Alle Auto der Quickpac-Flotte sind elektrisch.
In der Paketlieferdienstbranche ist es üblich, Subunternehmen für die Auslieferung zu engagieren. Das sorgt immer wieder für negative Schlagzeilen und Vorurteile gegenüber der Branche.. Ein Ostschweizer Unternehmen setzt bewusst auf einen anderen Weg.
Am 23. Februar strahlte die Sendung «Kassensturz» einen Beitrag über DPD-Fahrer aus: Der Paketlieferdienst setzt vollumfänglich auf Subunternehmen, kein einziger Fahrer ist bei DPD selbst angestellt. Die Gewerkschaft Unia hat im Beitrag aufgedeckt, dass die Fahrer zum Teil bis zu 14 Stunden am Tag arbeiten, diese aber nicht bezahlt bekommen. DPD will davon nichts wissen, verweist auf die Subunternehmer und versichert in einer schriftlichen Stellungnahme, dass DPD sich an den GAV KEP&Mail hält und auch die Subunternehmen verpflichtet seien, sich daran zu halten.
Fakt bleibt, dass bei Subunternehmersystemen in solchen Angelegenheiten der Schwarze Peter beliebig hin und her geschoben werden kann und niemand wirklich Verantwortung für einen offensichtlichen Missstand übernehmen will.
Wachsender Markt
Eine Firma, die auf ein ganz anderes Businessmodell setzt, ist die St.Galler Quickmail AG. Die 2009 gegründete Firma ist in zwei Divisionen geteilt: in Quickmail und in den 2019 gegründeten Paketlieferdienst Quickpac.
Beim Ostschweizer Unternehmen läuft es nicht schlecht. Über das Geschäftsjahr 2020 veröffentlichte die Quickmail AG erstmals Umsatzangaben. So steigerte das Unternehmen im letzten Jahr seinen Umsatz um 7 Prozent oder um 5 Millionen auf insgesamt 66 Millionen Franken.
Während schweizweit im letzten Jahr 6 Prozent weniger Briefe verschickt wurden, konnte Quickmail seinen Marktanteil von 4 auf 4.2 Prozent ausbauen und hat insgesamt 108 Millionen adressierte Briefe, Mailings und Kataloge verteilt.
Quickpac beförderte 1.9 Millionen Pakete (Vorjahr 1.5 Millionen), wovon nach eigenen Angaben 20 Prozent noch am Tag der Einlieferung zugestellt worden waren. Co-Geschäftsführer Bernard Germanier fasst die Zahlen zusammen: «Geht man davon aus, dass alle Anbieter 2020 rund 215 Millionen Pakete befördert haben, lag unser Marktanteil bei knapp 0.9 Prozent.» Er prognostiziert, dass sich der Marktanteil von Quickpac 2021 mindestens verdoppeln werde: «Der Paketmarkt wird 2021 weiter stark wachsen. Auch das Interesse an einer emissionsarmen Zustellung durch Elektrofahrzeuge, an SameDay-Beförderung, einem späteren Einlieferungstermin und präziseren Prognosen für die Zustellzeit nimmt zu. All diese Vorteile bieten wir unseren Absendern und Empfängern bereits heute. Wir sind zwar noch einer der kleineren Anbieter, bei diesen Zukunftsthemen jedoch technologisch führend und wir werden weiter kräftig wachsen.»
Es geht auch direkt
In der Division Quickpac gab es im letzten Jahr insgesamt 242 Vollzeitstellenäquivalente. Ganze 162 neue Arbeitsplätze wurden – auch «dank» Corona – geschaffen. Das Spezielle daran: Die Firma verzichtet voll und ganz auf das Subunternehmergeschäftsmodell der Konkurrenz und stellt alle Paketzusteller direkt an. Germanier sagt dazu: «Wir sind überzeugt, dass am Ende des Tages die Qualität unserer Dienstleistung besser ist. Denn so sind wir für die Prozesse und deren Effizienz selbst verantwortlich.» Das Arbeiten mit Subunternehmern bringe natürlich auch gewisse Vorteile mit sich, gibt er zu bedenken. Aber: «Einfach die Pakete an die Rampe stellen und der Subunternehmer soll dann selbst schauen, wie er damit zurechtkommt, das sei einfach nicht der Stil von Quickpac.
Nachhaltigkeit wird grossgeschrieben
Nicht nur sind alle Paketzusteller von Quickpac direkt angestellt, sie verdienen nach Firmenangaben mindestens 4000 Franken pro Monat. Die Löhne liegen somit um 14.3 Prozent über dem im Branchen-GAV festgelegten Mindestjahreslohn von 42'000 Franken. Der Lohnunterschied zwischen Frauen- und Männerlöhnen bei den Paketzustellern liege bei unter einem Prozent und werde jeweils zum 1. April auf eine Differenz von 0 Prozent ausgerichtet, heisst es weiter. Mit der Förderung von flexiblen Teilzeitarbeitsmodellen fördert die Firma die bessere Vereinbarung von Beruf, Familie und Aus- beziehungsweise Weiterbildung. Germanier nennt einen weiteren Unterschied zu anderen Paketlieferdiensten: «Unsere Flotte besteht zu 100 Prozent aus Elektrofahrzeugen.»
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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