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Gastkommentar

Schulden der USA explodieren – können Aktien und Bitcoin davon profitieren?

Zu Beginn des neuen Jahres haben die US-Staatsschulden die Marke von 34 Billionen US-Dollar überschritten und somit einen neuen Höchststand erreicht.

Marco Eberle am 17. April 2024

Im Jahr 2023 wuchs die Verschuldung der Vereinigten Staaten um insgesamt 2,65 Billionen US-Dollar, was den zweitgrössten jährlichen Anstieg darstellt, nur übertroffen von dem Rekordanstieg um 4,5 Billionen US-Dollar im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie 2020. Diese Tendenz ist alarmierend, denn seit 1995 erhöhte sich die US-Schuldenlast jährlich um mehr als eine Billion US-Dollar, und seit 2010 sogar um fast 1,7 Billionen US-Dollar pro Jahr.

Mittlerweile scheint diese Dynamik zur Normalität geworden zu sein. Doch die aktuelle Situation unterscheidet sich grundlegend, da die Zinssätze erstmals seit den 1980er Jahren signifikant angestiegen sind. Was bedeutet dies nun für die Vereinigten Staaten und die globale Wirtschaft? Können Sachwerte wie Aktien oder knappe Güter wie Gold und Bitcoin davon profitieren?

Historische Einordnung der US-Verschuldung

Seit Jahrhunderten war es üblich, dass die Schulden der US-Regierung in Kriegszeiten stark zunahmen und in Friedenszeiten durch wirtschaftlichen Aufschwung wieder abgebaut wurden. Diese Praxis hat sich jedoch in den letzten fünf Jahrzehnten erheblich gewandelt. Mit einem aktuellen Stand von 34 Billionen US-Dollar erreicht das Verhältnis der Staatsverschuldung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) nun fast wieder Niveaus wie am Ende des Zweiten Weltkriegs. Trotz dieser hohen Verschuldung bewerten einige Kommentatoren die Lage der amerikanischen Wirtschaft als sehr positiv.

Im letzten Jahr haben die geopolitischen Spannungen zugenommen. Neben dem russischen Angriff auf die Ukraine ist kürzlich ein weiterer Konflikt zwischen Israel und der Hamas eskaliert. Diese Situationen, zusammen mit den Spannungen um Taiwan und an der US-mexikanischen Grenze, bergen ein hohes Eskalationsrisiko. Was wäre die Folge, wenn die US-Regierung in einen dieser Konflikte militärisch eingreifen würde? Oder was würde geschehen, wenn bald eine schwere Rezession mit hoher Arbeitslosigkeit eintreten würde?

Die Zinswende hat schwerwiegende Konsequenzen

Die Finanzierung solcher Krisensituationen könnte nur durch massive Schuldenkäufe der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), das erneute Anwerfen der Geldpresse oder durch erhebliche Steuererhöhungen ermöglicht werden. Ein entscheidender Faktor dabei ist, dass hohe Defizite bei sehr niedrigen Zinssätzen über längere Zeit handhabbar sind. Steigen jedoch die Zinsen, beginnt der Schuldendienst, einen großen Teil der staatlichen Einnahmen aufzuzehren.

Das ist genau die aktuelle Situation. Seit März 2022 hat die Federal Reserve die Zinssätze erhöht, was dazu führte, dass die letzten vier Billionen USD der US-Schulden zu deutlich höheren Zinssätzen aufgenommen wurden. Infolgedessen liegt der aktuelle Schuldendienst nahe einer Billion USD pro Jahr – ein Betrag, der das ohnehin schon enorme Militärbudget für 2024 übersteigt. Das Congressional Budget Office (CBO) prognostiziert, dass die Zinszahlungen bald einen erheblichen Teil des Haushalts verschlingen werden, was den Handlungsspielraum der US-Zentralregierung stark einschränkt.

Ausblick in eine unsichere Zukunft – Sachwerte sowie knappe Geldwerte wie Gold und Bitcoin dürften profitieren

Trotz der schwierigen finanziellen Bedingungen ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass zahlreiche Untergangspropheten, die über die Jahrzehnte hinweg den Zusammenbruch des US-Finanzsystems vorhersagten, bisher nicht recht behalten haben. Seit die US-Verschuldung vor über 40 Jahren die symbolische Marke von einer Billion US-Dollar überschritt, wurden wiederholt Warnungen laut, ein fiskalischer Kollaps stehe unmittelbar bevor. Diese Prognosen haben sich jedoch nicht bewahrheitet und es sieht nicht danach aus, dass sie in naher Zukunft eintreten werden.

Jedoch ist klar, dass, sollte die US-Staatsverschuldung aufgrund einer neuen Krise weiter ansteigen, die Federal Reserve (Fed) gezwungen sein könnte, einen erheblichen Teil dieser Schulden zu erwerben, um unter sonst gleichen Bedingungen extreme Zinserhöhungen zu vermeiden. Solche Zinserhöhungen würden sonst dazu führen, dass der Grossteil des US-Haushalts bald für Zinszahlungen aufgewendet werden müsste. In diesem Szenario müsste die Fed neue US-Dollar drucken, was zu Preisinflation, einer Abwertung des US-Dollars und fallenden Reallöhnen für amerikanische Arbeitnehmer führen würde. Dies würde allerdings nicht zwangsläufig einen Zusammenbruch des derzeitigen Geldsystems bedeuten.

Für den durchschnittlichen Bürger, der die Kaufkraft seiner Ersparnisse erhalten möchte, bleiben Sachwerte wie Aktien und Immobilien attraktiv. Ebenfalls dürften knappe Güter wir Gold und Bitcoin weiter profitieren, da diese doch ebenfalls einen gewissen Inflationsschutz sicherstellen.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Marco Eberle

Marco Eberle ist der Gründer und Geschäftsführer der RichtigAnlegen AG. Er hat einen Master-Abschluss in Financial Consulting und beschäftigt sich seit über 25 Jahren leidenschaftlich mit den Finanzmärkten. Seine Vision und sein Ziel ist es, finanzielle Bildung für jeden einfach, professionell und kostengünstig zugänglich zu machen.

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