, um die nationalen und internationalen Ziele für nachhaltige Entwicklung effektiv zu erreichen? Und ist es im Sinne einer modernen demokratischen und rechtsstaatlichen Gesellschaft, dass Finanzmarktakteure selbst über «richtig und falsch» entscheiden, indem sie ihren Kunden ähnlich einer Bevormundung vorschreiben, wie sie ihre Geldflüsse zu lenken haben? Sollen Banken individuell darüber befinden, welche Branchen und Firmen nachhaltig und somit förderungswürdig sind – und nach welchen Kriterien?
Mit der Umsetzung des von Klimaaktivisten geforderten Investitionsstopps für Unternehmen, die in fossilen Energien aktiv sind, würden Banken als moralische bzw. quasi-gesetzliche Instanz richten. Soll das tatsächlich in ihrer Verantwortung sein? Für Michael Steiner ist klar: «Alle gesellschaftlichen Akteure inklusive Realwirtschaft und Finanzbranche müssen Verantwortung übernehmen, um eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.» Entsprechende Ziele können aber nur dann effektiv erreicht werden, wenn auch Politik und Stimmvolk ihre Verantwortung wahrnehmen und einen gesetzlichen Rahmen vorgeben, indem sich die einzelnen Akteure zielgerichtet entwickeln können.
Denn: «Die Verantwortung von Banken besteht darin, innerhalb dieses Rahmens zukunftsgerichtet zu handeln, und nicht darin, sich abseits des Gesetzes als moralische Instanz zu etablieren.»
Möchten Sie Ihr Vermögen nachhaltig anlegen?
Auch die Investitionsentscheidungen von Privatanlegern spielen eine wichtige Rolle bei der Erreichung nachhaltiger Entwicklungsziele. Wer nachhaltig anlegen will, findet eine grosse Auswahl an Produkten und Dienstleistungen. Unterschiedlichste nachhaltige Anlagelösungen haben sich etabliert, welche neben der Rendite auch ESG-Faktoren berücksichtigen. Michael Steiner: «Diese Vielfalt macht es schwierig, sich einen Überblick zu verschaffen und die individuell passende Anlagelösung zu finden. Beratungsstarke Banken wie acrevis mit langjähriger Anlagekompetenz leisten hier einen wichtigen Beitrag.»
Die Wertorientierung von Anlagen und Investments und damit auch ihr Fokus auf Rendite und?/?oder Nachhaltigkeit können sehr unterschiedlich sein (siehe Grafik). Das Spektrum reicht von traditionellen Anlagen mit reinem Renditefokus über Standard-ESG-Anlagen bis hin zu philanthropischen Spenden.
Marktrenditen und Wertorientierung kombiniert
Nachhaltige Anlagelösungen spielen auch bei acrevis eine zentrale Rolle, so Steiner: «Unser nachhaltiges Vermögensverwaltungsmandat kombiniert klassische ESG-Anlagen und Anlagen im Bereich Impact Investing. Dieser Nachhaltigkeitsansatz verbindet Marktrenditen und eine starke Wertorientierung.» Dies deckt sich bestens mit dem eigenen Anspruch von acrevis, verantwortungsvolles Banking zu betreiben: «Für acrevis heisst dies vor allem, dass alle unsere Aktivitäten auf einer gesunden Unternehmenskultur und einer klaren Werthaltung beruhen. Diese Kultur hat zum Ziel, die Interessen der Kunden und Aktionäre, aber auch der Gesellschaft und der Umwelt ins Gleichgewicht zu bringen. Im Fokus steht eine unabhängige und kompetente Beratung mit einer umfassenden, langfristigen und zukunftsorientierten Perspektive. Dank der regionalen Ausrichtung von acrevis sind wir stets nah an den Bedürfnissen von Kunden und Gesellschaft und
können sicherstellen, dass diese wahrgenommen und in das tägliche Bankgeschäft einbezogen werden. So leben wir unsere Vision von verantwortungsvollem Banking tagtäglich», betont Michael Steiner.
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