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Networking-Tag

Ski im Frühling: Die Krux der Entscheidungsmüdigkeit

Warum ist es eigentlich so schwierig, eine Entscheidung zu treffen? Von Netflix bis hin zum täglichen Menu: Wir sind gefordert. Das merkt auch der Referent des Networking-Tags, Roman Tschäppeler, wie er im Interview verrät.

Manuela Bruhin am 25. August 2022

Sie befassen sich als Autor und Berater viel mit dem Thema Entscheidungen. Wie schwer – oder einfach – treffen Sie Entscheidungen?

Ich bin eher ein «Maximierer», also ein Entscheidungstyp, der viel in die Recherche steckt und lange zögert, weil er weiss, dass es immer noch mehr Wissen rund um die Entscheidung gibt. Manchmal verliert er sich darin. Dadurch entstehen zwar oft gut fundierte Beschlüsse, aber auch eine latente Unzufriedenheit.

Gibt es eine besondere Entscheidung, die Ihnen absolut schwer gefallen ist? Oder Sie sich vielleicht gar nicht entscheiden konnten?

Ich wollte mir im Herbst ein paar neue Skier kaufen. Es wurde Frühling, bis ich mich entscheiden konnte. Nun warte ich mit dem Kauf bis zum Herbst und hoffe, ich fange nicht wieder von vorne an.

Wir leben im Wohlstand, haben ein unglaubliches Angebot im täglichen Leben: Filmauswahl, Lebensmittel, Freizeitangebote. Gleichzeitig fallen uns Entscheidungen aber immer schwerer – es könnte ja noch etwas Besseres kommen. Welche Tipps haben Sie da, um nicht endlos hin und her zu überlegen?

Legen Sie sich eine Recherchestrategie fest, zum Beispiel so: Ich suche drei Minuten nach einem guten Film auf Netflix, dann entscheide ich mich und schaue den Film, der mich innerhalb dieser drei Minuten am meisten angesprochen hat. Oder: Reduzieren Sie die Anforderungen, die sie an ihre Feriendestination haben. Drei Punkte genügen auf der Kriterienliste, zehn sind zu viel. Oder: Grenzen Sie die Auswahl auf der Speisekarte ein und lassen Sie jemand anderen entscheiden. Das ist ein wichtiger Punkt, auch bei den grösseren Entscheidungen im Leben.

Weshalb?

Wenn Sie mehrere Optionen für ihre Entscheidung gefunden haben, mit denen Sie zufrieden wären, dann können Sie auch jemand anderen entscheiden lassen. Die Entscheidungsforschung sagt dazu: Wir werden nicht unbedingt glücklicher, wenn wir die totale Entscheidungsfreiheit haben. Aber natürlich werden wir auch nicht glücklich, wenn wir gar nichts entscheiden können.

Gibt es einen Grund, weshalb sich so viele Menschen nicht entscheiden können?

Wir haben das Gefühl, es gäbe die eine beste Entscheidung. Vielmehr gibt es gute Entscheidungen, die wir im Nachhinein zur besten machen. Wir haben einen grossen Gestaltungraum, wie wir mit getroffenen Entscheidungen umgehen können.

Natürlich ist Ihr neu gekauftes Einfamilienhaus nicht objektiv das beste Haus der Welt. Aber für Sie schon! Sie sind stolz und finden auch alles gut am Haus, was sie bei einem anderen Haus nicht so gut gefunden haben. Ich halte das für eine recht versöhnliche Betrachtungsweise, die uns etwas entspannter machen könnte in Bezug auf Entscheidungshemmungen.

Da Sie es ja auch im Alltag «müssen», hier einige «Entweder/oder-Fragen» – für Entscheidungswillige:

Intelligenz oder Humor?

Humor bei anderen. Intelligenz gerne bei mir.

Für immer den Inhalt des Portemonnaies verlieren oder allen Freunden den Internet Suchverlauf zeigen?

Suchverlauf. Ich hasse es, Dinge zu verlieren.

Nutella mit oder ohne Butter?

Mit.

Reich und hässlich oder arm und schön?

Was ich bin oder werden möchte? … Reich und hässlich. Schönheit ist relativ.

Zukunft oder Vergangenheit?

Vergangenheit.

Ein Leben voll Höhen und Tiefen – oder ein langweiliges, aber sicheres Leben führen?

Wer in der Wiederholung und Langeweile nichts Wertvolles sieht, wird nie etwas aus den Höhen und Tiefen lernen.

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Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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