Der St.Galler SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel.
Am Freitag weilte der Botschafter der Vereinigten Staaten, Ed McMullen Jr., für einen offiziellen Besuch im Kanton St. Gallen. Wir sprachen mit dem Rheintaler SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel, der den Besuch in die Wege geleitet hat.
Regierungspräsident Stefan Kölliker, Regierungsrat Martin Klöti und Regierungsrat Bruno Damann begrüssten am Freitag gemeinsam mit Nationalrat Roland Rino Büchel den Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika der Schweiz, Ed McMullen. Der Gedankenaustausch im Regierungsgebäude verlief in freundschaftlicher und angeregter Atmosphäre.
Wichtiger US-Markt für St.Galler Firmen
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind nach Deutschland die wichtigste Exportdestination der Schweiz. Entsprechend wichtig ist der Markt auch für St.Galler Firmen. Die St.Galler Regierung thematisierte im Gespräch mit dem US-Botschafter sowohl St.Galler Unternehmen, die in den USA Standorte betreiben, als auch US-amerikanische Firmen, die im Kanton St.Gallen Arbeitsplätze schaffen.
Wissenschaftliche Partnerschaften der Universität St.Gallen
Ebenfalls angesprochen wurden die wissenschaftlichen Verbindungen. Wie Regierungspräsident Stefan Kölliker betonte, hat die Universität St.Gallen fast 30 Partneruniversitäten in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Vor dem Gespräch besuchte Ed McMullen mit der St.Galler Delegation die Stiftsbibliothek. Am Nachmittag stand eine Besichtigung der SFS Group in Heerbrugg an.
Den Besuch aufgegleist hat SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel.
Roland Rino Büchel, wie wichtig ist die Schweiz im Bereich Handel und Investitionen für die Vereinigten Staaten?
Enorm wichtig. Unser kleines Land ist der siebtgrösste Investor in den USA. Schweizer Firmen bieten amerikanischen Arbeitnehmern mehr als eine halbe Million Arbeitsplätze. Auch das Handelsvolumen zwischen unseren beiden Ländern ist enorm. Wir verdienen jeden siebten Exportfranken mit den USA!
Und umgekehrt?
Auch amerikanische Firmen bieten hierzulande rund 90‘000 Arbeitsplätze an.
Warum wollten Sie, dass der Botschafter auch das Rheintal besucht?
Erstens ist es eine wunderschöne Gegend. Zweitens hat es bei uns Industrie- und Gewerbeperlen, soweit das Auge reicht. Dutzende davon haben einen engen Bezug zu den USA. Zum Beispiel durch eigene Tochtergesellschaften, oder weil sie im «Land der unbegrenzten Möglichkeiten» Grosskunden haben.
Besucht der Botschafter neben der SFS Group auch noch andere Firmen?
Nein, dafür reicht die Zeit leider nicht. Ein hochinteressantes Unternehmen wäre auch die APM Technica in Heerbrugg. Deren Eigentümer Arthur Philipp machte sich im 2002 mit einem guten Dutzend Mitarbeitern selbständig. Das war ein Jahr vor seiner eigentlichen Pensionierung bei der Leica Geosystems. 17 Jahre später arbeiten rund zehn Mal so viele Leute dort. Und «Jungunternehmer» Philipp ist mit über 80 Jahren immer noch der Boss.
Die Firma hat schon verschiedene Unternehmerpreise gewonnen. Hat das mit der schönen Geschichte zu tun?
Die APM Technica ist weltweit mitführend in der Oberflächentechnologie und im High-Tech-Kleben. Die Heerbrugger sind ein wichtiger Zulieferer für die amerikanischen Kult-Motorräder von Harley Davidson.
Das wäre doch auch etwas für den Botschafter…
Ganz sicher, ja. Oder Rauch/Red Bull in Widnau. Man glaubt es kaum: Heute exportiert die Schweiz mehr Red Bull als Käse! Von Widnau aus wird die ganze Welt beliefert, mit Ausnahme der EU-Länder. Das geschieht von Österreich aus. Aber die ganze Produktion für die USA ist rheintalerisch. Die Hälfte des weltweit verkauften Volumens kommt aus Widnau.
Wie stark befasst sich der Botschafter mit unserer Wirtschaft?
Ich bin jetzt seit neun Jahren Mitglied der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrats. Ich habe in dieser ganzen Zeit mehr als 100 Botschafter kennengelernt. Kein einziger war derart interessiert in die Wirtschaft unseres Landes. Er hat einen riesigen und ehrlichen Respekt vor den Menschen in unserem Land und unserem direktdemokratischen System.
Wie ist die Zusammenarbeit mit der US-Botschaft?
Hervorragend. Als McMullen Ende 2017 die Leitung der US-Vertretung in Bern übernahm, war ich Präsident der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrats. Beeindruckend, mit welcher Offenheit er auf die Menschen zugeht. Manchmal habe ich den Eindruck, dass er tief in sich drin ein Ostschweizer ist. Für ihn gilt: Ein Mann, ein Wort. Dazu er hat sehr gute Leute, die für ihn arbeiten.
Das sind demnach gute Voraussetzungen für den heutigen Besuch?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass er und sein Team sich bei uns wohlfühlen werden. Bei der SFS Group wird er sehen, zu welchen Erfolgen man kommen kann, wenn man auf Menschen setzt, die eine Lehre absolviert haben. Er wird die unkomplizierte Art der Leute in unserer Gegend schätzen. Und hoffentlich bald wiederkommen.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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