Anika Heer
Anika Heer aus Gähwil hat ihren ersten Roman veröffentlicht. Die 28-Jährige ist üblicherweise eher in der Küche zu finden. Warum sie den Kochlöffel gegen ihren Laptop eingetauscht hat und was das Salz und Pfeffer eines «kriminellen Liebesromans» darstellt, erklärt sie im Interview.
Eigentlich haben Sie sich dem Kochen und Backen verschrieben. Wie kamen Sie dazu, das Buch «La Isla» zu schreiben?
Ich war nie jemand, der sich nur einer Sache «verschreibt». Ich bin ein sehr kreativer Mensch (lacht). Das Schreiben ist also eine weitere Form der Kreativität, die ich bereits in meinem eigentlichen Beruf als Köchin ausleben darf. Seit Schultagen schon hat mich das Schreiben fasziniert. Bei einem Deutschaufsatz habe ich die Lehrer stets nach einem Extrablatt gefragt. Über die Jahre ist diese Leidenschaft weiter mit mir gewachsen.
Sie haben sich für einen kriminellen Liebesroman entschieden.
Es gab nie den einen Moment, in dem ich mich bewusst für diese Richtung entschieden habe. Während des Entstehungsprozesses ist die Geschichte gewachsen und am Ende passte die Beschreibung «kriminell turbulenter Liebesroman» ganz gut. Es geht in meinem Buch sowohl um Liebe, als auch um Freundschaft. Die kriminelle Note erhält mein Buch durch den blutüberströmten Animationschef, der eines morgens auf der Bocciabahn gefunden wird. Ich vergleiche das sehr gerne mit dem Salz oder Pfeffer im Essen – ohne ist es schliesslich auch langweilig. Zudem war es mir wichtig, dass ich über ein Thema wie das Kochen schreibe, das ich aus eigener Erfahrung kenne. Es wäre wenig authentisch gewesen, über einen Bungeejump zu schreiben, jedoch selbst noch nie einen gemacht zu haben.
Die Geschichte spielt in Mallorca. Sie haben eine besondere Bindung zur Insel.
Da ich als Köchin bereits auf der Insel leben und arbeiten durfte, wird es immer eine spezielle Verbindung zu dieser einzigartigen Insel geben. Ab vom Tourismus bietet sie sehr viel Abwechslung und pure Naturschönheiten. Zudem hat mich die vielfältige Kulinarik des Südens schon immer fasziniert, vor allem aber auch inspiriert. Morgens auf dem Markt beim Einheimischen frische und regionale Produkte einkaufen, die man dann abends zubereiten und geniessen kann. Immer wieder eine wunderbare Sache, die man sich in einer schnelllebigen Zeit viel öfters gönnen sollte.
Stichwort Zeit: Wie lange dauerte die Zeitspanne zwischen der Idee, ein Buch zu schreiben, und dem endgültigen Exemplar?
Pauschal gesagt, verging vom ersten Buchstaben bis zum fertigen Buch in meinen Händen rund ein Jahr. Dazwischen gab es mehrere Denkumbrüche oder Schreibpausen. Das Lektorieren hat ebenfalls seine Zeit gebraucht, anschliessend ging es ziemlich schnell. Mein eigenes Buch zum ersten Mal in den Händen zu halten, war einfach nur genial. Die Reise startete quasi mit einem Extrablatt im Deutschunterricht und findet Jahre später seinen aktuellen Halt in einem eigenen, kriminellen Liebesroman. Wie der Weg weitergehen wird, wird sich zeigen. Auf jeden Fall hat sich jede Minute davon gelohnt.
Welches war die wohl grösste Herausforderung dabei?
Ich habe mein Buch über BoD (Books on Demand) publiziert, was eine tolle Plattform für Selfpublisher ist. Dies jedoch bedeutet auch, dass man die ganze Arbeit wie Layout, Coverfoto, Formatierungen oder das Lektorat selbstständig erarbeitet. Es muss alles in Eigenregie durchgeführt werden, dafür entfällt das Risiko einer hohen Vorbezugsmenge, die sich dann möglicherweise nicht rechnet. Ebenso ist man beim Thema Vermarktung oder Werbung auf sich allein gestellt, was die Sache für Neueinsteiger wie mich sicherlich erschweren. Eine weitere Herausforderung ist sicherlich, dass der aktuelle Kunde im Buchhandel/Onlineshop sehr lange Wartezeiten auf sich nehmen muss, da das Buch erst nach eingegangener Bestellung überhaupt gedruckt wird. Das wiederum bedeutet oftmals sechs bis acht Wochen Wartezeit, ein absolutes Unding für eine Köchin wie mich. Ein Gast im Restaurant ist auch nicht bereit, Stunden auf sein Essen zu warten. Somit musste eine kundenfreundliche Lösung her.
Wie haben Sie das geschafft?
Inzwischen vertreibe ich mein Buch über meine eigene Homepage, was es mir ermöglicht, den Lesern ein ganz persönlich signiertes Buch zu schicken. Und das Ganze in lediglich zwei bis drei Tagen.
Wie geht es nun weiter? Wollen Sie eher auf Bücher oder Kochen setzen?
Ich wünsche mir für mein Buch, dass es wachsen möge und vielen Menschen ein paar Stunden der Lesefreude bereitet. Zudem wären Lesungen eine weitere Plattform, die ich mir gerne erarbeiten würde, wobei sich auch da Neueinsteiger erst beweisen müssen. Ich setze in Zukunft vor allem auf mich und meine Kreativität, in welcher Form auch immer ich die ausleben werde.
Zur Person
Anika Heer ist 28 Jahre alt und lebt in Gähwil. Ihre Ausbildung zum Koch EFZ hat sie im Hotel Schwanen in Wil absolviert. Anschliessende Saisonstellen im In- & Ausland förderten sie weiter. Damit einher ging auch die tiefere Verbindung zur Insel Mallorca, auf welcher sie ebenfalls eine Saison gearbeitet hat. Seit ihrer Rückkehr arbeitet sie weiter als Koch und tobt sich in ihrer Freizeit beim Kochen und Backen weiter kreativ aus.
Manuela Bruhin (*1984) aus Waldkirch ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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