Die Satiresendung «Deville» löst im Fürstentum Liechtenstein eine halbe Staatskrise aus. Das Web ist belustigt.
Die Liechtensteiner Pfadfinder wollen das Fürstentum im Handstreich übernehmen. Der Fürst und seine Familie werden aufgefordert, ihr Hab und Gut zusammenzupacken und zu verschwinden. Das in aller Kürze der Inhalt eines Elements der Satiresendung «Deville» vom Sonntagabend auf SRF.
So weit, so lustig. Nicht mitlachen mochten die echten Pfadfinder. Ihre Distanzierung von der Sendung reiste heute flugs durchs Netz. Man respektiere Satire durchaus. aber…: Das war der Grundtenor der Reaktion. Und die Antwort in den sozialen Medien kam ebenso schnell: Habt ihr keinen Humor?
Die Pfadfinder fühlten sich bemüssigt, nachzulegen. Demnach war es nicht die satirische Darstellung der Pfadfinder, die sie störte, sondern ein anderes Detail. Der Schauspieler in der Sendung - übrigens der Ostschweizer Gabriel Vetter - posierte in der echten Pfadi-Uniform, und die Liechtensteiner Pfader befürchteten nun, der Fürst könnte glauben, sie seien an der Sendung beteiligt gewesen. Niemand von offizieller Seite, so wurde ernsthaft versichert, habe die Sendungsmacher mit einer Uniform beliefert, das müsse ein Einzelner gewesen sein.
Liest man die Stellungnahme der Pfadfinder, klingt es dann aber wiederum ein bisschen anders. Es ist eben doch die Satire an sich, die sie stört. Es heisst dort: «Wir bedauern sehr, dass darin getätigte Kommentare gegenüber unserem Schirmherrn sowie unserer Heimat fälschlicherweise mit den Pfadfindern in Verbindung gebracht werden.»
Wer Liechtenstein kennt, weiss: Mit dem Fürst spasst man nicht, und schon gar nicht darf man behaupten, dass ein anderer mit dem Fürst spasst. Inzwischen kursieren schon Beiträge, in denen vermutet wird, der «Schirmherr» statte die Pfadfinder mit sehr viel Mitteln aus, um die diese nun fürchten.
Wie dem auch sei: Da Satire immer weh tun muss, wäre es beunruhigend gewesen, wenn sich niemand betroffen zu Wort gemeldet hätte. Aber Deville sollte vielleicht nicht in nächster Zeit einen Live-Event in Vaduz planen.
Hier ist der Clip aus der Sendung zu sehen:
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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