Wer mit sich im Reinen ist, kann auch nach Aussen wirken. Sandra Maria Neff betreibt seit sechs Jahren in Brunnadern im Neckertal die Wirkstatt Auboden. Hier arbeiten Menschen an der Synthese ihrer inneren und äusseren Ökologie und finden Erholung, Veränderung und Weiterentwicklung.
Permakultur hat nichts mit Böden zu tun, deren Temperatur unter dem Gefrierpunkt liegen, sondern ist die Bezeichnung für ein Landwirtschafts- und Gartenbaukonzept, das darauf basiert, Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur zu beobachten und nachzuahmen. Das Kofferwort stammt aus dem Englischen: «permanent (agri)culture» und bedeutet so viel wie «dauerhafte Landwirtschaft».
«Permakultur ist aber nur eine unserer Dimensionen», sagt Sandra Maria Neff. Sie hat die Wirkstatt Auboden 2017 auf dem Areal der ehemaligen Ausbildungsstätte mit Schulküche und Gärtnerei im Neckertal gegründet. «Unser Ziel ist», erklärt sie, ist dass wir hier Räume kreieren, die eine tiefe Rückverbindung zu allem Lebendigen fördert.» So gibt es neben der Dimension «äussere Ökologie» auch eine Dimension für «innere Ökologie». Neff führt aus: «Wir orientieren uns am Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung: Das bedeutet, dass umweltbezogene, soziale und wirtschaftliche Ziele gleichzeitig und gleichberechtigt angestrebt werden.» Seit mehr als 20 Jahren begleitet und unterstützt sie Menschen darin, zu erkennen, wer und wie sie wirklich sind. Gelebter innerer Wandel bedeutet für sie, ein gesundes, achtsames und bewusstes Leben im Kreislauf zwischen Pflanzen, Tieren und Menschen zu führen.
Kurse zwischen Fühlen und Handwerk
Und zwar so: Menschen werden mit emotionalem Coaching und integrativer Körperarbeit auf dem Weg zu einem klaren Bewusstsein begleitet. «Die Permakultur, die das alltägliche Leben auf eine natürliche Basis stützt, ermöglicht eine einzigartige Kombination von innerer und äusserer Ökologie», sagt Neff.
So findet man auf dem fünf Hektar grossen Areal neben einem grosszügigen Garten und verschiedenen Gewächshäusern auch ein Seminar- und Gästehaus. Das Kursangebot der inneren und äusseren Ökologie ist umfangreich: Man kann zum Beispiel lernen, wie man Kräuterprodukte herstellt, genauso, wie man sich im Seminar «Magie der Erde» tanzend mit der Mutter Erde rückverbinden kann. Verschiedene Praxis- und Gruppenangebote, ein Aus- und Fortbildungsangebot, eine im Haus integrierte Hebammenpraxis runden das Konzept ab.
Im Dorf integriert
Ein grosser Saal, fünf Seminarräume, 16 Gästezimmer mit 29 Betten und eine Hotelküche macht die Wirkstatt Auboden auch attraktiv für Firmen und Vereine, die zum Beispiel einen inspirierenden Ort für ein Retreat oder ein Probewochenende suchen. Ein Team von 12 Personen kümmert sich im Seminar- und Begegnungszentrum um das Wohl der Gäste. Die Chefin ist besonders stolz darauf, dass der Auboden beim Swiss Location Award in der Kategorie Erlebnislocation 8 von 10 möglichen Punkten geholt hat und somit offiziell zu den besten Erlebnislocations der Schweiz gehört.
Der Auboden soll aber auf keinen Fall eine vom Dorf und der unmittelbaren Umgebung losgekoppelte Insel der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft sein. Am Muttertag, 1. August und 1. Advent organisiert Neff und ihr Team jeweils öffentliche Brunchs. «Auch sonst legen wir viel Wert auf kurze Wege und berücksichtigen – wenn wir etwas hinzukaufen müssen, das nicht im eigenen Garten wächst –möglichst lokale Produzenten und Zulieferer», sagt Neff. Ganz im Sinne der übergeordneten Leitidee: Kreisläufe schliessen, Abfälle vermeiden und CO2 reduzieren.
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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