Das Bundesamt für Gesundheit, kurz BAG, lässt keine Langeweile aufkommen. Es vermeldet munter Zahlen und Fakten, um diese kurz danach wieder zu korrigieren. Das schreit förmlich nach einer Ausweitung des Betätigungsfelds. Wir haben da einige Ideen.
Das BAG ist ein grosses Amt. Dort arbeiten rund 600 Leute. Und diese Leute wollen beschäftigt sein. Im Idealfall so, dass sogar noch etwas zurückkommt - und zwar Geld. Angesichts der Qualitäten, die das Bundesamt für Gesundheit in den letzten Tagen bewiesen hat, drängen sich diese Tätigkeitsfelder für seine Angestellten förmlich auf:
1. Freie Autoren für den «Postillion»
«Der Postillion» ist die grösste deutschsprachige Satirewebseite überhaupt. Seine Macher sind permanent auf der Suche nach Schlagzeilen, die richtig knallig klingen, aber in keiner Weise der Wahrheit entsprechen. Den BAG-Leuten ist ein Mandat sicher, wenn sie dort nachfragen. Und zu jedem Artikel, den sie verfassen, können sie einen Tag später eine Steigerung liefern.
2. Trudi-Gerster-Coronareihe
Die St.Gallerin Trudi Gerster war bis zu ihrem Ableben 2013 die Märchentante der Schweiz. Noch heute beschallt ihre Stimme fast jedes Kinderzimmer. Die technischen Möglichkeiten erlauben es mit Sicherheit, die Medienmitteilungen des BAG von der Verblichenen vorlesen zu lassen. Das wäre ein echter Gassenhauer: Trudi Gerster erzählt post mortem Märli rund um Corona.
3. Lobbying für Jeanshersteller
Es mag absurd klingen, ist aber weit weniger absurd als die Realität. Es spricht gar nichts dagegen, dass uns das Bundesamt für Gesundheit morgen erzählt, das Tragen von Jeans reduziere die Gefahr einer Ansteckung. Jedenfalls ist das kaum weniger glaubwürdig als das, was bisher gesagt wurde. Ausserdem kann man die Meldung ja zwei oder drei Tage später widerrufen, wenn bereits alle Leute neue Jeans gekauft haben. Wenn schon Fake News verbreiten, dann bitte im Sinn der Steuerzahler wenigstens für fette Kohle.
4. Handy-Ratespiel
Eine einfache Lösung, um zu Geld zu kommen: Jede Medienmitteilung des BAG wird mit einem Ratespiel verknüpft, an dem man per Handy (50 Rappen pro SMS) teilnehmen kann. Die simple Frage ist: Stimmt das, was da erzählt wird oder nicht? Als Gewinn winkt ein Megapack Schutzmasken, den man möglicherweise braucht, vielleicht aber auch nicht, das werden die nächsten Tage zeigen. Die Auflösung wird aber jeweils auf sich warten lassen, da das BAG zum Zeitpunkt des Wettbewerbs selbst noch nicht weiss, ob der Inhalt seiner Verlautbarung stimmt oder nicht.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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