Der 90-jährige Walter Roderer, Beat Antenen und Produktions-Assistentin Sarah Norde lauschen gebannt den Regie-Informationen.
Nun wäre es also soweit: Der bekannteste St. Galler Theater-, Film- und Volksschauspieler würde am 3. Juli 100 Jahre alt. Dieser Geburtstag war sein Ziel – da sollte nochmals ein grosses Fest steigen.
Aber «Rodi» hat diesen Jubeltag um Einiges verfehlt: Am 8. Mai 2012 fiel der allerletzte Vorhang. Im Fokus bei der Trauerfeier: seine 60 Jahre jüngere Grossnichte Anina, die er 2005 geheiratet hatte. «Das war wie ein Geheimnis», verriet mir sein langjähriger Bühnenpartner Hansjörg Bahl, als wir vor kurzem in Luzern im selben Live-Event auftraten.
Also, wenn Bahl von dieser Ehe nichts gewusst hat, dann wohl niemand… Mir persönlich erzählte «Rodi» einmal in einer redseligen Stimmung, er hätte unten in seiner Villa in Illnau eine kleine Wohnung (Mit Alarmanlage!) für eine junge Frau, die ihm in seinem hohen Alter beistehen könne.
Ob er das gebraucht hat, weiss ich nicht. Nur, dass er bis 90 recht gut «zwäg» war.
Eine SRF-Sendung hatten wir zusammen – er damals schon 90 – in Unterägeri. Wir hatten schon unzählige gemeinsame Auftritte. Und er erzählte stets gerne von seiner Griechisch- und Latein-Matura an der Kanti St. Gallen, vom Cabaret Fédéral bis zu «Oberstadtgass» von Regisseur Kurt Früh.
Nach üppigem Essen und Trinken wollte er spätnachts unbedingt noch nach Hause fahren. Überredungskünste zum Bleiben waren chancenlos. Produktions-Assistentin Sarah Norde und ich stützten ihn auf beiden Seiten (…) und begleiteten ihn zu seinem Bentley – es war die letzte Begegnung.
Die allererste lag 30 Jahre zurück. Er war mein Wochen-Gast im SRF-OLMA-Studio. Und ich war damals überrascht, wie er als Mensch genau gleich funktionierte, wie in seinen Film-Rollen.
Er spielte nicht den «verkauften Grossvater» oder den «Nötzli» – er lebte es. Er war es tatsächlich. Bevor wir im Fondue-Stübli eine «ruhige» Ecke gewählt hatten, wurde er x-fach angesprochen, reagierte unbeholfen, mit zittriger Hand und seinem legendären «Also gellet Sie, gellet Sie…».
Nur einmal hab ich ihn mit einer «faden-geraden» Aussage erlebt. Als er sich in den 1980-Jahren für seinen ehemaligen Schulfreund Werner Pillmeier beim Kampf fürs Stadtpräsidium einsetzte. Da hatte des CVP-Komitee eine Telefon-Nummer eingerichtet, auf der jedermann die Stimme und Empfehlung von Rodi hören konnte: «Dä Pilli willi».
Beat Antenen hat beim Fernsehen SRF über 600 grosse Live-Sendungen präsentiert. Er war zudem der einzige TV-Profi bei der SRG, der parallel in Sport, Unterhaltung, Bildung sowie in der Politischen Information moderierte. Seit einigen Jahren wirkt Antenen zudem im In- und Ausland als Produzent von Special-Events und -Tourneen. Für «Die Ostschweiz» kommentiert er «Stars & Sternchen» aus seiner Laufbahn.
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