Ina Praetorius
Der Verein Share@Lab setzt sich für Geschlechtergerechtigkeit und Rollenflexibilität ein und bietet eine Plattform für den Austausch von Ideen. Am 18. November 2020 fand der siebte Anlass zum Thema «Wirtschaft ist Care» erstmals in Form eines Webinars statt.
Teilgenommen haben rund 30 Personen, wovon eine Teilnehmerin aus den Niederlanden zeittechnisch deutlich profitiert hat von der neuen Online Variante.
Die beiden kritischen Denkerinnen Ina Praetorius (Theologin) und Caroline Krüger (Philosophin), beides Vertreterinnen des Vereins Wirtschaft ist Care (WiC), gingen der Frage nach, was Ökonomie heute eigentlich leisten muss bzw. was ihr eigentlicher Sinn und Zweck ist. Den Verein beschäftigt seit seiner Gründung vor rund fünf Jahren die Frage: Was wäre, wenn wir schon heute in einer Wirtschaft leben würden, die nicht das Geld, sondern die Befriedigung unserer tatsächlichen Bedürfnisse in die Mitte stellt?
Ina Praetorius
Ein Paradigmenwechsel wird gefordert
Dies wäre zu erreichen, so Caroline Krüger, wenn «Care» nicht bloss als Begrifflichkeit für Sektoren unserer Gesellschaft verwendet würde wie die Bereiche der Kindererziehung oder Pflege von älteren Menschen. «Care» im Sinne von «sich kümmern» oder «Sorge tragen» müsste stattdessen als Kriterium definiert werden zur Beurteilung aller oder der meisten Tätigkeiten, die wir ausüben.
Dies käme einem Paradigmenwechsel gleich: Der Wille zum Zeitgewinn (JF Lyotard) bzw. die Profitmaximierung müsste der Frage Platz einräumen, ob ein bestimmtes Projekt wie beispielsweise der Bau einer Brücke tatsächlich zur Erfüllung menschlicher Grundbedürfnisse beiträgt oder diese nicht vielmehr bedroht.
Praetorius und Krüger sind sich in dieser Frage einig: «Wenn wir als Ziel eine Gesellschaft ansehen, die ein gutes Leben für alle und jede*n ermöglicht, dann können wir 'Care' als ein Kriterium bestimmen, das uns anzeigt, ob eine Tätigkeit gut und sinnvoll im Hinblick auf dieses Ziel ist.»
Darüber wurde im Anschluss an das Referat angeregt diskutiert. Die freiwillige Zuwendung für die Organisation und Durchführung des Anlasses floss diesmal in die WiC-Vereinskasse. Das Glas Wein wurde zum Abschluss virtuell erhoben.
Caroline Krüger
Simone Hengartner Thurnheer, Dozentin an der OST – Ostschweizer Fachhochschule und Inhaberin der Firma Konsense, systemische Beratung und Persönlichkeitsbildung. Sie ist Mitbegründerin des Netzwerkes Share@Lab.
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