Am ersten Juli 1944 trafen sich Vertreter aus 44 Staaten im Mount Washington Hotel in New Hampshire, um das monetäre System der Nachkriegszeit zu schaffen.
An der legendären Bretton Woods Konferenz, rund um das nach ersten amerikanischen Präsident George Washington benannte Mount Washington Skigebiet, wurden unter anderem der Internationale Währungsfonds (IWF) sowie die Weltbank kreiert. Beide Institutionen haben noch bis heute ihren Hauptsitz in Washington DC. Auch wurde bei Bretton Woods 1944 der US-Dollar zur globalen Leitwährung erkoren. Dabei wurde der Wert des US-Dollars an den Wert von Gold gekoppelt – der sogenannte Goldstandard. Alle anderen Währungen wurden in einem System von fixen Wechselkursen an den US-Dollar gekoppelt. So wurde bei Bretton Woods beispielsweise festgelegt, dass man für einen Dollar 4.31 Schweizer Franken, 1.19 französische francs oder 0.70 CFA-franc (den francs der ‘französischen afrikanischen Kolonien’) erhalten solle. Mit diesem System der fixen Wechselkurse funktionierte die monetäre Welt für die nächsten knapp 30 Jahre, bis Nixon 1971 den Goldstandard aufgab. Neu galt das Fiat (‘es werde Geld’) Prinzip, nach welchem einzig die US-Zentralbank bestimmt wie viele US-Dollars es gibt. 1973 wurden dann auch die fixen Wechselkurse aufgegeben, und fast alle Währungen wurden frei handelbar. Dies gilt allgemein als Ende des Bretton-Woods System.
Der inzwischen in ‘französische afrikanische Gemeinschaft’ franc umbenannten CFA-franc, von welchem man vor 78 Jahren 0.7 Stück für einen Dollar kaufen konnte, besteht heute weiterhin als Währung für eine Reihe zentral– und westafrikanischer Staaten. Heute ist der CFA franc jedoch nicht mehr an den Dollar, sondern an den Euro gebunden. Einer der Staaten, welche den CFA franc noch heutzutage verwendet, ist die Zentralafrikanisch Republik. Doch Ende Aprils 2022, kündigte der knapp 5–Millionen Einwohnerstaat an, nebst dem CFA-franc eine weitere Währung einzuführen, welche von manchen auch als digitales Gold betitelt wird: den Bitcoin.
Für die Einführung des Bitcoins erntet das zentralafrikanische Land scharfe Kritik vom Internationalen Währungsfonds (IWF), welcher, anders als der Goldstandard, die Auflösung des Bretton-Woods Systems überlebt hatte. Der IWF kritisiert hauptsächlich die hohe Volatilität des Bitcoins, welche ihn als Währung ungeeignet machen solle. Die Zentralafrikanische Republik erhofft sich jedoch, mit der Einführung des Bitcoins an der Speerspitze der Innovation in Afrika stehen zu können. Dies mag zweifelhaft erscheinen, da gemäss Daten der Weltbank, nur 10 % der Einwohner des Landes das Internet benutzen, welches eine Voraussetzung für den Gebrauch des Bitcoins darstellt. Auch mag es zweifelhaft erscheinen, da es Gerüchte darum gibt, dass der Bitcoin zur Bezahlung der im Land stationierten russischen Söldner dienen soll.
Nichtsdestotrotz bleibt es bemerkenswert, dass der Bitcoin vermehrt zu einer attraktiven Alternative zu der Dominanz des US-Dollars wird. So handelt es sich bei Bitcoin nicht um eine Fiat-Währung, sondern um eine Währung mit beschränkter Stückzahl und Energie als Gegenwert. Die beschränkte Stückzahl kann aufgrund der unterliegenden Blockchain Technologie durch niemanden verändert werden. Eine beschränkte Stückzahl oder ein unterliegender Gegenwert existiert heutzutage weder beim US-Dollar noch beim Euro. Somit basiert der Wert dieser beiden Währungen allein auf dem Vertrauen in die amerikanische und europäische Zentralbank. Dabei warnte bereits der amerikanische Präsident George Washington warnte vor einer solchen ungesicherten Fiat-Währung. So verglich Washington die Funktionsweise einer Fiat-Währung im politischen Körper, mit der Funktionsweise von Alkohol im menschlichen Körper – eine Aussage, die ruhig als Kritik aufgefasst werden darf.
Die Zentralafrikanische Republik ist bereits das zweite Land, nach El Salvador, welches den Bitcoin als Zahlungsmittel einführt. Dabei handelt es sich um einen wichtigen Moment, denn es befreit El Salvador vom Stigma des monetärpolitischen Einzelgängers. Bereits Kohelet aus dem Alten Testament wusste «So ist's ja besser zwei als eins (…) Weh dem, der allein ist!» (4:9-10). Doch dürfte es nicht lange bei nur zwei Ländern bleiben – Panamas Legislative hatte bereits das Gesetz vorgelegt, nach welchem in Zukunft in Panama Bitcoin, so wie acht weitere Kryptowährungen als legale Zahlungsmittel akzeptiert werden sollen. So nachvollziehbar die Kritik der in Washington stationierten IWF Mitarbeiter am Bitcoin vielleicht im Moment scheinen mag, so unwahrscheinlich scheint es, dass die normalerweise im Schatten Washingtons stehenden Länder, sich die monetäre Politik von der im Schatten des Mount Washington gegründeten Organisationen wie dem IWF oder der Weltbank vorschreiben lassen.
Benjamin L. Brückner ist Präsident der «Crypto Society»
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