Herzschmerz, schlechte Laune oder trübes Regenwetter? Schokolade tröstet über manches hinweg. Gut möglich, dass Kakao sogar nachhaltig glücklich macht. Fachleute aus der Region sagen, woran das liegt.
Wer trüber Stimmung ist, weiss um die tröstende Wirkung von süssen Schokostückchen aus den Tiefen des heimischen Kühlschranks. Hierzulande scheinen nicht wenige Menschen auf Schokolade als Seelentröster zu setzen. «Die Schweizerinnen und Schweizer essen mit 10.5. Kilogramm pro Kopf im Jahr am meisten Schokolade weltweit», sagt Irène Dumas von der Maestrani Schweizer Schokoladen AG in Flawil.
Doch woher kommt das Glück in der Schokolade? Verbirgt es sich in den Zutaten? «Die drei wichtigsten sind Kakao, Milch und Zucker», ergänzt Irène Dumas. Einer deutschen Studie zufolge enthält Kakao tatsächlich Inhaltsstoffe, die uns beflügeln. Darunter sind anregende Mittel wie Koffein oder der Pflanzeninhaltsstoff Theobromin, der rauschähnliche Zustände auslösen kann.
«Mit Tryptophan steckt auch ein Baustein des Glückshormons Serotonin im Kakao», ergänzt Stéphanie Bieler von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE. «Da diese Stoffe aber nur in geringen Mengen in Schokolade enthalten sind, sind sich Ernährungsexperten über deren stimmungsaufhellende Wirkung uneins», meldet das Toggenburger Unternehmen, Kägi Söhne AG, die Hersteller von Kägifret. Folglich ist die Wirkung dieser Inhaltstoffe zu gering, um nachhaltig glücklich zu machen. Sogar in dunkler Schokolade mit hohem Kakao-Anteil sei die Konzentration der Glücklich-Macher eher bescheiden, halten Studien fest.
Idealer Energiemix
Die Gründe für das Glücksgefühl beim Schokoladeessen liegen somit woanders. Einer davon, und mithin ein wenig beliebter, sind die vielen Kalorien. Mit 55 Gramm Zucker und 30 Gramm Fett aus Kakaobutter ist eine Tafel Milchschokolade (100 Gramm) eine veritable Kalorienbombe.
Doch die hohe Energiedichte befeuert das Belohnungssystem in unserem Gehirn, wie verschiedene Erhebungen belegen. Wir fühlen uns nach dem Schoggikonsum gut. Bereits unsere Vorfahren sollen, wenn sie Gelegenheit dazu hatten, bei energiereicher Nahrung kräftig zugelangt haben. Forscher vermuten, dass die Kombination aus Fett und Zucker dem Körper einen idealen Energiemix liefert. Zucker bringt schnelle Energie, Fett schafft Reserven für harte Zeiten. Diese Mischung macht Schokolade allerdings nicht aussergewöhnlich. Denn auch andere Süssigkeiten und Snacks wie Kartoffelchips weisen Kohlenhydrate und Fette in einem ähnlichen Verhältnis auf.
«Die Qualität der Inhaltsstoffe, die Rezeptur und der Produktionsprozess machen eine gute Schokolade aus», sagt Irène Dumas. Da die meisten Menschen hierzulande gerne Qualitätsprodukte naschen, ist der Geschmack des Produkts entscheidend für das Lustempfinden. «Das schmelzende Stück Schokolade hinterlässt ein angenehm volles Gefühl in unserem Mund», sagt auch Stéphanie Bieler. Die Aromen stimulieren die Sinne und wirken beim Geniessen nach. Das beschert uns positive Gefühle und nicht selten ebensolche Erinnerungen.
«Schon in der Kindheit naschten wir Schokolade an Feiertagen oder kramten sie beim Grosi heimlich aus dem Schrank», schreibt die Kägi Söhne AG. «Diese schönen Erinnerungen werden beim vertrauten Geschmack von Schokolade erneut geweckt und sorgen für ein wohliges Glücksgefühl.»
Stéphanie Bieler fasst zusammen: «Es sind allgemeine Vorlieben für Süsses, Erinnerungen aber auch angelernte Muster wie Belohnung, die ein Wohlgefühl beim Schokoladengenuss auslösen können.»
Massvoll konsumieren
Schokolade kann unsere Stimmung also nachhaltig beeinflussen. Doch wie gesund ist sie eigentlich? «Gut möglich, dass die im Kakao enthaltenen sekundären Pflanzeninhaltsstoffe positiv auf den menschlichen Organismus wirken», räumt Stéphanie Bieler ein. Die Forschung in Bezug auf diese sekundären Pflanzeninhaltsstoffe stehe noch ganz am Anfang. «Ein massvoller Schokoladenkonsum ist grundsätzlich empfehlenswert», ergänzt sie. «Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung spricht nichts gegen eine Reihe Schokolade täglich.»
Wirklich gesund ist Schokolade also nicht, aber glücklich machen kann sie trotzdem. Irène Dumas empfiehlt dazu: «Im letzten Jahr haben wir mit dem «Maestrani’s Chocolarium» in Flawil ein Erlebniszentrum eröffnet. Da kann man live bei der Schokoladenproduktion mit dabei sein und auf unserem Erlebnis-Rundgang durch die Fabrik entdecken, wie das Glück in die Schokolade kommt.»
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