Die Jungfreisinnigen St. Gallen-Gossau begrüssen laut eigenen Aussagen jegliches politische Interesse sowie Engagement von Lernenden. Jedoch gibt es für die Partei fünf Gründe, welche gegen eine Teilnahme am Klimastreik sprechen.
Die Jungfreisinnigen St. Gallen-Gossau nehmen die zu erwartenden Klimastreiks vom nächsten Freitag zum Anlass, sich über ihre Sichtweise zu dieser Art des Engagements zu äussern.
Es sei für die Partei definitiv ebenfalls sinnvoll, die Klimapolitik der Schweiz zu hinterfragen. Dies sei ein wichtiges Thema mit vielen offenen Punkten und Fragen. «Als Jungpartei fördern wir politisches Engagement von Jugendlichen, Lernenden und allgemein von jungen Leuten», schreiben die Jungfreisinnigen in einer Medienmitteilung.
Nun kommen wir zum «aber…».
Und dieses setzt sich für die Jungfreisinnigen aus fünf Punkten zusammen.
1. «Arbeits-/Schulpflicht geht vor»
«Wir sind der Meinung, dass das politische Engagement andere Verpflichtungen wie eine Ausbildung nicht beeinträchtigen soll», so die Jungfreisinnigen in ihrer Stellungnahme. «Solche Streiks können und sollen nach der Schule bzw. Arbeit oder am Wochenende durchgeführt werden.» Alternativ könnten die Lernenden gemäss der Partei innerhalb der Schule fordern, dass die Klimadebatte im Unterricht als fächerübergreifende Diskussion aufgegriffen werde.
2. «Dialog statt Monolog»
Ein Streik basiere auf der Durchsetzung der eigenen Forderung. Als Streikende gehe man nicht auf die Gegenpartei ein und verunmögliche so jeglichen Dialog. «Allerdings», so die Jungfreisinnigen, «bedingen solche komplexe Problemfelder wie der Klimawandel eine politische Diskussion zwischen verschiedenen Parteien, den Bürgern und Bürgerinnen, Zivilgesellschaften, Vertretern der Lehre und Forschung und weiteren Experten.»
3. «Antikapitalistische statt ökologische Forderungen»
Hierzu schreiben die Jungfreisinnigen: «Viele Transparente in den letzten Schweizer Klimastreiks zeigten die sozialistische und antikapitalistische Forderung 'System Change Not Climate Change'. Hier verkennen und verleugnen sogar die Streikenden die Errungenschaften des (kapitalistischen) 'Systems'. Das Erfolgsmodell unserer Marktwirtschaft ist ausschlaggebender Einflussfaktor für den hohen Wohlstand hier in der Schweiz. Nicht zuletzt trägt ein hoher Wohlstand einen grossen Beitrag für die Begegnung des Klimawandels bei: bessere Isolationen, Sensibilisierung durch Info-Kampagnen und in der Schule, Investitionen für die erneuerbaren Energien u.v.m.»
4. «Klimaschutz als grösste Herausforderung des Jahrhunderts»
Durch diese Streiks könnte Bundesbern laut den Jungfreisinnigen den Eindruck erhalten, dass diese Problematik «total simpel ist und jedes Kind diese lösen kann». «Dieses idealistische und doch auch naive Bild der Lernenden trügt», ist die Partei überzeugt. Der Klimaschutz sei wohl eine der wichtigsten, wenn nicht sogar die grösste und komplexeste Herausforderung des 21. Jahrhunderts.
5. «Pragmatismus statt Provokation»
Letztlich sei es egal, ob man am 15. März auf die Strasse geht oder nicht, führen die Jungfreisinnigen weiter aus. Es handele sich hier um eine Bewegung, um einen Trend, welcher wie so oft und mit der Zeit abflache und irgendwann ganz verschwindee. Die komplexen Problemfelder würden bleiben. «Denn diese brauchen keinen Kindergarten, sondern ein pragmatisches Denken und Handeln», so die Partei. Die Streikenden würden voraussichtlich weniger als ein Prozent der Schweizer Bevölkerung repräsentieren. Der Grossteil werde zu Hause bleiben und keine Stimme erhalten. «Daher warnen wir die Politiker davor, übereifrige und zu wenig durchdachte Lösungen zu beschliessen. Wir brauchen keinen Schnellschuss», so die Jungfreisinnigen abschliessend.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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