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Budget 2022 rechnet mit einem weiteren Verlust

St.Galler Spitäler weisen für 2021 insgesamt einen Verlust von 102 Millionen aus

Die vier St.Galler Spitalverbunde schliessen das Geschäftsjahr 2021 mit einem Verlust von 102 Millionen Franken ab. Das ist eine Verschlechterung von 28 Millionen gegenüber dem Vorjahr und von 60 Millionen gegenüber dem Budget.

Die Ostschweiz am 15. März 2022

Ohne die Wertberichtigung der Spitalimmobilie Wattwil von knapp 52 Millionen beträgt der Verlust der St.Galler Spitäler noch 50,5 Millionen Franken.

Über die ganze Spitalgruppe wurden im 2021, dem zweiten Pandemiejahr, 61'333 stationäre Patientinnen und Patienten behandelt. Das sind etwas mehr als im Vorjahr (2020: 60'825), die Anzahl der stationären Austritte liegt damit aber noch immer unter dem Niveau vor der Pandemie (2019: 65'492). Gleiches gilt für die ambulanten Frequenzen, die im Vergleich zum Vorjahr um 8.1% gestiegen sind.

Der Kanton hat im Jahr 2021 keine Entschädigungen für pandemiebedingte Ausfälle ausgerichtet.

Im Jahresabschluss der Spitalregion Fürstenland Toggenburg (SRFT) ist eine ausserordentliche Wertberichtigung für die Spitalimmobilie Wattwil über 51,8 Mio. Franken enthalten. Der Verlust der Gruppe der St.Galler Spitäler beträgt deshalb 102,3 Millionen Franken und stellt die Spitalverbunde vor grosse Herausforderungen. Die Eigenkapitalsituation hat sich mit diesem ausserordentlichen Jahr weiter verschlechtert. Die SRFT weist in ihren Büchern sogar ein negatives Eigenkapital von 1,4 Mio. Franken aus.

Die Gruppe rechnet für 2022 mit einem gesamthaften Verlust von 36,2 Millionen Franken über alle vier Spitalverbunde und einer erneut tiefen EBITDA-Marge von 2,4%. Das Jahr 2022 stellt ein Übergangsjahr dar, um nach der Pandemie und erfolgter Transformation in St.Gallen und Wil den Fokus auf Effizienzsteigerungen legen zu können.

Leider zeigt die aktuelle finanzielle Situation auf, dass die Aussichten von den ursprünglichen Annahmen, welche in der Strategie getroffen wurden, abweichen. Frühere Transformationszeitpunkte, eine Verschlechterung des Geschäftsgangs, die Pandemie, Marktverluste im Sarganserland aber auch Effekte in der Tarifstruktur und Verteuerungen beim medizinischen Bedarf sowie eine raschere Ambulantisierung sind verschiedene Gründe für die Verschlechterung der Aussichten.

Dabei ist auch anzumerken, dass die Pandemie einen (nachhaltigen) Einfluss auf die vorhandenen Planungsaussichten hat. So mussten die geplanten Betriebsoptimierungen um zwei Jahre verschoben werden. Die negativen Abschlüsse 2020/2021 haben starken Einfluss auf die Eigenkapitalquote, was sich auf die Kapitalisierungssituation aller Spitalverbunde negativ auswirkt.

Dass Eingriffe während der Pandemie weiter aufgeschoben wurden, könnte das Phänomen erklären, dass trotz der Schliessung von Rorschach und Flawil am KSSG eine Zunahme der stationären Patienten ausgeblieben ist.

Künftige Organisationsform

Die Spitalverbunde klären aktuell die Frage nach dem zukünftigen Management- und Integrationsmodell und der Unternehmensstruktur. Ziel ist, einen internen Bericht der Regierung noch im Frühling 2022 vorzulegen, damit die vom Kantonsrat gewünschte Vorlage für die Integration der heutigen Spitalverbunde zu einer einzigen Spitalorganisation raschmöglichst angegangen werden kann.

Aus den vier Spitalverbunden

Kantonsspital St.Gallen

Das Kantonsspital St.Gallen (KSSG) schliesst das Geschäftsjahr 2021 bei einem Umsatz von 965,8 Mio. Franken mit einem Verlust von 14,9 Mio. Franken ab. Die Corona-Pandemie, die Schliessung der beiden Spitäler in Flawil und Rorschach sowie die Umsetzung der Spitalstrategie (wie z.B. Verlagerung ins Ambulante, Senkung der Aufenthaltsdauer) machen einen direkten Vergleich mit den Zahlen aus den Jahren 2019 und 2020 schwierig. Zwar gingen die stationären Austritte von 34'465 im Jahr 2020 auf 33'379 zurück, die Anzahl der operativen Eingriffe blieb dagegen konstant bis leicht steigend.

Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland

Die Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland (SR RWS) schliesst das Rechnungsjahr 2021 mit einem Verlust von 16.1 Mio. Franken ab. Das budgetierte Ergebnis von minus 14.9 Mio. Franken konnte nicht erreicht werden, trotz eines besseren Geschäftsgangs im 4. Quartal. Für das abgelaufene Jahr 2021 verzeichnet die SR RWS einen Gesamtumsatz von 203.0 Mio. Franken. Damit konnten sowohl das Budget 2021 als auch das Vorjahr 2020 um rund 4.0 Mio. Franken deutlich übertroffen werden. Bei den stationären Eintritten verzeichneten insbesondere die Standorte Altstätten (+7.0%) und Grabs (+9.3%) einen deutlichen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Am Standort Walenstadt ergab sich erneut ein Rückgang von 249 Eintritten (-8.4%) gegenüber dem Vorjahr. Im ambulanten Bereich konnte das Umsatzbudget insgesamt übertroffen werden. An allen Standorten lag der Umsatz dabei über den Vorjahreswerten. Auf der Aufwandseite ist die Entwicklung beim medizinischen Bedarf erwähnenswert. Hier hat sich die Relation zum Umsatz wie schon im 2020 ein weiteres Mal verschlechtert. Weiter sind im Informatikaufwand einmalige Kosten für ein IT- Grossprojekt (Konsolidierung Software-Systeme über alle Spitalverbunde) angefallen. Zusammen mit den pandemiebedingten Frequenzausfällen im 1. Quartal 2021 sind dies die Hauptgründe dafür, dass das budgetierte Ergebnisziel trotz Umsatzsteigerung nicht erreicht werden konnte.

Spital Linth

Das Spital Linth schliesst das Geschäftsjahr 2021 bei Erträgen von 74,5 Mio. Franken mit einem Verlust von 9,6 Mio. Franken ab. Das budgetierte Defizit von 6,9 Mio. wurde verfehlt, gegenüber dem Vorjahr wurde jedoch eine Verbesserung um 3,6 Mio. Franken erzielt. Die Analyse zeigt, dass die Erträge gegenüber dem Vorjahr um 6,3 Mio. Franken gesteigert werden konnten. Aufwandseitig ist ein überproportionaler Anstieg der Kosten für Materialien (teilweise Covid-bedingt) und Implantate, Instrumente und Textilien sowie auch für die Sterilgutaufbereitung auszumachen. Mit 5’792 Austritten konnte das Vorjahr um 492 Patienten (+9.3%) übertroffen werden, was sehr erfreulich ist. Die Steigerung der Patientenzahlen erfolgte ab dem 2. Quartal, wobei sie im 4. Quartal im Vergleich zum 1. Quartal 20% betrug. Einige Fachbereiche haben dabei das Budget deutlich übertroffen, das Gesamt-Budget wurde lediglich um 1.3% verfehlt. Der ambulante Sektor ist in den meisten Bereichen ebenfalls gewachsen, was dem grossen Einsatz der einzelnen Disziplinen zu verdanken ist.

Spitalregion Fürstenland Toggenburg

Die Spitalregion Fürstenland Toggenburg (SRFT) weist im Geschäftsjahr 2021 einen ausserordentlich hohen Verlust von 61,7 Mio. Franken aus, da im Jahr 2021 die Wertberichtigung der Immobilie in Wattwil in der Höhe von 51,8 Mio. Franken verbucht wurde. Hinzu kommen im Zusammenhang mit der Schliessung des Standorts Wattwil weitere 2,6 Mio. Franken aufgrund von Rückstellungen für den Personal-Rahmenmassnahmenplan sowie für Mobilien-Wertberichtigungen und für weitere vertragliche Verpflichtungen. Ohne diese Sondereffekte läge der Verlust bei 7,3 Mio. Franken, womit ein um 1,2 Mio. Franken besseres Ergebnis als budgetiert erzielt worden wäre. In den ersten fünf Monaten hatte die SRFT tiefere Patientenzahlen wegen der anhaltenden Covid-19-Pandemie, seit Juni stiegen die Fallzahlen wieder. Insgesamt lag die Zahl der stationären Patientenaustritte mit 7'655 zwar um 4.9 Prozent höher als im Vorjahr, erreichten aber das Niveau von 2019 noch nicht. Im ambulanten Bereich sind die Erlöse höher als budgetiert, im Vergleich zu Vorjahr wurde eine Erhöhung um 16.3% realisiert.

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Autor/in
Die Ostschweiz

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