logo

Preisgekrönte Küche

«Truube» in Gais: Von der Dorfwirtschaft zum Spitzenlokal

Silvia Manser ist hierzulande eine der wenigen Frauen am Herd, die sich in einem schwierigen Metier behauptet. Sie bringt in der «Truube» in Gais Beruf und Familie samt Kindererziehung unter einen Hut. Ein Porträt - und ein Rezept der Spitzenköchin.

Christian Meyer am 11. September 2018

Tomatenspaghetti! Mit ihrem damaligen Lieblingsessen machte Silvia Mösli im Kindesalter die ersten Gehversuche am Herd der elterlichen «Truube» in Gais. Die frühe Mithilfe in der Küche bildete den Grundstein ihrer späteren Erfolgsgeschichte. Nach der Ausbildung und etlichen Stellen als Koch in Spitzenrestaurants heiratete sie im Jahr 2000 Thomas Manser; beide übernahmen ein Jahr später zusammen den Betrieb.

Das frisch gebackene Ehepaar liess es in der ehemaligen Dorfwirtschaft in Appenzell Ausserrhoden sachte angehen. So standen anfänglich beliebte Gerichte wie Cordon-bleu und «Züri-Gschnätzlets» auf der Karte. Die Wirtsleute verteilten die Rollen nach den jeweiligen Vorlieben - Thomas Manser als Weinspezialist agiert seit Anbeginn an der Front im Service, Silvia Manser, unterstützt von drei Lernenden und einem Koch, wirkt in der Küche eher im Hintergrund.

Naturmaterialien

Im Laufe der Jahre investierte das Ehepaar laufend in die «Truube». Das typische Appenzellerhaus mit «gestemmter» Fassade präsentiert sich heute als Bijou, und in der schönen Jahreszeit macht die blumengeschmückte Fassade das Restaurant geradezu zur Sehenswürdigkeit. Doch auch bezüglich Innenraumgestaltung und Küche legten Mansers stetig zu und schufen ein in mehreren Restaurantführern erwähntes, mit Naturmaterialien dezent ausgestattetes Feinschmeckerlokal mit rund 40 Plätzen. Bereits im Jahr 2004 heimste Silvia Manser erste Gault-Millau-Punkte ein.

Truube Gais

Die «Truube» glänzt nicht nur mit der preisgekrönten Küche, sondern auch als Bijou - innen und aussen.

Mittelpunkt der aktuellen Karte ist das monatlich wechselnde Sechsgangmenu, etwa mit einer Panna cotta vom Hummer und Meeresfrüchten, Maissuppe mit knusprigen Kalbsmilken, Tafelspitzravioli, gebratenem Steinbutt mit Tomaten und Himbeeren, Kalbsfilet mit Pilzquiche und einer Dessertkomposition mit Schokolade, Erdnuss, Passionsfrucht und Popcorn. Eine sorgfältig zusammengestelltes à la carte-Angebot mit drei Vorspeisen, vier Hauptgerichten sowie weitere, ausgesuchte Desserts lassen zudem keine Wünsche offen. Für Liebhaber steht ein Käsewagen bereit, wobei die berühmten lokalen Spezialitäten nicht fehlen dürfen – genau so wie man es im Appenzellischen erwartet.

Weltoffenheit und Abgeschiedenheit

Silvia Manser formuliert ihre kulinarische Philosophie wie folgt: «Was Sie in der 'Truube' geniessen, basiert auf erstklassigen Produkten. Der Anspruch unseres Küchenteams ist es, alles selber zuzubereiten - mit Kreativität und Einfallsreichtum. Wir leben inmitten einer wunderbaren Natur, mit hervorragenden Produkten. Doch auch über die Region hinaus werfen wir gerne einen Blick in die vielfältigen Köstlichkeiten aus aller Welt.» Dieses konsequent umgesetzte Credo brachte dem Ehepaar 2015 den begehrten Michelin-Stern ein.

Ihr ganzes Können auf Sterne-Niveau demonstriert Silvia Manser mit dem unten angeführten Dessert-Rezept. Wem das Ganze zu aufwändig ist, lässt die Dekorationselemente und die hausgemachte Glace weg und konzentriert sich auf die Aprikosen- oder Zwetschgentörtchen. Diese können beispielsweise anlässlich einer Einladung ohne weiteres am Vortag hergestellt werden.

Zurück zur Köchin. Ein arbeitsreiches Leben im Spitzenrestaurant und drei Kinder, die jetzt im Alter von 17, 15 und 10 Jahren sind: Was braucht es dazu, wie bringt man all dies auf einen Nenner? Dazu Silvia Manser, sichtlich amüsiert: «Es braucht vor allem gute Nerven! Und ohne die tatkräftige Mithilfe der Grossmütter bei der Kindererziehung hätten wir unsere Pläne nie umsetzen können.»

Über Silvia Manser

Eigentlich selbstverständlich in einem Familienbetrieb wie die «Truube» in Gais: Bereits im Kindesalter half Silvia Manser in Mutters Küche aus. 1990 bis 1993 machte sie die Lehre als Koch im Restaurant Sonne in Urnäsch. Und ihr Ehrgeiz war geweckt: Mit einem glänzenden Lehrabschluss - Note 5,9 - in der Tasche machte sie sich auf, um ihre Kenntnisse in Spitzenküchen zu vervollkommnen. So arbeitete sie drei Saisons bei Roland Jöhri im Restaurant Talvo in Champfer/ St. Moritz und ein Jahr in Cully bei Adolf Blokbergen. Sie besuchte ausserdem die Hotelfachschule in Luzern und absolvierte diverse Praktika, etwa bei Reto Lampart. Nach Aufenthalten in Kanada und USA kehrte sie 2001 in den elterlichen Betrieb zurück. Die Übernahme und der Kauf der «Truube» sowie ein Umbau erfolgten in den Jahre 2009 und 2010. Die Lehrlingsausbildung liegt ihr besonders am Herzen und ist ein wichtiger Teil ihrer Arbeit. Silvia Manser führt den Betrieb mit ihrem Ehemann Thomas, zur Familie gehören die drei Kinder Dominik, Stefanie und Larissa.

Aprikosentörtchen

Das Aprikosentörtchen, kreiert von Silvia Manser.

Rezept

Aprikosentörtchen mit Pistachebiskuit und Zitronen-Eisenkrautglace

Rezept für vier Personen von Silvia Manser, «Truube» Gais, 1 Stern Michelin, 16 Punkte Gault Millau

Keine Aprikosen mehr gefunden? Sie können für die Törtchen auch tiefgekühlte Aprikosen oder auch Zwetschgen verwenden; deren Spätsorten sind in den Früchteabteilungen der Detaillisten bis Oktober erhältlich. Ist das Rezept zu arbeitsintensiv? Einzelne Elemente der Süssspeise können Sie ohne weiteres weglassen (siehe Bemerkungen am Schluss des Rezeptes).

Zutaten Pistachebiskuit (Form 40 x 30 cm):

190 g. Eiweiss

40 g. Zucker

190 g. gemahlene, weisse Mandeln

190 g. Staubzucker

40 g. Mehl

50 g. gemahlene Pistazien

Zubereitung:

Eiweiss und Zucker zu Schnee schlagen.

Die restlichen Zutaten miteinander vermischen und danach unter das Eiweiss ziehen.

Nun mit einem Spachtel gleichmässig auf eine Backfolie verteilen und bei 160°C ca. 15 min. backen.

Danach auf ein gezuckertes Backpapier stürzen und auskühlen lassen.

Zutaten Aprikosengelée:

500 g. Aprikosenpüree

30 g. Zucker (je nachdem wie stark das Püree bereits gezuckert ist)

5 Bl. Gelatine

Zubereitung:

Die Gelatine in kaltem Wasser einlegen. Danach das Püree mit dem Zucker leicht erwärmen, anschliessend die ausgedrückte Gelatine darin auflösen.

Nun diese Flüssigkeit auf eine Silikonfolie aufstreichen, (Dicke ca. 3-5 mm), sofort tiefkühlen. Am besten die Form des Biskuitausstechers verwenden, dann hat alles die gleiche Grösse.

Zutaten Aprikosenmousse:

80 g. Zucker

40 g. Butter

30 g. Aprikosenpüree

1 St. Vollei

200 g. Aprikosenpüree

20 g. frischer Zitronensaft

80 g. Staubzucker

180 g. Saurer Halbrahm

9 Bl. Gelatine

500 g. geschlagener Rahm

Zubereitung:

Die ersten vier Zutaten miteinander auf kleinem Feuer gründlich umrühren bis die Masse leicht bindet. Nun die eingeweichte Gelatine dazugeben; rühren bis sie zergangen ist.

Diese Flüssigkeit mit dem sauren Halbrahm und dem Aprikosenpüree mischen und im Eiswasser abkühlen lassen. Am Schluss den nicht allzu stark geschlagenen Rahm unterheben.

Das Pistachebiskuit in die vorbereitete Form legen oder die Form auf das Biskuit stellen.

Nun die Hälfte der Aprikosenmasse auf das Biskuit geben; den tiefgekühlten Aprikosengelee auf die Aprikosenmasse legen und gleichmässig andrücken.Mit dem Rest der Aprikosenmasse auffüllen und glattstreichen. Sofort kühlstellen.

Zutaten Zitronen-Eisenkrautglace:

300 g. Wasser

50 g. Glucose (erhältlich beim Konditor oder im Fachhandel)

90 g. Zucker

40 g. Limettensaft frisch

25 g. Zitronen Eisenkraut frisch

30 g. Textura (Bindemittel, im Fachhandel erhältlich)

Zubereitung:

Die ersten drei Zutaten zusammen aufkochen, dann den Limettensaft dazugeben und etwas auskühlen lassen. Nun das Eisenkraut dazugeben und in einem Mixbecher stark durchmixen. Nun die Masse in die Glacemaschine geben.

Anrichten:

Je nach Wunsch kann diese Schnitte ausgestochen (ergibt mehr Abschnitte) oder geschnitten werden. In der „Truube „werden Ringe in verschiedenen Grössen ausgestochen und auf einem Teller mit Aprikosen, caramelisierten Pistazien, einer Zuckerdekoration und der Zitronen- Eisenkrautglace angerichtet, die ohne weiteres durch eine andere Sorte, etwa Premium-Vanilleglace, ersetzt werden kann.

Highlights

Nach Kommentar von Stefan Schmid

Interessenkonflikt beim Tagblatt-Chefredaktor?

am 07. Mai 2024
Lehrperson filmte heimlich

Nach den Übergriffen an der St.Galler «Flade» sagt Psychologe: «Wenn man nicht ernst genommen wird, kommt ein Gefühl von Ohnmacht auf»

am 08. Mai 2024
Lage entspannt sich wieder

Nach Missbrauchsskandal der Kirche sagt Thomas Franck: «Es gab sehr viele Kirchenaustritte, aber nicht so viele, wie ich persönlich befürchtet habe»

am 05. Mai 2024
DG: DG: Politik

Fragmentierung ist nicht das Problem, sondern das Wesen der digitalen Gesellschaft.

am 06. Mai 2024
Banker-Saläre

Es ist völlig in Ordnung, wenn Sergio Ermotti 14 Millionen Franken Lohn erhält

am 03. Mai 2024
Mangelndes Interesse?

Weil das Umfeld nicht vergessen werden darf: In St.Gallen sollen Angehörige psychisch Kranker ein Gehör finden

am 07. Mai 2024
20 Jahre Jubiläum

Bianca Mosimann feiert das Jubiläum ihres Coiffeurgeschäfts in St.Gallen: «Es war eine gute Zeit, und ich würde keinen Tag davon missen wollen»

am 06. Mai 2024
Zoomer Agency

Funktioniert Werbung überhaupt noch? Die St.Galler Werbeagentur sagt: «Hochwertiger Content auf TikTok geht oft unter»

am 09. Mai 2024
Serie «Warbird»

Nach einem Einsatz über Augsburg musste ein Bomber im Rheintal zur Landung ansetzen

am 08. Mai 2024
Serie «Warbird»

Der «Death Dealer»: Erster amerikanischer Bomber landet in der Schweiz

am 05. Mai 2024
Positive Dynamik fortsetzen

So sieht die neue St.Galler Departementsverteilung aus

am 08. Mai 2024
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Christian Meyer

Christian Meyer (*1947) ist Betriebswirtschafter FH und seit 1998 als freier Journalist tätig. Er schreibt für verschiedene Medien über Foodtrends, Gastronomie, Reisen, Lifestyle und Gesellschaft. Christian Meyer lebt in Zürich.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.