Geht es nach dem Finanzportal «Inside Paradeplatz», so steht dasKürzel HSG neu für «Hyper Saustall Gallusstadt». Das Medium kritisiert auch die Wahl des neuen Rektors. Dieser sei kein Aufräumer, wie es jetzt nötig wäre. Ins Spiel gebracht werden auch Verflechtungen mit Raiffeisen.
Lukas Hässig, Betreiber von «Inside Paradeplatz», packt mal wieder den Zweihänder aus. Anlass dazu ist die Strafanzeige, die der Universitätsrat gegen einen HSG-Professor eingereicht hat. Es geht um die bekannte Spesenaffäre.
Das Finanzportal betrachtet den Fall aber nicht isoliert, sondern stellt ihn in eine «Reihe von Skandalen an der Managementschmiede», wie es dort heisst. «Unter der glatten Oberfläche offenbart sich jedoch eine Institution, voll von Filz, Gier und Käuflichkeit.» Die Universität sei ein «Saustall der Extraklasse».
Das sind sogar für die Kriterien von «Inside Paradeplatz» deftige Worte.
Im Zeichen der Erneuerung sollte auch die Wahl des neuen Rektors Bernhard Ehrenzeller stehen. Für den Journalisten Hässig ist die Berufung aber eher das Gegenteil. Man habe die Möglichkeit gehabt, einen «Aufräumer» zu wählen; der deutsche «Shooting-Professor» Sascha Spoun habe laut Insidern bereitgestanden. Ehrenzeller hingegen gehöre zur «Nomenklatura».
In der Tat ist der neue Rektor, der in einem Jahr übernehmen wird, kein Mann von aussen, sondern ein langjähriges Bestandteil der Universität. Ob es einem solchen automatisch unmöglich ist, «aufzuräumen», wie es suggeriert wird, ist aber offen, und dem künftigen Rektor müsste zumindest die Chance gegeben werden.
«Inside Paradeplatz» gehörte auch zu den eifrigsten Medien, als es um die Aufarbeitung der Wirren bei Raiffeisen ging. Nun schlägt das Portal die Brücke zwischen den beiden Themen. Das ist auch nicht besonders schwierig. Der frühere VR-Präsident bei Raiffeisen, Johannes Rüegg-Sturm, ist Professor an der HSG.
Ein weiterer Raiffeisen-Verwaltungsrat habe seinen Kaderjob ab der Universität Luzern verloren, nun lehre er an der Managementschule der Universität St.Gallen, so Lukas Hässig. Und ein weiterer HSG-Professor stelle den Briefkasten seines Privatdomizils als Sitz einer Ostschweizer Raiffeisenbank zur Verfügung.
Und um die Ostschweizer Verbandelungen komplett zu machen, bringt Lukas Hässig auch die Versicherungsgruppe Helvetia ins Spiel, die in St.Gallen beheimatet ist. Diese hat an der HSG ein «Innovation Lab» eingerichtet. Es gebe eine enge Verzahnung zwischen HSG, Raiffeisen und Helvetia, abgestützt durch kirchliche Kreise, konkret die CVP.
Den Kulminationspunkt ortet das Medium im Kloster Disentis, welches das Ziel gemeinsamer Ausflüge diverser Beteiligter gewesen sei und wo man auch Pierin Vincenz stets gern empfangen habe.
Was davon wirklich aussagekräftig ist in Bezug auf geschäftliche und personelle Verbandelungen und wo einfach historisch begründete Freundschaften ohne Auswirkungen spielen: Das ist offen.
Bei seiner Leserschaft punktet «Inside Paradeplatz» aber offenbar mit den Filzthesen. Die Kommentare sekundieren den Eindruck, den Hässig erweckt.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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