Roland Rino Büchel.
SVP-Präsident Albert Rösti hofft auf den einen oder anderen Sitzgewinn beim zweiten Wahlgang in den Ständerat. Nimmt man sein Zitat wörtlich, sieht er aber in St.Gallen keine Chance. Er sagt, er habe einfach vergessen, den Kanton zu erwähnen - aber liegt dennoch nicht völlig falsch.
Die Bundeshausfraktion der SVP Schweiz traf sich am Aegerisee zu einem Seminar. Dort blickte Parteipräsident Albert Rösti auch auf die Wahlniederlage vom 20. Oktober zurück. Mit Blick auf die Ständeratswahlen sei aber noch nicht alles verloren. Die «Weltwoche» zitiert Rösti aus der Sitzung heraus wie folgt: «Bei den zweiten Wahlgängen in Schwyz, Zug, Bern und im Tessin liegen die Sitze in Reichweite.»
Nicht genannt werden die Kantone St.Gallen und Solothurn, wo die SVP auch noch um einen Ständeratssitz kämpft. Da stellt sich die Frage: Hat der Parteichef diese Schlachten bereits als verloren abgehakt?
Nein, sagt der direktbetroffene St.Galler SVP-Ständeratskandidat Roland Rino Büchel. «Rösti ist gleich nach dieser Rede zu mir gestürmt und hat sich entschuldigt, dass er vergessen hat, den Kanton St.Gallen zu erwähnen.» Aber falsch sei seine Aussage auch wieder nicht gewesen. «Realistischerweise war seine Aufzählung korrekt, in den genannten vier Kantonen sind unsere Chancen gross, dort müssen wir die Sitze eigentlich holen, alles andere wäre eine Enttäuschung», so Büchel.
In St.Gallen hingegen sei die Ausgangslage viel schwieriger und die Mittel knapper. In diesem Sinn habe Rösti recht, wenn er vier Kantone als «in Reichweite» bezeichne, in St.Gallen wäre ein Sitzgewinn «eher ein Wunder». Die SVP müsse diesen Kampf aber ausfechten und könne Ständerat Paul Rechsteiner (SP) nicht einfach durchmarschieren lassen, so der Rheintaler Nationalrat, «nur schon mit Blick auf die anstehenden Kantonsrats- und Regierungsratswahlen».
Von einem Erfolg selbst überrascht wäre Roland Rino Büchel auch aufgrund der Berichterstattung in den Medien. «Die Redaktionen heben Rechsteiner in den Himmel und feiern ihn als Brückenbauer, statt zu schauen, wofür er wirklich steht», sagt er. Selbst in seiner eigenen Region gebe es keine Bereitschaft, dem SVP-Kandidaten Platz einzuräumen. Büchel: «Und das, obwohl das Rheintal erstmals seit Jahrzehnten die Chance hat, wieder in den Ständerat einzuziehen.» Aufgrund dieser Situation wären massive Mittel nötig, um die eigenen Botschaften zu verbreiten - und die seien nicht vorhanden. «In anderen Kantonen, wo noch Medienvielfalt herrscht, sieht das anders aus, und dort sind auch unsere Chancen grösser.»
Jetzt schon hat sich Büchel bei seinen Werbeaktivitäten auf das beschränkt, was ihm wirklich nötig erscheint. Mit seiner Wahlbroschüre ist er beispielsweise in den Haushaltungen der Städte St.Gallen und Rapperswil gar nicht erst vertreten. Er habe Aufwand und Ertrag vergleichen müssen, und dort sei der Einsatz der Mittel nicht sinnvoll.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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