Es gibt sie in jeder grösseren Ortschaft, meist etwas versteckt ausserhalb der City. Sie streuen keine Reklame, haben keinen Internet-Auftritt und keine Leuchtreklame über der Tür. Und dennoch kennt sie jeder.
In ihrem Laden gibt es alles, was man so im Orient braucht:
Tee, Ayran, Fladenbrot (vom Schweizer Bäcker hergestellt), Würste, Gewürze, schärfste Peperoni, Süssigkeiten en masse.
Entsprechend weit weg riecht es. In Corona-Zeiten kann dies ein Grund sein, dorthin zu gehen, um das Fernweh etwas zu dämpfen.
Das Publikum ist gemischt:
Zuerst einmal Muslime in ihrer typischen Kleidung, andersgläubige Südländer und (welch Überraschung!) viele Schweizer.
Im Laden ist es dunkel und sehr eng. Man schiebt sich durch, muss immer mal warten, weil man nicht überholen kann, bleibt an unbekannten Produkten stehen, um halbwegs herauszubekommen, was es denn ist und kauft dann reife Tomaten, die intensiver schmecken als bei der Migros und billiger sind als bei Lidl.
Der Orient ist bei uns jederzeit greifbar.
Tante Emma würde auch hier einkaufen, weil es ein stückweit so ist wie früher bei ihr.
Wolf Buchinger (*1943) studierte an der Universität Saarbrücken Germanistik und Geografie. Er arbeitete 25 Jahre als Sekundarlehrer in St. Gallen und im Pestalozzidorf Trogen. Seit 1994 ist er als Coach und Kommunikationstrainer im Management tätig. Sein literarisches Werk umfasst Kurzgeschichten, Gedichte, Romane, Fachbücher und Theaterstücke. Er wohnt in Erlen (TG).
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