Die Thurgauer Raiffeisenbanken zeigen sich unbeeindruckt von den allgemeinen Schlagzeilen auf nationaler Ebene. Das Vertrauen in die einzelnen Banken sei ungebrochen hoch. Raiffeisen profitiere diesbezüglich von der dezentralen Struktur.
«Die Verbundenheit mit den Genossenschafterinnen und Genossenschaftern sowie die enge Zusammenarbeit mit den Kundinnen und Kunden waren schon immer das Erfolgsgeheimnis der Thurgauer Raiffeisenbanken», sagte Urs Schneider, Präsident des Thurgauer Verbands der Raiffeisenbanken, anlässlich der Halbjahresmedienkonferenz vom 8. August 2018.
Das dadurch entstandene, grosse Vertrauen habe sich durch die Vorkommnisse und Schlagzeilen rund um Raiffeisen Schweiz nicht erschüttern lassen.
Die Thematik habe ihn sehr beschäftigt. Insbesondere weil die Ereignisse die Gruppe und auch ihn persönlich völlig unerwartet getroffen hätten.
Sie stünden zudem im krassen Kontrast zum geschäftlichen Erfolg auf allen Ebenen, so auch im Thurgauer Verband: Die konsolidierten Zahlen der 15 Thurgauer Raiffeisenbanken zeigen weiterhin nach oben. Ein Grund dafür sei die wachsende Bedeutung des Firmenkundengeschäfts.
Als Ort für die Medienkonferenz habe man mit dem Weingut Burkhart in Weinfelden deshalb bewusst einen Gewerbe- und Landwirtschaftsbetrieb gewählt. Die Auswahl des Ortes stehe symbolisch dafür, wie sehr die Raiffeisenbanken im Thurgau verwurzelt seien.
Erfolgreich und effizient unterwegs
Den Erfolg im ersten Halbjahr verdeutlichte Josef Maier, Leiter Öffentlichkeitsarbeit im Vorstand des Thurgauer Verbands, bei der Präsentation der wichtigsten Kennzahlen: Die konsolidierte Bilanzsumme aller Thurgauer Raiffeisenbanken wuchs in den vergangenen zwölf Monaten um 4 Prozent auf 13.969 Milliarden Franken.
Die Ausleihungen stiegen um 4.6 Prozent auf 12.331 Milliarden Franken, die Kundengelder um 2.7 Prozent auf 9.68 Milliarden Franken.
Die indifferenten Erträge aus Wertschriften- und Kommissionsgeschäft konnten um 10.5 Prozent auf 9.16 Millionen Franken gesteigert werden.
Auch das Kerngeschäft habe sich wieder sehr erfreulich entwickelt: Die Thurgauer Raiffeisenbanken erzielten im Zinsgeschäft in der ersten Jahreshälfte einen Zuwachs von 3.3 Prozent, so dass dessen Erfolg auf 69.72 Millionen Franken kletterte.
Der Betriebsertrag liegt mit 87 Millionen Franken 3.7 Prozent über dem Vorjahreswert, der Bruttogewinn stieg um 3.9 Prozent auf 44.1 Millionen Franken.
Besonders erfreulich sei, dass gleichzeitig die Effizienz weiter gesteigert werden konnte. So erreichte die Cost-Income-Ratio – also das Verhältnis von Aufwand und Ertrag – die Rekordmarke von 49.3 Prozent.
Raiffeisen bleibt Raiffeisen
André Kobelt, Vizepräsident des Verbandes, bedauerte, dass Raiffeisen Schweiz negativ in die Schlagzeilen geriet. Er untermauerte aber, dass die Ereignisse kaum Einfluss an der Kundenfront hätten.
Das Vertrauen in die einzelnen Banken sei ungebrochen hoch. Raiffeisen profitiere diesbezüglich von der dezentralen Struktur. Daran solle auch in Zukunft nichts geändert werden. S
eines Erachtens seien die richtigen Schritte eingeleitet worden: die Verbesserung der Aufsicht, die personelle Erneuerung von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung, die Klärung der Rolle von Raiffeisen Schweiz sowie die Überarbeitung der Vergütungspolitik.
«Ich werde mich, so lange ich dabei bin, dafür einsetzen, dass genossenschaftliche Werte wieder gestärkt werden», ergänzte Urs Schneider, der noch bis im Herbst als Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz tätig ist und sich danach wieder vermehrt auf den Thurgauer Verband und insbesondere auf dessen 100-Jahr-Jubiläum im kommenden Jahr konzentrieren wird.
Für Herausforderungen rüsten
Schneider erklärte, dass die steigenden regulatorischen und betriebswirtschaftlichen Anforderungen eine grosse Herausforderung für jede einzelne Bank darstellen.
Um sich optimal aufzustellen, haben sich im Frühling die drei Raiffeisenbanken Dussnang-Fischingen, Rickenbach-Wilen und Sirnach zur Raiffeisenbank Regio Sirnach zusammengeschlossen.
Zudem fusionierten die Raiffeisenbanken Berg-Erlen und Mittelthurgau. Die Raiffeisenbanken Münchwilen-Tobel und Wängi-Matzingen bleiben hingegen eigenständig, nachdem die Genossenschafterinnen und Genossenschafter der zweitgenannten eine Fusion abgelehnt hatten.
Mehr Mitarbeitende, mehr Mitglieder
Die Thurgauer Raiffeisenbanken beschäftigten per Ende Juni 2018 insgesamt 479 Personen mit umgerechnet 391 Vollzeitpensen. 47 Lernende absolvieren derzeit ihre Ausbildung bei den Finanzinstituten.
Der Mitgliederbestand sei im vergangenen Jahr um mehr als 700 auf 112‘580 gestiegen, betonte Josef Maier: «Das unterstreicht, dass die Raiffeisenbanken bei der Bevölkerung weiterhin hoch im Kurs stehen.»
Cyrill Rüegger ist Projektleiter und Berater bei der salcom.biz Public Relations in Bischofszell.
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