logo

Reportage

Robert F. Kennedy Jr. in der Schweiz: «Ich stehe hier mit Euch»

Der Neffe des einstigen US-Präsidenten John F. Kennedy zu Besuch in der Schweiz: Das hat Seltenheitswert. Marcel Emmenegger war für uns dabei, als sich Robert F. Kennedy Jr. in Bern gegen das Covid-Gesetz stark machte. Die Reportage.

Marcel Emmenegger am 16. November 2021

Am Donnerstagabend staunte ich nicht schlecht, als ich in einem sozialen Netzwerk sah, dass eine Demo in Bern angekündigt wurde mit Robert F. Kennedy Jr. als Redner, organisiert von Public Eye on Science, aka dem Landwirt Urs Hans aus dem Tösstal. Im ersten Augenblick glaubte ich wirklich an einen Scherz. Es waren aber noch diverse andere Redner angekündigt, wie beispielsweise Dr. Thomas Binder und die Pharmazeutin Kati Schepis. Mit Kati hatte ich vorab etwas Kontakt, als ich sie fragte, ob sie in der Serie „Corona und ich“ mitschreiben wolle. Sie machte mit und ihren gelungenen Text „Das grosse Schweigen“ konnte man letzte Woche in dieser Zeitung lesen.

Sobald ich Wind davon bekam, dass ein Kennedy zur Demo gehen würde, beschloss ich nach Absprache mit der Redaktion, als Undercover-Reporter die Stimmung in der Bundesstadt einzufangen. Dazu brauchte ich natürlich die passende Tarnung. So fuhren meine siebenjährige Tochter und ich am Freitagmittag in Bern ein. Die Demo war nicht beim Bundeshaus, sondern irgendwo im Wankdorf am Rosalia-Wenger-Platz. Ich habe zwar mal vor gefühlten 106 Jahren in Bern gewohnt, aber noch nie von diesem Platz gehört. Die Öffentlichkeit sollte wohl möglichst wenig von der Demo mitbekommen, meinte jemand von den Veranstaltungsinitianten.

Nach wem wurde dieser Platz benannt? Rosalia Wenger (1906-1989) schilderte ihr Leben als Verdingkind, Arbeiterin, Dienstmädchen und unglückliche Ehefrau in verschiedenen Büchern und Texten. Auch war Rosalia Wenger in der Frauenbefreiungsbewegung aktiv. Viele ihrer Leserinnen (und Leser – es sind im Folgenden beide Geschlechter gemeint) waren froh, dass in ihren Schriften auch Menschen dargestellt wurden, welche die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen. Menschen, die lange Zeit literarisch nicht zur Kenntnis genommen wurden, also jene, die mit unterbezahlter Arbeit und unter harten Bedingungen die gehobene Existenz aller übrigen Menschen ermöglichten: Arbeiter, Kleinbauern und Frauen. So lautete jedenfalls eine Würdigung des Werkes von Rosalia Wenger.

Vielleicht passt diese Beschreibung ja irgendwie auch zu den Menschen, die an eine Corona-Demonstration gehen. Es sind bestimmt nicht wenige darunter, welche „die gehobene Existenz“ von anderen Menschen ermöglichten. Die Pharmazeutin Kati Schepis sagte auf dem Podium dem Organisator der Demo, Urs Hans, dass er als Bauer die Essenz der Corona-Problematik vermutlich besser einordnen könne als viele Wissenschaftler und Ärzte aus ihrem Bekanntenkreis.

Link zur Kundgebung in Bern-Wankdorf.

Kennedy

Ich weiss nicht, ob die Nein-Sager die Mehrheit in der Bevölkerung darstellen. Man hört und liest ja einiges zu diesem Thema und das meiste davon ist ziemlich verwirrend oder gar widersprüchlich. Wenn ich so in meinen Bekanntenkreis gucke, dann würde ich mal so aus der Hüfte heraus sagen, das Nein-Lager ist massiv in der Überzahl. Die Leitmedien erklären mir hingegen, das sei nur eine kleine, aber laute Minderheit, die sich ausgerechnet in meinem Bekanntenkreis breitgemacht hat. Aber wir werden noch sehen, wie klein die Minderheit der Nein-Sager wirklich ist.

Am Mittag war es noch ziemlich ruhig am Rosalia-Wenger-Platz. Meine Tochter Amara und ich teilten uns ein Stück Pizza, das wir im Take-Away gekauft haben. Sie war etwas pingelig, ich musste ihr den Schinken herauspicken, den mochte sie nicht. Ja, da sassen wir nun und schauten zu, wie die Demonstranten eintrafen. Es ist schon ein Happening, wenn sie ihre lustigen Kostüme anhaben oder mit riesigen Plakaten daherkommen.

Eine Dame hatte ein Velo dabei, auf dem Gepäckträger stand: „Ich bin ein Berner“, natürlich eine Anspielung auf den berühmten Satz „ich bin ein Berliner“ von John F. Kennedy, Robert‘s Onkel, aus dem Jahr 1962. Ein lauer Kalauer. Aber dann dachte ich darüber nach, da war doch etwas mehr dran. JFK sagte nämlich den historischen Satz, weil er ihn von „civis Romanus sum“ ableitete, also „ich bin ein Bürger Roms“. Die Dame mit dem Fahrrad glaubte wohl, an diesem Rosalia-Wenger-Platz ginge es hier und heute um die Freiheitsrechte, die man als freier Schweizer Bürger noch hat. Denn wir sollten uns immer und immer wieder ins Bewusstsein rufen, dass wir das einzige Land auf der Welt sind, welches direkt über die Coronamassnahmen abstimmen kann. Eigentlich sollten wir stolz darauf sein. Mega-stolz, in der Sprache meiner Tochter.

Robert F. Kennedy Jr. solidarisiert sich mit seinem Auftritt in Bern mit uns Schweizern. RFK Jr. sieht sich als Berner, Innerschweizer, Ausserschweizer, als Bündner, Tessiner und Romand. Er sieht in uns Schweizerinnen und Schweizern mündige Bürgerinnen und Bürger, die am 28. November 2021 über ihre eigene Zukunft frei entscheiden können. Sein Onkel, der 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, sagte in seiner Berliner Rede: „Die Freiheit ist ein unteilbares Gut, und wenn auch nur ein Mensch versklavt ist, dann sind nicht alle frei.“ Setzen wir Schweizer ein Zeichen für die Welt. Sperren wir uns nicht selber ein. Wählen wir nicht freiwillig das digitale Gefängnis.

Meine Sozialarbeitskollegin aus Frauenfeld kam auch. Ich muss im Nachhinein sagen, ich war sehr froh, dass sie da war. Wir sassen also zu dritt auf den roten Stühlen vor dem Take-Away und warteten auf den Herrn Kennedy. Zuerst trafen aber Kati Schepis und Thomas Binder ein. Sie kamen von einer Medienkonferenz, die am Vormittag von Aletheia in Kooperation mit Children’s Health Defense organisiert worden war. Robert F. Kennedy Jr. hatte dort bereits eine Rede gehalten. Leider wurde die Videoaufzeichnung der Medienkonferenz innert kürzester Zeit von YouTube zensiert und entfernt. Dies zeigt einmal mehr, wie wissenschaftlich belegbare Fakten, die dem gängigen Corona-Narrativ nicht entsprechen, systematisch zensiert werden, offenbar um die Bevölkerung daran zu hindern, sich eine eigene Meinung zu bilden. Es ist ein Skandal, dass die Silicon-Valley Sultane so dreist in den Abstimmungskampf eines souveränen Landes eingreifen. Ich hoffe, aletheia-scimed.ch wird einen Weg finden, ihre Medienkonferenz und die Aufzeichnung der Veranstaltung vom 12. November 2021 auf einer anderen Videoplattform hochzuladen.

Nach einigem Hin- und Her wurde ich in den Backstagebereich gelassen, zusammen mit meiner Tochter. Die fühlte sich dort aber nicht so wohl. Wer unsere Familie kennt, weiss, dass wir Englisch miteinander sprechen. Ich fragte Amara, was los war. Nun, sie sagte, ich hätte ihr das als VIP-Zelt verkauft. Sie folgerte, sie sei keine „important Person“ und wolle den Backstagebereich stante pede wieder verlassen. Also telefonierte ich mit meiner Arbeitskollegin und hob Amara wieder über das Absperrgitter. Danach begann ich ein paar Fotos zu machen, als Dr. Binder sprach. Eine Gestalt verdeckte Thomas Binder und ich machte einen Schritt zurück, weil ich merkte, dass ich meine Handykamera dem Robert F. Kennedy Jr. ins Gesicht hielt. Also war er tatsächlich gekommen. Er war ziemlich gross und trug einen grauen Geschäftsanzug. Was mir auffiel war, dass er dunkelgraue Stiefeletten trug. Seine Präsenz zu beschreiben ist schwierig. Er stand ruhig und fokussiert da, irgendwie aber eben schon „larger than life“. Er stand da wie einer, der es von klein auf gewohnt war, dass ihn die ganze Welt neugierig betrachtet. RFK Jr. ist nicht die Person, mit der man übers Wetter redet. Er ist sozusagen das Wetter, bzw. das Gesprächsthema.

Da ich medienmässig nur mit einem einfachen Smartphone ausgerüstet war, hockte ich mich vor die Videokameras auf den Boden. Ich guckte mich um. Es waren ein paar Medienvertreter vor Ort. Niemand war angeschrieben, aber jemand war glaube ich aus Polen, wieder einige sprachen Englisch oder Französisch. Logos von Schweizer Medien habe ich keine gesehen. Es lief eben auch gleichzeitig die „Online-Demo“: „LieberTee statt Liberté“. Die Massnahmen-Befürworter schlagen zurück, berichtete TeleZüri. Aber wenden wir uns wieder der Realität zu: Ein Fotograf auf dem Berner Platz war wohl von Keystone und redete auf den Security ein, dass er die ganze Schweiz mit den Bildern beliefern würde und wenn man ihn nicht in den Backstagebereich liesse, das Konsequenzen haben würde. Der Mann hatte auch eine grosse schwarze Kamera dabei. Ich kaufte ihm daher die Keystone-Story ab. Der Security blieb jedoch skeptisch, weil der Kameraträger nicht auf seiner Liste stand, aber schliesslich liess man ihn dann doch irgendwann in den abgesperrten Bereich. Die Pressefreiheit war gerettet.

Nun sprach Robert F. Kennedy Jr. von Urs Hans‘ umgebauten Anhänger. Kennedy‘s Stimme zu beschreiben ist nicht einfach. Sie ist brüchig. RFK Jr. hat wohl eine neurologische Erkrankung die spasmodische Dysphonie heisst und deren Ursache unbekannt ist. Aber dieser so genannte Sprechkrampf ist mir nur am Anfang seiner Rede aufgefallen. Nach ein paar Minuten habe ich nur noch Kennedy zugehört und ich muss sagen, ich war ziemlich beeindruckt von dem was er gesagt hat und vor allem, mit welcher Überzeugung er es gesagt hat.

Robert F. Kennedy Jr. ist kein Politiker. Er ist kein Schauspieler. Er lächelt nicht, wenn es ihm nicht zum Lachen ist. RFK Jr. ist ein Mann auf einer Mission, mit harten Ecken und klaren Kanten, dem man sein überzeugtes Handeln abkauft. Er ist kein Phoney. Es ist ihm vermutlich völlig gleichgültig, was die Leute über ihn denken.

RFK Jr. steht da oben auf Urs Hans‘ Anhänger, weil er nicht anders kann.

Seine Überzeugungen mögen nicht jedem auf Anhieb verständlich sein, aber dieser Mann hat Ansichten, die ihm kein Berater eingeflüstert hat, soviel wurde jedem Demo-Besucher in Bern klar. Robert F. Kennedy Jr. braucht keinen Teleprompter, er braucht nicht mal einen Merkzettel, er spricht auch so jeden Satz druckreif. Ich habe am Freitagabend einen Teil seiner Rede übersetzt, kurz bevor YouTube sie gelöscht hat:

Er begann mit dem Satz, dass keine Regierung der Welt ihre Macht freiwillig abgäbe. Die Macht, die unsere Regierung und seine Regierung in den letzten zwanzig Monaten an sich gerissen habe, sei nicht eine vorübergehende Machtbereicherung, sondern ein neuer Zustand, der dauerhaft in der Welt herrschen werde. Wenn man mit der Tyrannei kooperiere, würde man den Tyrannen ein Signal senden, nämlich dass sie neue totalitäre Massnahmen einführen können, da die Menschen keinen Widerstand leisten würden. Unsere Pflicht als mündige Bürger sei es, als Menschen auf dieser Welt, als Mitglieder einer Demokratie, Widerstand zu leisten. […]

Die Mächtigen hätten (bei Covid) das ordentliche Verfahren für ein neues Gesetz abgeschafft. Das heisst, wenn ein neues Gesetz eingeführt werden soll, müsse es einen Prozess durchlaufen, die Regierung müsse das neue Gesetz publizieren, sie müsse es erklären, sie müsse stichhaltig mit Fakten begründen, warum ausgerechnet dieses neue Gesetz eingeführt werden soll. All dies falle nun weg mit diesem Coronavirus. Jetzt reiche ein Technokrat (also eine Person, die eine rein rational-technische Weltsicht hat und die soziologische wie psychologische Aspekte eines Themas nicht interessiert), der uns sagen würde: Setzt euch eine Maske auf, befolgt Social Distancing oder macht eben euren Laden, euer Geschäft oder euer Restaurant zu. Andernfalls schliesst die Regierung euch eben zuhause ein. Diese neue Regierung müsse nicht mehr mit Fakten begründen, warum sie in das Leben der Menschen so stark eingreife: Macht einfach was Euch gesagt wird! Eure früheren Rechte gibt es nicht mehr.

Auf der ganzen Welt würden die Rechte den Menschen weggenommen. Die Menschen sollen verstehen, dass sie manipuliert werden, weil man ihnen Angst mache. Für die meisten Menschen hiesse das, dass sie mit ihrer Angst die Fähigkeit verlieren würden, kritisch zu denken. Man habe quasi ein internationales Stockholm-Syndrom erschaffen (unter dem Stockholm-Syndrom versteht man ein psychologisches Phänomen, bei dem Opfer von Geiselnahmen ein positives emotionales Verhältnis zu ihren Entführern aufbauen. Dies kann dazu führen, dass das Opfer mit den Tätern sympathisiert und mit ihnen kooperiert).

Die Menschen dieser Welt würden in ihren Wohnungen festsitzen und mit ihren Aufsehern kooperieren, weil sie glaubten, dass die totale Unterwerfung der einzige Weg sein würde, um aus dieser Situation wieder herauszukommen. Er, Robert F. Kennedy Jr. sei in die Schweiz gekommen, weil er die Schweiz als letzten Hort der Demokratie in Europa wahrnehme. Seit mehr als hundert Jahren sei die Schweiz friedfertig. Die Schweiz wäre deshalb eine einzigartige Insel, alle Nationen um sie herum hätten sich die Regierungsform der Demokratie hart erkämpfen müssen. Jetzt sei es aber so, dass die ganze Welt auf die Schweiz schaue, denn in der Schweiz werde gerade etwas sehr Wichtiges entschieden.

Die Schweiz sei der letzte Ort, wo noch wirkliche Demokratie herrsche. Die Welt würde auf die Menschen in der Schweiz zählen, dass diese „Nein“ zu den neuen Tyrannen sagen. Man solle seinen Freunden, Bekannten und Nachbarn mitteilen, dass man die Freiheit mehr lieben soll, als so einen Virus zu fürchten. Es gäbe schlimmere Sachen als den Tod. Schlimmer wäre es nämlich, sein restliches Leben als Knecht von Bill Gates, den Silicon-Valley Räuberbaronen und den grossen Banken zu verbringen. Diese würden den Menschen ihre Rechte wegnehmen und sie in Leibeigene verwandeln. Man solle die Covid-Abstimmung nicht nur für die Schweiz gewinnen, sondern für die ganze Welt. Man sähe sich bestimmt wieder auf den „Barrikaden“ (Schutzwälle bei Strassenschlachten der deutschen Freiheitsbewegung von 1848) und er selbst und viele andere mit ihm würden ihr Leben für die Freiheit geben.

Kennedy

Nach seiner Rede sprach RFK mit einigen Leuten, wohl kannte er ein paar davon persönlich, vermutlich über seine Children’s Health Defense Organisation. Er gab einer blonden Reporterin ein kurzes Interview. Auch machte er Selfies mit dem Publikum. Mir wäre es nicht unbedingt in den Sinn gekommen, Robert F. Kennedy Jr. nach seiner eindringlichen Rede um ein Selfie zu bitten. Ich versuchte eher, mir aus der Nähe ein differenziertes Bild von dem Mann zu machen, der die Massenmedien so gegen sich aufgebracht hat. Als die passende Gelegenheit kam, ihn anzusprechen, merkte ich, dass er einen persönlichen Gegenstand suchte. Das brachte ihn etwas aus dem Tritt und ich liess es bleiben, kurz mit ihm zu reden. RFK Jr. reiste dann auch ein paar Minuten später ab. Geplant wäre wohl eine Fragerunde mit den Medienvertretern gewesen, aber wir sollten froh sein, dass er überhaupt an einen Anlass in der Schweiz teilnahm. Ich fragte Kati Schepis danach, wie der RFK Jr. denn so herumreisen könne, ohne Impfung. Offenbar geht das noch mit einem PCR Test. Auch bei der Rückreise, aber nur, wenn man selbst US-Amerikaner ist. Für erwachsene Nicht-Amerikaner ist die Impfung bei der Einreise in die USA vorgeschieben. Aber all dies schreibe ich hier ohne Gewähr, die Bestimmungen ändern sich ja dauernd.

Amara und ich fuhren dann jedenfalls mit dem Zug nach Hause. Da reicht bisher noch eine Maske und man muss auch nicht geimpft sein oder zwischen zwei Stationen die Luft anhalten. Die Lautsprecherdurchsage forderte uns dann doch kurz vor Zürich auf, die Pandemie mithilfe der Impfung zu beenden (als ob dies so einfach möglich wäre). Die Impfung sollten wir machen, wenn wir es könnten. Ich staunte also nicht schlecht, dass mittlerweile auch die Schweizerischen Bundesbahnen aktiv für die Impfung warben. Aber vielleicht war es aber auch einfach nur ein missionierender Kondukteur, der sich vom Spirit der Impfwoche anstecken liess. Die Gelegenheit war gut: Die Sitze waren am Freitagabend ausverkauft und das Publikum konnte ihm nicht davonlaufen.

Amara war auf einmal sehr still, ihr fielen auf der Rückreise fast die Augen zu. Ich dachte nochmals an Robert Kennedy und den Fluch, der angeblich über dieser Familie lastet. Am 7. Juni 1968, vor über 50 Jahren wurde sein Vater in der Küche des Ambassador Hotels in Los Angeles, erschossen. Robert war damals 14 Jahre alt.

Die liebste TV-Show meiner Tochter bis vor kurzem hiess „Mister Rogers‘ Neighborhood“. Ausserhalb den USA leider weitgehend unbekannt. Fred Rogers war ziemlich der erste, der pädagogisches Kinderfernsehen machte. Er nutzte dafür die nichtkommerzielle Senderkette PBS. Er machte langsames Fernsehen mit Puppen und echten Menschen, die mit den Puppen sprachen. Rogers thematisierte tatsächlich in einer seiner ersten Sendungen 1968 den Mordanschlag auf Robert‘s Vater mit seinen Handpuppen in Schwarzweiss-TV. Es ging in der „Mister Rogers Neighborhood“ nicht immer um schwierige Themen. Rogers zeigte den Kindern wie ein Postbüro funktioniert oder wie man Brezel backt, aber manchmal ging es eben um Scheidung, körperliche Behinderung, Vergebung oder das Gefühl, keine wirklichen Freunde zu haben. Wichtig für Fred Rogers war es, diese Themen früh anzusprechen, denn Kinder würden viele Fragen in sich tragen. Rogers war mir persönlich ein grosses Vorbild für die Erziehung meiner Tochter, denn eine seiner Hauptbotschaften war es auch, dass schlechte Zeiten wieder von besseren Zeiten abgelöst würden und dass jeder neue Tag einem die Chance gab, etwas besser zu machen als am Tag zuvor.

Daniel, die Tigerpuppe, gab in der erwähnten Episode von 1968 über den erschossenen Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy Lady Aberlin einen Ballon und bat sie, ihn aufzublasen. Dann schauten beide zu, wie die Luft langsam aus dem Ballon entwich.

„Wo ist all die Luft, die im Ballon war?“ fragte Daniel, die Tigerpuppe.

„Sie ist draussen in dieser Luft,“ sagt Lady Aberlin.

„Meinst Du, sie ist nun Teil unserer Luft?“ hakte Daniel, die Tigerpuppe, nach.

„So ist es“, bestätigte Lady Aberlin.

Als wir nach einer langen Fahrt endlich zuhause in Herisau ankamen, fragte mich Amara, wo denn unser Nein-Plakat wäre. Ich sagte, wir hätten keins. „Dann muss ich eben eins machen“, sagte sie und setzte sich an den Schreibtisch. „Gute Idee“, sagte ich. Dann öffnete ich meinen grauen Laptop und schrieb diesen Text.

Zeichnung

Zeichnung von Amara.

Highlights

Autor Dani Egger

Schicksale im Zweiten Weltkrieg: Dieser Ostschweizer hat ihnen ein ganzes Buch gewidmet

am 17. Apr 2024
Rechtsextremismus

Nazi-Konzert im Toggenburg: Die organisierte Kriminalität mischte mit

am 13. Apr 2024
EGMR-Rüge für die Schweiz

«Klimaseniorinnen» spielen ein unehrliches Spiel

am 12. Apr 2024
Zweiter Wahlgang in St.Gallen

Angriff der SVP gescheitert: Bettina Surber (SP) und Christof Hartmann (SVP) ziehen in die St.Galler Regierung ein

am 14. Apr 2024
St.Galler Regierungsratswahlen

Bettina Surber liefert 98 Prozent und zeigt damit der SVP, wie es geht

am 14. Apr 2024
Schwierige Kindheit

Mutiger Blick zurück: Wie Peter Gross seine Vergangenheit in einem Buch verarbeitet und damit auf Missstände der IV aufmerksam machen möchte

am 18. Apr 2024
«Meister im Verdrängen»

Musiker Kuno Schedler: «Ich wollte eigentlich Chef der Brauerei Schützengarten werden»

am 12. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel: «Zunehmend schwierige Zeiten. Die Lösung? Weniger Staat!»

am 15. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

Mitte-Nationalrat Nicolo Paganini: «Wir haben immer mehr Stress für höchstens gleich viel im Portemonnaie»

am 12. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

SVP-Nationalrat Pascal Schmid: «Wir müssen den Kurs rasch ändern»

am 16. Apr 2024
Appenzell Ausserrhoden zieht positive Bilanz

So etwas gab es noch nie: Wegen Windböen konnte der Böögg am Sechseläuten nicht angezündet werden – Nun ist Appenzell am Zug

am 16. Apr 2024
René Steiner, Präsident der ASTAG Ostschweiz

Weshalb es den klassischen «rauhen» Fuhrhalter von früher nicht mehr gibt

am 15. Apr 2024
Bestes Restaurant

1112 Google-Rezensionen sprechen für sich: Das griechische Restaurant Greco in St.Gallen wird mit einem Award ausgezeichnet

am 14. Apr 2024
Da stimmt was nicht

«Bericht zur sozialen Ungleichheit 2024»: Eine Nichtregierungsorganisation rechnet sich ins Nirvana

am 16. Apr 2024
Gastkommentar

Schulden der USA explodieren – können Aktien und Bitcoin davon profitieren?

am 17. Apr 2024
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Marcel Emmenegger

Marcel Emmenegger ist Sozialarbeiter und wohnt in Herisau.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.