Nicolo Paganini
26 Nationalrats- und Ständeratssitze gilt es nächstes Jahr für die Kantone SG, TG, AR und AI neu zu besetzen. Wir machen den Auftakt, indem wir die amtierenden Parlamentarierinnen und Parlamentarier zu unterschiedlichen Fragestellungen zu Wort kommen lassen. Teil 2/4.
Wie stark versuchen Verbänden oder Privatpersonen Sie als Politiker zu instrumentalisieren?
«Selbstverständlich lasse ich mich nicht instrumentalisieren. Dass Bürgerinnen und Bürger, aber auch Verbände – vom WWF bis zum Gewerbeverband – versuchen, Parlamentsmitglieder mit ihren Argumenten zu überzeugen, ist normal und gehört zum Wesen eines Parlaments. Als Volksvertreter bekomme ich wohl deutlich über 1'000 solche Mails pro Jahr. Es ist wichtig, dass man spezifisches Fachwissen von ausserhalb mitbekommt. Ich bin offen für den Kontakt mit Verbänden auf allen Seiten, orientiere mich dann aber bei der Entscheidungsfindung an meinen eigenen Überzeugungen einer bürgerlichen Politik mit sozialer Verantwortung.»
Nicolo Paganini, Mitte, SG, Nationalrat seit März 2018
Wie lange benötigt man als Politikerin, bis man sämtliche Mechanismen des Parlaments kennt und beherrscht?
«Hier kann ich nur für mich antworten. Es war sehr hilfreich, dass ich vor der Zeit als
Nationalrätin im Thurgauer Grossen Rat, also ein einem kantonalen Parlament Erfahrungen sammeln konnte. So habe ich mich schnell im Parlamentsbetrieb in Bern zurecht gefunden. Im Ständerat sind vor allem Erfahrung und ein gutes Netzwerk wichtig, denn schliesslich geht es darum, für seine Anliegen Mehrheiten in den Räten zu erzielen.»
Brigitte Häberli-Koller, Mitte, TG, Nationalrätin von Dez. 2003 bis Dez. 2011, Ständerätin seit Dez. 2011
Werden Sie so lange politisieren, wie es Paul Rechsteiner getan hat?
«Das würde bedeuten, dass ich noch 30 Jahre in Bern Politik mache. Dieser Rechsteiner-Rekord ist kaum zu übertreffen und für mich nicht erstrebenswert. Entscheidend aber sind Positionen und Themen der Politik sowie die Motivation mit Herzblut für das bürgerliche St.Gallen zu kämpfen.»
Lukas Reimann, SVP, SG, Nationalrat seit Dez. 2007
Sie werden immer wieder mit allen möglichen politischen Ämtern in Verbindung gebracht. Sorgt das für Druck und Unabhängigkeit?
«Nein, überhaupt nicht. Ich fühle mich seit dem ersten Tag in der Politik total unabhängig und spüre auch keinen Druck für etwaige Ämter kandidieren zu müssen. Aber es ist klar, wenn man in einer gewissen Position ist, kommen immer wieder Anfragen auf einem zu, wo man Entscheidungen fällen muss. Manchmal ist das einfacher, manchmal schwieriger. Schlussendlich muss ich aber niemandem etwas beweisen, sondern entscheide jeweils so, wie es für mich aber auch insbesondere für unsere Familie stimmt. Mit dieser Grundeinstellung bin ich bis heute gut gefahren.»
Diana Gutjahr, SVP, TG, Nationalrätin seit Nov. 2017
Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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