Amriswil verzichtet auf die Gemeindeversammlung vom 10. Dezember.
Vor dem Druck und Versand der Unterlagen für die diesjährige Gemeindeversammlung hat sich Stadtpräsident Gabriel Macedo beim Kanton erkundigt, ob aufgrund der Corona-Situation anstelle der Versammlung auch eine Urnenabstimmung denkbar wäre. Der Kanton hat daraufhin erklärt, dass diese Möglichkeit nur während der „ausserordentlichen Lage“ im Frühling 2020 für die Genehmigung der Jahresrechnungen bestand.
Die im Herbst 2020 oder Frühjahr 2021 geplanten Gemeindeversammlungen seien in der aktuell „besonderen Lage“ durchzuführen. Dementsprechend hat die Stadtkanzlei die Unterlagen für die geplante Versammlung vom 10. Dezember 2020 drucken und durch die Abraxas Informatik AG verpacken und verschicken lassen. Sie sind in der Zwischenzeit an die Stimmberechtigten verteilt worden.
In den Weisungen vom 20. Oktober 2020 hat die Thurgauer Regierung ihre Haltung bestätigt und die Durchführung von Urnenabstimmungen ausgeschlossen. Offenbar hat der starke Anstieg der Fallzahlen nun aber zum Umdenken bewogen. Per Mail vom 3. November wurden die Thurgauer Gemeinden darüber informiert, dass der Regierungsrat demnächst einen neuen Beschluss fassen und für die Genehmigung der Budgets 2021 auch Urnenabstimmungen zulassen wird.
Dieser Entscheid wurde vergangene Woche bestätigt. Nach wie vor ist es aber auch möglich, Gemeindeversammlungen durchzuführen, sofern die geltenden Vorgaben eingehalten werden können. Dennoch entschied sich der Amriswiler Stadtrat an seiner Sitzung am Dienstag dazu, die Versammlung ausfallen und für einmal durch eine Urnenabstimmung zu ersetzen. Diese wird am eidgenössischen Abstimmungsdatum vom 7. März 2021 stattfinden.
Für Amriswil ungewohnt ist bei diesem Vorgehen, dass das neue Geschäftsjahr ohne genehmigtes Budget in Angriff genommen werden muss. Unglücklich ist zudem, dass die Botschaft schon im November 2020 verschickt wurde, Stimmrechtsausweis und Stimmzettel aber erst im Februar 2021 folgen. Zur Erklärung der Situation wird deshalb ein Beiblatt gedruckt und auf den bereits erfolgten Versand und die Publikation des Budgets auf der Homepage der Stadt Amriswil hingewiesen.
Jene, die bis zur Abstimmung noch zuziehen, erhalten die Unterlagen natürlich auch noch zugeschickt. „Zu erwarten war, dass weniger Teilnehmer an der Versammlung teilnehmen, da zahlreiche Teilnehmende vom Alter her zur Risikogruppe gehören“, so Stadtpräsident Gabriel Macedo. Kritische Stimmen, weshalb in dieser Situation Versammlungen abgehalten werden, wären zudem denkbar. In anderen Gemeinden sind vereinzelt solche Reklamationen eingegangen, was aber nichts an der Zulässigkeit derartiger Versammlungen ändert. Auch bekannt ist, dass an Gemeindeversammlungen, die in letzter Zeit durchgeführt wurden, nur etwa die Hälfte an Stimmberechtigten gekommen ist.
Gemäss Entscheid des Regierungsrats vom 10. November 2020 sind allfällige Urnenabstimmungen über die Budgets 2021 bis spätestens Ende März 2021 zu genehmigen. Von daher ist es zulässig, das Jahr 2021 noch ohne genehmigtes Budget in Angriff zu nehmen. Allerdings sind bis zum Volksentscheid nur gebundene und dringende Investitionen und Beschaffungen zulässig. Bereits zugestellte und datierte Abstimmungsunterlagen bleiben gültig. Ein neuer Stimmrechtsausweis wird unter Einhaltung der gesetzlichen Zustellfristen verschickt. Da an der Urnenabstimmung keine Möglichkeit zur Meinungsäusserung besteht, können sich Stimmberechtigte mit Fragen und Bemerkungen direkt an den Stadtpräsidenten Gabriel Macedo oder die Verwaltung richten.
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