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Podium von «Die Ostschweiz»

Provokationen, Denkanstösse und ein kleiner Hauch von Kabarett

Sind in der Schweiz Denkverbote und Einschränkung der Meinungsfreiheit auf dem Vormarsch? Zu diesem Thema diskutierten fünf Gäste beim ersten öffentlichen Anlass von «Die Ostschweiz» im Pfalzkeller. Die Debatte hielt auch nach dem offiziellen Teil an. Mit Podcast zum Nachhören.

Die Ostschweiz am 23. Oktober 2018

Die Grundlage für die Podiumsdiskussion im Pfalzkeller in St.Gallen lieferte das neue Buch des St.Galler Autors Giuseppe Gracia, «Das therapeutische Kalifat». Seine These: Die Meinungsfreiheit in Westeuropa ist in Gefahr, weil «Moralapostel und Gesellschaftsverbesserer» alles verbieten wollen, was nicht ihrer eigenen Gesinnung entspricht.

Darüber diskutierten neben Gracia der Politsatiriker Andreas Thiel, die Aargauer CVP-Grossrätin Marianne Binder-Keller, die Kolumnistin Tamara Wernli und der Publizist und Lehrer Alain Pichard vor über 80 Zuschauerinnen und Zuschauern.

Podium

Giuseppe Gracia und Tamara Wernli.

Die Teilnehmenden waren sich zwar einig: Es gibt Tendenzen, gerade in sozialen Medien unbequeme Positionen durch Ausgrenzung und einen virtuellen «Pranger» zu bestrafen. Im Detail gab es aber unterschiedliche Ansichten.

Andreas Thiel, der seit seinem «Weltwoche»-Artikel über den Koran von den meisten Bühnen des Landes als Kabarettist ausgeschlossen ist, berichtete von seinen persönlichen Erfahrungen, durchsetzt von - das Publikum dankte es - kurzen kabarettistischen Einschüben. Marianne Binder sprach über die Problematik, dass Politiker kaum noch Bewegungsfreiheit haben bei Äusserungen.

Tamara Wernli beschrieb, wie kritische Reaktionen auf ihre angriffigen Kolumnen selten inhaltliche Begründungen liefern, sondern immer auf die Person zielen. Und Alain Pichard blendete zurück und schilderte, wie er früher als Linker von Bürgerlichen drangsaliert wurde - und über 30 Jahre später plötzlich Angriffsziel der Linken war, als er Integrationsprobleme an den Schulen thematisierte.

Giuseppe Gracia betonte, dass er selbst und wohl die ganze Runde noch am wenigsten leide unter der Situation, es aber viele Leute gebe, die berufliche und gesellschaftliche Nachteile erfahren, wenn sie sich offen zu heiklen Themen äussern.

Podium

Rund 80 Interessierte besuchten die Veranstaltung im Pfalzkeller in St.Gallen.

Nicht alle sahen die Situation und die Auswirkungen auf die Meinungsfreiheit gleich dramatisch. Es sei eine Minderheit, welche Denkverbote in dieser Art fordere, so die einen, andere sahen die Entwicklung als besorgniserregend. Zuschauerstimmen gingen ebenfalls in verschiedene Richtungen. Einige sahen den geballten Widerstand gegen unbequeme Stimmen als Teil einer konzertierten Aktion, andere meinten, der Meinungsfreiheit gehe es heute nicht schlechter als früher.

Die Podiumsteilnehmer mischten sich beim anschliessenden Umtrunk unter die Gäste, die Debatte wurde engagiert fortgesetzt. «Die Ostschweiz» wird in naher Zukunft wieder eine öffentliche Veranstaltung zu einem Thema durchführen, das die Ostschweiz - und darüber hinaus - bewegt.

Hier können Sie die ganze Diskussion im Podcast nachhören.

Podium

Gracia, Wernli, Pichard und Thiel.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Die Ostschweiz

«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.

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