Rund um den Rammbock-Einbruch bei einem St.Galler Juwelier kursiert ein Videoclip eines Anwohners, der die Tat gefilmt hat - Flucht der Täter inklusive. Ein Detail fällt dabei auf: Ein Einsatzwagen der Polizei kam den Flüchtigen praktisch entgegen. Aber nichts passierte.
Es ging alles sehr schnell: Ausgebuffte Profis waren es wohl, die ein Juweliergeschäft an der Multergasse in St.Gallen ausräumten und mit einer Beute von mehreren hunderttausend Franken verschwanden. Geistesgegenwärtig filmte ein Anwohner die Aktion kurzerhand mit und belieferte diverse Medien mit dem kurzen Videoclip.
Was gegen Ende des Clips auffällt: Während die Täter in ihrem Wagen mit hohem Tempo durch die Multergasse fliehen, ist Blaulicht zu sehen, das sich von der entgegengesetzten Seite - aus der Vadianstrasse - nähert. Die Täter fuhren also regelrecht in Richtung der Polizei. Diese war laut einem Zeugen der Tat rund eine Minute später am Tatort.
Die Täter konnten demnach buchstäblich in letzter Sekunde verschwinden. Aber die Frage stellt sich, warum die Polizisten den Wagen der Täter tatenlos verschwinden liessen und statt der Verfolgung des Autos lieber den verlassenen Tatort aufsuchten.
Dass den entgegenkommenden Polizisten ein in horrendem Tempo durch die Multergasse rasendes Fahrzeug nicht weiter aufgefallen ist, kann man kaum annehmen. Morgens um 3 Uhr ist die Fussgängerzone in aller Regel nicht sehr befahren. Beim Tatort selbst wären alarmierte Kollegen wohl auch in kurzer Zeit gewesen, immerhin liegt die Multergasse in nächster Nähe zu Stadt- und Kantonspolizei.
Der Tatort war auf diese Weise jedenfalls kurz nach der Tat sauber gesichert. - Und die Täter in Sicherheit.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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