Die CVP/EVP-Fraktion im St.Galler Kantonsrat schlägt Beat Eberle zur Wahl in den Universitätsrat vor. Er ist ein Mann mit einem beeindruckenden Lebenslauf. Die Karriere erlitt allerdings vor fünf Jahren einen plötzlichen Knicks. Und die Hintergründe sind bis heute unklar.
Am Dienstagnachmittag, 2. Juni wird der St.Galler Universitätsrat gewählt. Die CVP kommt mit Beat Eberle aus Flums, einem Rechtsanwalt und Sicherheitsspezialisten, als Kandidaten. Und bis kurz vor Torschluss wurde in der Debatte über die Kandidaturen nicht thematisiert, dass der Mann zwar eine beeindruckende Laufbahn hinter sich hat, diese aber einen Makel aufweist.
Eberle hat an der Universität St.Gallen studiert - was für den Universitätsrat nie schadet - und hatte danach verschiedene Führungsfunktionen bei Militär und Polizei inne. Dazu kommt, dass er auch eine politische Vergangenheit hat. 2004 wurde er in den Kantonsrat gewählt, notabene als Militär im Auslandeinsatz. Eine Premiere. 2020 wollte Eberle übrigens als alt Kantonsrat ins Parlament zurückkehren, scheiterte aber.
Die CVP schwärmt von ihrem Kandidaten, der auf Ruth Metzler folgen soll. Politisch erfahren, ehemaliger Diplomat, internationale Erfahrung. Diese will er laut eigener Darstellung auch ins Amt als Universitätsrat einbringen und den Fokus vermehrt auf andere Weltregionen legen - wenn er gewählt wird.
Was fehlt in der Aufzählung der CVP, ist der Bruch in der militärischen Laufbahn von Beat Eberle. Der liegt fünf Jahre zurück und ist bis heute im Detail ungeklärt. Auf Wikipedia heisst es nüchtern:) «Im Oktober 2015 schied er aus der Schweizer Armee aus und betätigte sich forthin mit sicherheitspolitischen Studien.»
Ein blosses Ausscheiden war es aber wohl nicht. Gemäss Medienberichten von damals setzte der Bundesrat den Ostschweizer vor fünf Jahren als obersten Militärpolizisten des Landes auf Antrag des damaligen VBS-Chefs Ueli Maurer ab. Gründe dafür wurden nicht kommuniziert. Man habe Stillschweigen vereinbar.
Die «Zentralschweiz am Sonntag» kolportierte in der Folge, Eberle habe sich schon Monate zuvor mit seinem Vorgesetzten überworfen. Aus Militärkreisen wurden Attribute wie «renitent», «intrigant» oder «aufmüpfig» genannt in Bezug auf seine Person. Zwar wurde auch eine positive Stimme aufgelistet, aber die gehörte dem damaligen St.Galler Nationalrat Jakob Büchler - eine Parteikollegen von Eberle.
Was auch immer passiert ist im Herbst 2015: Es muss ziemlich viel Geschirr zerschlagen sein, damit ein zuständiger Bundesrat die Absetzung eines hochdekorierten Militärs aus einem wichtigen Posten beantragt.
Ziemlich sauer auf den aktuellen Universitätsrats-Kandidaten war man laut der «Luzerner Zeitung» offenbar auch in Graubünden. Um 2010 war die dortige Kantonspolizei in einer Ausnahmesituation, nachdem sich der langjährige Polizeikommandant das Leben genommen hatte. Man holte Beat Eberle, um die Lage zu stabilisieren. Er blieb nur gerade ein Jahr und wechselte danach wieder zur Armee.
Laut Stimmen aus dem Polizeikorps habe man im Bündnerland Mühe gehabt mit dem militärischen Führungsstil von Eberle. Und in der Bündner Politik wiederum war man nicht gerade begeistert, als Eberle nach einem Jahr als Polizeikommandant bereits das Handtuch warf. Immerhin hatte man ihn geholt, um wieder Ruhe ins Korps zu bringen, stattdessen begann die Suche nach einem neuen Chef wieder von neuem. Eberle wurde nachgesagt, das VBS habe ihm einen «Generals-Stern» in Aussicht gestellt, und dieser Verlockung habe er nicht widerstehen können.
Ein nächster angepeilter Karriereschritt von Beat Eberle - immer laut Medienberichten - war die Schweizer Delegation, die den Waffenstillstand zwischen Nord- und Südkorea überwacht. Diesen wollte er angeblich Anfang 2016 vollziehen. Die Entscheidung des Bundesrats im Oktober 2015 beendete aber die militärische Karriere. Was umso mehr erstaunt: Wollte man ihn einfach nicht mehr als obersten Militärpolizisten, hätte man ihn auch «nach oben befördern» können, was durchaus nicht unüblich ist.
Eberle ist heute mit seiner eigenen Firma in Bad Ragaz als Rechtsanwalt und als Spezialist für Sicherheits- und Risikomanagement-Fragen tätig. Die CVP wiederum muss damit rechnen, dass die unklare Vergangenheit ihres Unirats-Kandidaten da und dort Zweifel wecken. Das damals vereinbarte Stillschweigen führt wie immer in solchen Fällen dazu, dass Spekulationen ins Kraut schiessen können.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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