Die mögliche Abschaffung des Eigenmietwerts hat Auswirkungen auf das Bankgeschäft. Die St.Galler Kantonalbank wollte von Studierenden wissen, wie ihre Kunden darauf reagieren.
Seit 1934 versteuern Immobilienbesitzer den Eigenmietwert – ziehen zugleich Schuldzinsen und Unterhalt ab. In den nationalen Parlamenten wird – wieder einmal – die Abschaffung des Konstrukts verhandelt. «Erwartete Auswirkungen auf unser Geschäft basierten auf Vermutungen und Herleitungen», erzählt Manuela Inauen von der St.Galler Kantonalbank (SGKB). Die Stimme der Kundschaft fehlte.
Das Kundeninteresse einbringen
Wie reagieren Kunden auf solche Änderungen? Bezahlen sie Hypotheken teilweise zurück? Was erwarten sie von der Bank? Dem gingen in ihrem Praxisprojekt Pascal Koller (St.Gallen), Matthias Bleiker (Balgach), Adel Fazlic (Altstätten), Yves Grundlehner (St. Margrethen) und Benjamin Hasler (Altstätten) nach – eine «Rheintaler Truppe im berufsbegleitenden Studium, in der alle gleich ticken», wie sie betonen. «Wir zeigten der SGKB, was die Änderungen fürs Geschäftsergebnis bedeuten», erklärt Projektleiter Pascal Koller. FHS-Coach Judith Scherzinger unterstützte das Team beim komplexen Thema zwischen Politik, Steuern und Finanzwesen: «Sie mussten auch herausfinden, wie Kunden allfällige Hypothekenreduktionen zu finanzieren beabsichtigen.» Also: Woher kommt das Geld? Verliert die SGKB nur Volumen bei den Hypotheken oder verändern sich auch andere Positionen?
Überzeugender Auftritt
«Verwaltungsrat und Geschäftsleitung erwarteten Ergebnisse. Die Arbeit wurde vor Top-Kadern präsentiert», erzählt Manuela Inauen. Die Studierenden hatten also Druck und dachten sich einen geschickten Plan aus: Sie überzeugten Verkaufsleitung sowie Kundenberater und banden sie bei der Befragung mit ein. So informierten diese die Kunden über die anstehende Umfrage. «Wir schrieben diese darauf an und erklärten die Materie nochmals in einer Beilage. Um möglichst viele Antworten zu bekommen, richteten wir auch eine Hotline ein», so Adel Fazlic. Zudem hätten sie die Aussagen mit Expertenmeinungen ergänzt.
«Beim Eigenheim spielen Emotionen mit, nicht nur Zahlen», weiss Benjamin Hasler. Wenn Unterhalt nicht mehr steuerlich abgezogen werden könne, sei es zudem naheliegend, dass viele noch rasch renovieren wollten. «Wir rieten zur Sofortmassnahme, die Renovations-Hypothek zu überarbeiten.» Weitere Empfehlungen waren Schulungen für Kundenberater und die Lancierung eines Online-Rechners: Wie wirkt sich der Systemwechsel auf die Steuern aus? «Wir setzen alle Massnahmen um, um gewappnet zu sein», sagt Manuela Inauen. Der Mix aus Online-Werkzeug mit ganzheitlicher persönlicher Kundenberatung passe zur Bankstrategie.
Pascal Tschamper (*1974) ist selbständiger Kommunikationsberater in St.Gallen (Tschamper Kommunikation). Zuvor arbeitete als Kommunikationschef im Bildungsbereich und in diversen Marketing-, PR- und Event-Agenturen in Zürich und St.Gallen.
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