62 Prozent der Schweizer finden: Ananas auf einer Pizza geht absolut nicht. Aber ein Viertel aller Restaurantbesucher, die Pizza essen, bestellen ausgerechnet eine «Hawaii». Vor allem in St.Gallen und dem Thurgau ist das, was viele als Todsünde sehen, sehr beliebt. Das zeigt eine Umfrage.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, die Welt braucht keine Umfrage über die Pizzagewohnheiten von Herrn und Frau Schweizer. Und repräsentativ ist das Ganze sowieso nicht. Das deutsche Unternehmen «HelloFresh», das Koch-Kits vertreibt, hat im Januar via Google-Umfragetool 743 Menschen befragt. Das sind nicht viele, und sie wurden auch nicht nach den Regeln der statistischen Kunst ausgesucht.
Aber andererseits: Es geht um Pizza, die mutmasslich zweitwichtigste Erfindung der Menschheit nach der Büroklammer. Also werfen wir alle Bedenken bezüglich Relevanz über Bord, tauchen ein in das Meer aus Tomatensauce und Mozzarella und zeigen, was die Umfrage ergeben hat.
Zunächst ganz grundsätzlich: Rund 70 Prozent der Schweizer essen 1 bis 2 Mal pro Monat Pizza, sei es zuhause oder im Restaurant. Immerhin über 4 Prozent geben sich dem italienischen Genuss mehr als 6 Mal pro Monat hin, 17 Prozent sind totale Pizzaverweigerer und damit bei einer solchen Umfrage eher nicht besonders hilfreich.
Wie sieht es in der Ostschweiz aus? Auch hier sagen die meisten Leute, dass sie mit 1 bis 2 Mal genug Pizza hatten. Aber in Ausserrhoden boykottieren 28 Prozent das Gericht völlig, im Thurgau sogar 30 Prozent.
Und was soll auf die Pizza? Vieles, aber auf keinen Fall Ananas: Das finden auf die ganze Schweiz bezogen über 63 Prozent der Leute. Was der immer wieder geführten Debatte entspricht über die Frage, ob es so etwas wie «Pizza Hawaii» überhaupt geben darf, die etwa so italienisch ist wie ein Surflehrer in Florida. Auch in der Ostschweiz spricht sich eine Mehrheit gegen die süss-saure Kombination aus.
Aber demgegenüber steht die Tatsache, dass Pizza Hawaii beim Gang in die Pizzeria die zweitbeliebteste Variante ist. Nur Salamipizza ist noch gefragter, ein Drittel der Befragten gibt an, sich dafür zu entscheiden. Es gibt also erbitterte Feinde, aber ebenso konsequente Fans.
Was natürlich auch bedeutet: Man kann sich noch so über die Ananas auslassen und sie als Stilbruch brandmarken – eine Pizzeria, die gern Umsatz macht, sollte sie wohl einfach im Angebot haben.
Wobei: Nicht unbedingt in Innerrhoden und Ausserrhoden. Dort stehen Salami, Calzone und Napoli (AR) beziehungsweise Salami und Margherita (AI) am höchsten im Kurs. Im Kanton St.Gallen aber, und jetzt festhalten, ist die Pizza Hawaii mit über 34 Prozent klare Spitzenreiterin und verweist die Salami mit 15 Prozent auf Platz 2. Im Thurgau stürzen sich 56 Prozent auf die Salamipizza, aber auch dort folgt gleich der Ananasbelag, für den sich 25 Prozent entscheiden.
Es ist auch eine Geschlechterfrage. Schweizweit mögen Männer am liebsten Salami auf der Pizza, Hawaii erreicht Platz 2. Bei den Frauen hingegen ist die Hulahula-Pizza deutlich die beliebteste.
Eine weitere Frage gibt Aufschluss darüber, ob man die Pizza lieber im Restaurant isst oder gleich selbst macht. Wie ehrlich die Umfrageteilnehmer waren, wenn es um ihre Kochkünste geht, ist eine andere Sache. Jedenfalls geben die Ausserrhoder und die Thurgauer an an, mehrheitlich ihrer eigenen Zubereitung zu trauen (75 Prozent), während in St.Gallen das Auswärtsessen hauchdünn gewinnt. In Innerrhoden wollen sogar 100 Prozent ins Restaurant statt in die eigene Küche, aber in aller Offenheit: Es besteht der dringende Verdacht, dass aus dem kleinen Kanton sowieso nur eine einzige Person an der Umfrage teilgenommen hat, was die Beweislast etwas schmälert.
Auf eine einsame Insel würden übrigens fast 60 Prozent der Schweizer eine Pizza mitnehmen, wenn sie sich für ein einzelnes Gericht entscheiden müssten. Alles andere, von Pasta zu Burger oder einem Steak, landet abgeschlagen weit hinten.
Das hingegen verwundert nicht wirklich. Wenn man einen Fragebogen zum Thema Pizza ausfüllt, dann wächst kaum die Lust auf Salat oder einen Apfel. Sondern eben auf – Pizza. Wir wünschen guten Appetit.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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