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Pläne einer IG

St.Fiden soll «überdacht» werden

Die  IG Wirtschaft St.Fiden will eine «Stadt über den Gleisen» im Gebiet St.Fiden in St.Gallen. Dafür bräuchte es ein koordiniertes Vorgehen.

Die Ostschweiz am 23. Mai 2019

Am jährlichen Treffen der Wirtschaftsverbände mit dem Stadtparlament wurde über den aktuellen Stand der Arealentwicklung St.Fiden informiert. Christoph Solenthaler, Präsident HEV St.Gallen, zeigte in seinen Ausführungen auf, dass eine Studie die technische und finanzielle Machbarkeit einer Überdeckung der Autobahn- und Gleisanlagen bestätigt. 

Die IG Wirtschaft St.Fiden empfiehlt dem Stadtrat ein angepasstes Vorgehen und die Gründung einer Projektierungsgesellschaft, um die Idee vorwärts zu treiben.  St.Fiden sei «das zentrale Schlüsselareal für das Angehen und die Umsetzung einer gezielten Wachstumsstrategie für die künftige Metropolitanregion St.Gallen-Bodensee-Rheintal» hiess es dabei. 

Einig sind sich die meisten darin:  St.Fiden ist für die Stadt ein wertvolles Reserveland, von denen es nicht sehr viele gibt. Und das in unmittelbarer Nähe zum Kantonsspital St.Gallen und dem grössten Tagungs- und Messestandort im Bodenseeraum mit der Olma mit einem erheblichem Erweiterungspotenzial. 

Durch eine Gleisüberdeckung kaönne  zusätzliches Bauland und damit das «attraktivste Ansiedlungsgebiet für Firmen und urbanes Wohnen im Herzen der neuen Metropolitanregion geschaffen werden», so die Vertreter der IG. Private Investitionen in Planung und Infrastruktur sollen diese Vision einer «Stadt über den Bahngleisen» ab spätestens 2021 Realität werden lassen.

Stadtrat fordert Beteiligung der Wirtschaft

Viele offene Fragestellungen konnten im Rahmen des bisherigen Planungsprozesses geklärt werden, hiess es. Mit der nachgelagerten Abklärung zur Machbarkeit einer Gleisüberdeckung verband der Stadtrat die Erwartung, dass sich die Wirtschaft bei Planung wie Investitionen massgeblich beteiligt. Die IG Wirtschaft St.Fiden hat deshalb einen Vorschlag ausgearbeitet, wie der Planungsprozess konkretisiert und ein Einbezug von Investoren systematisch angegangen werden könnte. 

Das Siegerprojekt des Syntheseberichts vom Dezember 2017 mit starken «Randbauten» soll dem Alternativvorschlag der IG Wirtschaft St.Fiden, der «Stadt über den Geleisen»  (siehe unten) gegenübergestellt werden. Der Stadtrat kann so einen verbindlichen Entscheid treffen, welche Variante er favorisiert.

Die IG Wirtschaft St.Fiden empfiehlt, für die Variante «Stadt über den Geleisen» eine Projektgesellschaft ins Leben zu rufen. In dieser Gruppe werden alle wichtigen Grundeigentümer eingebunden, welche ihre Landanteile in Form von Baurechten einbringen. Weitere Investoren können sich beteiligen, der Kapitalzufluss dient zur Projektierung des Gesamtprozesses bis zur Baureife. 

Die Rollenteilung zwischen der Stadt und der Projektgesellschaft St.Fiden wäre klar geregelt: Die Stadt treibt die Konkretisierung der städtischen Rahmenbedingungen voran (Erschliessung, Werkleitungen, Gewässer, Langsamverkehr, öffentlicher Verkehr), die Projektgesellschaft St.Fiden zeichnet sich im Gleichschritt für die Umsetzung der städtischen Vorgaben, für den Bau der Autobahn- und Gleisüberdeckung sowie die Ausrichtung aller damit verbundenen Wettbewerbsverfahren verantwortlich. 

Die Bewerber für die Bebauung der Baufelder müssen ein überzeugendes Nutzungskonzept präsentieren, die Durchführung der städtebaulichen und architektonischen Wettbewerbe sicherstellen sowie alle damit verbundenen planungsrechtlichen Abklärungen garantieren. Sie geben dafür ein Angebot ab, welchen Preis sie für ein Nutzungs- beziehungsweise Baurecht entrichten.

Die Vision einer «Stadt über den Bahngeleisen» lasse sich über folgende integrale Elemente realisieren:

1.) Autobahn- und Gleisüberdeckung: Durch eine Überdachung von Autobahn und Bereichen der Gleisanlagen kommt es zur Gewinnung von wertvollen neuen Nutzflächen für Arbeiten wie urbanes Wohnen an zentraler Lage. Die Lärmbelastung der umliegenden Quartiere wird reduziert, die bestehenden Wohnlagen deutlich aufgewertet. Die SBB machen eine vollständige Überdeckung als Bedingung für ihre Mitarbeit.

2.) Mobilitätshub: Dreh- und Angelpunkt ist eine aggressive Aufwertung des Bahnhofs St.Fiden unter Einbezug der Grundeigentümer Migros, SBB und Kantonsspital (KSSG). Die internationale Anbindung mit einem direkten Autobahnanschluss sowie Direktverbindungen zu den Flughäfen Zürich und Altenrhein machen das Areal zum Trumpf. Durch die Trägerstrukturen des Gleisdeckels entstehen Nutzflächen, welche für Park & Ride, Parkplätze sowie Terminals öffentlicher wie privater Verkehrsdienstleister genutzt werden.

3.) Hightech-Cluster: Die Entwicklungsflächen können für hochwertige Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich (Headquarters und ICT), Forschung & Entwicklung sowie für die Ansiedlung von Hightechbetrieben (Medtech, Precision) genutzt werden.

4.) Erweiterungs- und Umzugsgebiet für Forschungs- und Bildungsinstitutionen: Langfristig sollen neue Forschungs- und Entwicklungsinstitute (ETH/Empa, Uni St.Gallen) sowie ein Nationaler Innovationspark in St.Fiden ihren Raum erhalten. Dadurch wird am Rosenberg wertvollster Wohnraum frei.

5.) Starke private Initiative: Sämtliche Detailplanungen, Abklärungen und Investitionen (Überdeckelung, Bauten) können privat finanziert werden, sofern sich die Stadt auf ihre Rolle als Gestalterin der Rahmenbedingungen fokussiert. Der bestehende Planungskredit sollte deshalb für die Entwicklung der Autobahn- und Gleisüberdeckung, ein Auswahlverfahren der Investoren sowie die Konkretisierung der städtischen Rahmenbedingungen verwendet werden.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Die Ostschweiz

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