logo

Kolumne

Schaurig süsse Früchtchen

Gehören Sie zu den Leuten, welche regelmässig Horror- oder apokalyptische Endzeitfilme konsumieren und den inszenierten Gräuel sogar auf eine Art geniessen können? Dann hätten Sie im Mittelalter zu Unterhaltungszwecken vermutlich auch ab und an dem Fall einer Guillotine beigewohnt.

Simone Hengartner Thurnheer am 18. Oktober 2021

Das durfte ich jedenfalls erfahren, als ich mit Freunden «gelustwandelt» bin am St.Galler Altstadtrand und den Worten der eloquenten Führerin des St.Gallen-Bodensee-Tourismus gelauscht habe. Sie hat uns bei der Gelegenheit auf die Ergebnisse einer interessanten Studie aufmerksam gemacht. Gemäss der Interpretation der Forschenden, sollen Grusel-Liebhaber*innen leichter zurechtkommen mit den Einschränkungen und Gefahren, die sich durch die Corona-Krise ergeben, da ihr Gehirn quasi besser trainiert sei auf Bad News.

Eine andere, zwar unwissenschaftliche, aber fruchtbare Theorie, dient mir nun der Uminterpretation. Dahinter steckt zudem eine empirische Grundlage: Die menschliche Gemeinschaft ist vergleichbar mit einer Fruchtschale in Bezug auf ihre psychosomatische Grundkonstitution. Da gibt es den Orangen-Typ mit dicker Schale und weichem Kern, den Aprikosen-Typ mit dünner Schale und hartem Kern, den Kiwi-Typ mit dünner Schale und weichem Kern und ein paar weitere. Kiwi-Typen verzichten freiwillig auf Stimulation durch psychopathologische Filme. Das bedeutet aber auch nicht automatisch, dass sie nur Liebesromanzen von Rosemunde Pilcher verdauen können.

Die neuesten Gruselnachrichten dringen bei einer Orange nicht so einfach zu ihrem sanften Kern vor. Das liegt per se in ihrer Natur. Dafür kann es vorkommen, dass ihr ein Sack Hufeisen vor die Füsse fallen muss, damit ihr Glücksempfinden ausreichend stimuliert wird. Zudem konnte noch nie beobachtet werden, wie sich eine Kiwi langsam in eine Orange verwandelt, nicht einmal wenn sie regelmässig dem Horror frönt. Anpassungsleistungen an Umweltveränderungen sind hingegen jederzeit möglich. Dünnschalige Früchte mit Verstand nutzen hierzu möglicherweise mit wenig Aufwand den sinnlichen Genuss von all dem, was noch immer schön ist, um sich vom Schrecken schnell zu erholen.

Die Studie hat nicht untersucht, welche Charaktertypen nun im Allgemeinen mit mehr Leichtigkeit durchs Leben wandeln. Wie dem auch sei – jede reife Frucht für sich ist ein Genuss und die gute Mischung macht den Fruchtsalat schaurig süss.

Highlights

Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Fettweg-Spritze nicht zugelassen

Nach Wirrwarr um «Lemon Bottle» sagt St.Galler Arzt: «Mir war das Produkt nicht geheuer. Die Unglaublichkeit liegt aber ganz woanders.»

am 06. Apr 2024
Er hat genug

Kurz und knapp: «Aufrecht»-Präsident Patrick Jetzer gibt alle Funktionen ab

am 10. Apr 2024
Neue Präsidentin

Die tägliche Gratwanderung: Wenn das St.Galler Hospiz mit Leben gefüllt wird. Und es eine Warteliste für Menschen gibt, die keine Zeit mehr haben.

am 10. Apr 2024
Punkte zur Kriminalitätsbekämpfung

So will dieser SVP-Nationalrat die Schweiz retten: Mike Egger präsentiert seinen Massnahmenkatalog

am 09. Apr 2024
Ostschweizer Satire

Weibel wirbelt auf: Was die Wahl von Bettina Surber mit Unterhosen zu tun hat

am 09. Apr 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
Variante «Rückbau und Ersatz»

A1 Engpassbeseitigung St. Gallen und 3. Röhre Rosenbergtunnel – ASTRA und Olma Messen vereinbaren weiteres Vorgehen betreffend Halle 9

am 11. Apr 2024
Migration und Markt

Ausbeutung von Sans-Papiers durch Bauern – migrationspolitischer Unsinn

am 11. Apr 2024
Gastkommentar

Die verklagte Schweiz: Von unverständlichen Entscheidungen

am 10. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

SVP-Nationalrat Manuel Strupler: «So kann es nicht weitergehen. Diese Masslosigkeit schadet.»

am 10. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

Mitte-Ständerätin Brigitte Häberli: «Ich verspüre auch keine Lust, mich an der Abgrund- und Katastrophendebatte zu beteiligen»

am 09. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

Mitte-Nationalrat Thomas Rechsteiner: «Im internationalen Vergleich geht es uns sehr gut, wir jammern auf hohem Niveau»

am 08. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

SVP-Nationalrat Walter Gartmann: «Wenn wir so weitermachen, wird es unsere schöne Schweiz in Kürze nicht mehr geben»

am 07. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

FDP-Nationalrätin Kris Vietze: «Unsere Fiskalquote ist unterdessen höher als jene von Deutschland»

am 06. Apr 2024
FDP-Regierungsrat in der Kritik

Wolfsjagd als Weiterbildung: Beat Tinner, welchen Nutzen hat eine solche Russland-Reise für den Kanton?

am 31. Mär 2024
Politischer Wandel

Machtablösung in der Mitte-Hochburg Wil: «Keine ideologische Fantasieideen»

am 10. Apr 2024
Gast an der Uni St.Gallen

Witwe des russischen Oppositionsführers: Julia Nawalnaja spricht am St.Galler Symposium

am 08. Apr 2024
Jugendliche und ihre Probleme

Die geschlossene Wohngruppe des Platanenhofs in Oberuzwil wird 40 Jahre alt: Darf das ein Grund zum Feiern sein?

am 07. Apr 2024
Regierungsratswahlen Thurgau

SVP und SP konnten Regierungsratssitze verteidigen – Denise Neuweiler erreicht Spitzenresultat

am 07. Apr 2024
Der Kanton Thurgau hat gewählt

130 Mandate: So setzt sich der Thurgauer Kantonsrat neu zusammen

am 07. Apr 2024
Harte Kritik

Nach Aussprache des Toggenburger Ärztevereins mit Bruno Damann sagt dieser: «Den Vorwurf des Ärztevereins muss ich nicht rechtfertigen»

am 03. Apr 2024
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Simone Hengartner Thurnheer

Simone Hengartner Thurnheer, Dozentin an der OST – Ostschweizer Fachhochschule und Inhaberin der Firma Konsense, systemische Beratung und Persönlichkeitsbildung. Sie ist Mitbegründerin des Netzwerkes Share@Lab.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.