logo

«Ausserrhoden watscht die SVP ab»

SVP-Gegner in der Restschweiz bejubeln das Ausserrhoder Resultat

Die SVP hat am Sonntag fünf Sitze im Ausserrhoder Kantonsrat verloren. In der Ostschweiz deutet man das Resultat richtig: Es waren aufgrund des Wahlsystems Personenwahlen, die kaum Rückschlüsse auf die Form einer Partei zulassen. Im Rest der Schweiz aber verleitet das Resultat zu falschen Prognosen.

Stefan Millius am 21. März 2019

«SVP taucht in Appenzell Ausserrhoden. Und nächste Woche hoffentlich in Zürich.»

«Ausserrhoden watscht die SVP ab. Bald fallen weiter Dominosteine, der NationalBlocherismus ist Verliererpartei.»

«Das könnte im Kanton Schwyz im nächsten Frühling aber interessant werden.»

«Dass die SVP in ihrem Kernland wie das Appenzell, die Hälfte ihrer Sitze verloren hat, lässt doch hoffen.»

Die Beispiele stammen alle aus Twitter und von Leuten, die in anderen Landesteilen wohnen. Solche und ähnliche Meinungen finden sich seit Tagen zuhauf in den sozialen Medien. Die Absender sind ausnahmslos SVP-Gegner, die das Resultat als grundsätzliche Stimmung gegen die Partei deuten - und nun eine Wahlschlappe der SVP im Herbst erhoffen.

Das Problem dabei: Die Kommentatoren sind sich nicht bewusst, dass die Kantonsratswahlen in Appenzell Ausserrhoden in keiner Weise auf die Schweiz übertragen werden können.

Zum einen wird in Ausserrhoden dorfweise gewählt, und das - mit Ausnahme von Herisau - im Majorzverfahren. Es sind Personenwahlen, keine Parteiwahlen. Die SVP hatte, und das wirft natürlich kein gutes Licht auf sie, in mehreren Gemeinden Probleme, Kandidaten zu finden und musste da und dort forfait geben. Sie trat dort also gar nicht erst an, dass der Sitz verlorengehen würde, war in diesen Fällen schon vor der Wahl klar.

Dass «das Appenzell» (der falsche Ausdruck ist nicht auszurotten) ein «Kernland» der SVP sei, ist mit Bezug auf Ausserrhoden ohnehin kreuzfalsch. Vor der Wahl hatte die SVP im Kantonsrat elf Sitze, vor dem Fraktionswechsel eines Kantonsrats waren es zwölf.

Das ist bei 65 Sitzen kaum eine Stärke, die es erlaubt, von einem SVP-Kernland zu sprechen. Bezieht man in «das Appenzell» Innerrhoden ein, akzentuiert sich das noch, dort ist die SVP erst recht keine Grösse.

Die Interpretation, der Niedergang der SVP deute sich mit dem Resultat in Ausserrhoden an, ist daher nicht haltbar. Das Ergebnis ist nicht übertragbar. Die anstehende Wahl in Zürich wird schon eher Rückschlüsse erlauben.

Highlights

Autor Dani Egger

Schicksale im Zweiten Weltkrieg: Dieser Ostschweizer hat ihnen ein ganzes Buch gewidmet

am 17. Apr 2024
Rechtsextremismus

Nazi-Konzert im Toggenburg: Die organisierte Kriminalität mischte mit

am 13. Apr 2024
EGMR-Rüge für die Schweiz

«Klimaseniorinnen» spielen ein unehrliches Spiel

am 12. Apr 2024
Zweiter Wahlgang in St.Gallen

Angriff der SVP gescheitert: Bettina Surber (SP) und Christof Hartmann (SVP) ziehen in die St.Galler Regierung ein

am 14. Apr 2024
St.Galler Regierungsratswahlen

Bettina Surber liefert 98 Prozent und zeigt damit der SVP, wie es geht

am 14. Apr 2024
Schwierige Kindheit

Mutiger Blick zurück: Wie Peter Gross seine Vergangenheit in einem Buch verarbeitet und damit auf Missstände der IV aufmerksam machen möchte

am 18. Apr 2024
«Meister im Verdrängen»

Musiker Kuno Schedler: «Ich wollte eigentlich Chef der Brauerei Schützengarten werden»

am 12. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel: «Zunehmend schwierige Zeiten. Die Lösung? Weniger Staat!»

am 15. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

Mitte-Nationalrat Nicolo Paganini: «Wir haben immer mehr Stress für höchstens gleich viel im Portemonnaie»

am 12. Apr 2024
Die Schweiz am Abgrund?

SVP-Nationalrat Pascal Schmid: «Wir müssen den Kurs rasch ändern»

am 16. Apr 2024
Appenzell Ausserrhoden zieht positive Bilanz

So etwas gab es noch nie: Wegen Windböen konnte der Böögg am Sechseläuten nicht angezündet werden – Nun ist Appenzell am Zug

am 16. Apr 2024
René Steiner, Präsident der ASTAG Ostschweiz

Weshalb es den klassischen «rauhen» Fuhrhalter von früher nicht mehr gibt

am 15. Apr 2024
Bestes Restaurant

1112 Google-Rezensionen sprechen für sich: Das griechische Restaurant Greco in St.Gallen wird mit einem Award ausgezeichnet

am 14. Apr 2024
Da stimmt was nicht

«Bericht zur sozialen Ungleichheit 2024»: Eine Nichtregierungsorganisation rechnet sich ins Nirvana

am 16. Apr 2024
Gastkommentar

Schulden der USA explodieren – können Aktien und Bitcoin davon profitieren?

am 17. Apr 2024
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.