Durch die Hauptstrasse in Kreuzlingen zu fahren, war jahrelang eine problemlose Angelegenheit. Nichts los. Wenig Menschen. Seit Mittwoch ist Stau und Enge angesagt.
Endlich ist der Traum aller Geschäftsleute hier in Erfüllung gegangen: Die Schwaben sind da!
Am meisten freut sich die Gastronomie, auch wenn alle Gäste wie zu Kriegszeiten schon um 20 Uhr drüben sein müssen. Es gibt also keine Alkoholprobleme.
Dann der total ungewohnte Anblick: Der Zollübergang nach Konstanz ist verwaist. Selten ein Auto.
Und dann die verkehrte Welt: Die deutschen Zöllner filzen Konstanzer Autos; nun gilt die umgekehrte, ungewohnte Kontrolle, denn Deutsche müssen Einfuhrzoll zahlen für ihre Einkäufe bei uns.
Wo sich bisher Schweizer in der Altstadt gedrängt haben, sieht es aus als wäre Silvestermorgen. Kaum jemand unterwegs. Dazu kommt die mittelalterlich anmutende Stille, fast magisch. Reformator Hus muss es so erlebt haben.
Und wo sonst kein Durchkommen war, spielen jetzt Kinder auf dem Platz des abgesagten Weihnachtmarktes. Wenigstens diesen kleinen Vorteil können sie geniessen, denn ab jetzt gibt es keine Geschenk-Einkäufe mehr.
Träume bleiben unerfüllt.
Wolf Buchinger (*1943) studierte an der Universität Saarbrücken Germanistik und Geografie. Er arbeitete 25 Jahre als Sekundarlehrer in St. Gallen und im Pestalozzidorf Trogen. Seit 1994 ist er als Coach und Kommunikationstrainer im Management tätig. Sein literarisches Werk umfasst Kurzgeschichten, Gedichte, Romane, Fachbücher und Theaterstücke. Er wohnt in Erlen (TG).
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