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Hoffnungsträgerinnen und -träger im Gespräch

«Von der Mitte aus müssen wir noch stärker die Mehrheitsmacherin wahrnehmen»

Welche Kräfte werden die verschiedenen Parteien der Region schon bald prägen? In einzelnen Interviews stellen wir die Hoffnungsträgerinnen und -träger vor. Heute: Sandra Stadler (*1977), Mitte-Politikerin aus Güttingen.

Marcel Baumgartner am 06. August 2022
  • Zivilstand: verheiratet

  • Ausbildung/Beruf: Fachlehrerin Sonderschule

  • Partei und Funktion: Die Mitte Thurgau, Vizepräsidentin, Kantonsrätin, Vizegemeindepräsidentin

  • In der Partei seit: 2015

  • Hobbies: Wandern, biken und Wintersport, Eselhaltung, Aprikosenkultur

Hätten Sie schon immer eine Nähe zu der Partei, in der sich heute aktiv sind? Oder standen Sie dereinst auf einer anderen Seite?

Ich war nie in einer anderen Partei. Meine Parteizugehörigkeit folgte erst mit 38 Jahren. Ich denke meine Herkunft aus dem Kanton Obwalden mit einer Mutter aus der Surselva haben schon einiges dazu beigetragen, dass mir Die Mitte mit ihren Werten von Freiheit, Solidarität und Verantwortung von Haus aus am nächsten war.

Gab es einen bestimmten Auslöser, der bei Ihnen das Interesse für die Politik geweckt hat? Was war die Motivation, sich in einer Partei zu engagieren?

Zur Politik hatte ich immer schon eine Nähe aufgrund meiner beruflichen Tätigkeiten. Zuerst arbeitete ich als Schulleiterin der Bäuerinnenausbildung am Arenenberg und später durfte ich das Betriebliche Gesundheitsmanagement der Kantonalen Verwaltung aufbauen und über mehrere Jahre leiten. Während dieser Zeit wurde ich 2010 zur Gemeinderätin gewählt. Die Arbeit im Personalamt vom Kanton Thurgau brachte mir die politische Verflechtung näher. Ich setzte mich dazumal mit den Werten, Inhalten und Menschen der Parteien auseinander. Mit ca. 34 Jahren trat ich als Sympathisantin bei der Bezirkspartei bei. Mir war dann rasch bewusst, dass für mich die damalige CVP und heutige Mitte die richtige Partei wäre. 2015 gründete ich dann deren Ortspartei Regio Altnau.

Wenn Sie Ihre Partei mit einer Schulnote bewerten müssten, wie würde die Benotung ausfallen?

Noten sagen nur etwas aus, wenn es einen Bewertungsmassstab und Kriterien gibt, sonst ist eine Note reine Willkür.

Dann fragen wir anders: Was benötigt es, damit Ihre Bewertung der Partei dereinst noch besser ausfällt?

Wir sind heute schon die Mehrheitsmacherin in der Politik. Wir dürfen aber noch verstärkt eigene Punkte setzen – auch zusammen mit anderen Parteien oder Organisationen. Die Mitte muss im Bereich der echten Generationengerechtigkeit die Verantwortung übernehmen. In den Gebieten der Gesundheit, Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Politik, Sozialwerke sowie in der Care Arbeit ist ein Kompromissweg nötig. Die Mitte kann eine sinnvolle und wirkungsvolle Sozial- und Wirtschaftspolitik, die den Menschen dient vorantreiben. Wir müssen hier vermehrt Impulse setzen. Von der Mitte aus müssen wir noch stärker die Mehrheitsmacherin wahrnehmen, denn nur so erhalten wir eine Schweiz, die solidarisch und fair ist.

Was sind Ihre persönlich wichtigsten Kernanliegen? Wofür möchten Sie sich einsetzen?

• Echte Generationengerechtigkeit betrifft uns alle – dafür setzte ich mich ein.

• Ein starkes Gewerbe ist wichtig, nur so kann die Wirtschaft soziale Verantwortung übernehmen.

• Versorgungssicherheit und Asylwesen sind für mich Umwelt- und Europapolitik.

• Wirtschaftliche Sozialhilfe ist Bestandteil der Sozialwerke und dem Gesundheitssystem.

Welche politischen Ambitionen haben Sie? In welcher Funktion würden Sie dereinst gerne aktiv sein?

Die Parteiarbeit macht mir auf allen Ebenen, kommunal, regional und kantonal grosse Freude. Im Jahre 2015, seit der Gründung der Ortspartei Regio Altnau darf ich deren Präsidentin sein, seit 2016 auch den Bezirk Kreuzlingen, aktuell stehe ich als Kandidatin für das kantonale Parteipräsidium zur Verfügung. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich am 30. August von den Delegierten das Vertrauen erhalte.

Kommt es vor – ob im politischen Umfeld oder auch privat –, dass Sie eine extreme Position einnehmen, weil Sie Freude an der Debatte haben?

Debattieren macht mir Freude, wenn es zumindest aus meiner Sicht, um ein – für die Gesellschaft – relevantes Thema handelt. Ich bin zwar wirklich die richtige Person, wenn es darum geht Wege aufzuzeigen, bei denen von beiden Seiten Kompromisse nötig sind. Aber klar, nehme ich immer mal wieder Extrempositionen ein, wenn es taktisch nötig ist auf diesem Weg Lösungen zu erlangen.

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie merken, dass Sie falsch liegen?

Ich habe die Haltung, dass es in der Politik und im Leben nicht um richtig und falsch geht. Der Weg geht durch die Mitte, durchaus mit Hindernissen und Kurven. Wichtig ist, den Mut für einen kurvenreichen, steinigen Weg zu haben. Sich kritisch zu reflektieren, Einsicht zeigen und neue Optionen prüfen ist die Lösung. In diesem Prozess fühle ich mich wohl und getragen.

Stichwort «Diversität»: Gibt es einen Film, den Sie mögen, obwohl er bei dieser Thematik gegen einige Grundsätze verstösst?

Da muss ich passen, mache mir wenig politische Gedanken beim Schauen von einem Film.

Möchten Sie eine neue Bekanntschaft in erster Linie von Ihren Qualitäten oder von Ihrer politischen Stossrichtung überzeugen?

Weder noch. Wenn ich auf neue Menschen treffe, dann interessiere ich mich in erster Linie für ihre Bedürfnisse und Anliegen.

Gibt es in der jüngsten Vergangenheit der Schweiz einen politischen Meilenstein, der Ihnen so gar nicht in den Kram passt?

Das aktuelle Verhältnis der Schweiz zur EU macht mir Sorge, wenn ich an die Zukunft denke. Der Handlungsspielraum zum aktuellen Verhältnis muss ausgeschöpft werden, um die Beziehungen mit der EU wieder auf ein nachhaltiges Fundament zu stellen. Unsere Unternehmen brauchen jetzt Rechtssicherheit in der Beziehung zur EU.

Welche drei Punkte stehen aktuell ganz oben auf Ihrer politischen Pendenzenliste?

• Die Abstimmungen Ja zur AHV21-Revision und das NEIN zur Massentierhaltungsinitiative

• Unser Auftritt als Die Mitte Thurgau an der WEGA 2022 in Weinfelden

• Die Stärkung unserer Kantonalpartei zusammen mit unseren Vereinigungen

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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