Wenn es Beat Breu in die Schlagzeilen schafft, kracht es in aller Regel. Woran liegt das? Und wieso weiden sich viele am Schicksal des einst umjubelten Radsportlers? Der St.Galler ist für viele vom Sympathieträger zur Lachnummer verkommen. Völlig unschuldig daran ist er nicht. Aber irgendwie muss man ihm auch Respekt zollen.
Was hat man mit Beat Breu nicht alles angestellt, nachdem seine Radsportkarriere vorbei war und er sein Vermögen durch Mauscheleien seines Bruders verlor und sich verschuldete. Man stellte ihn zunächst einmal als Komiker auf eine Bühne. Das scheint einige Jahre lang auch funktioniert zu haben, obwohl die Idee einen Grundfehler aufwies: Nur weil uns Breu mit seinen träfen Sprüchen als Sportler oft zum Lachen brachte, ist er noch kein Comedian, der auf Abruf lustig ist.
Später versuchte sich Beat Breu als Bordellbetreiber und als Gastgeber eines Bistros in einem Zirkus. Stets kam etwas in die Quere und beendete das Engagement frühzeitig, meist waren es Querelen mit den Geschäftspartnern. Das hinderte Breu aber nie, sich gleich um eine neue Baustelle zu kümmern, am liebsten noch eine Schuhnummer grösser.
Das, was uns den erfolgreichen Radrennfahrer von früher so sympathisch gemacht hat, ist vermutlich auch sein Problem: Eine gewisse kindliche Naivität, die ihn dazu verführt, sich in jedes Abenteuer zu stürzen, das sich bietet. Der Zirkus hat ihn bereits ihn seiner Jugend fasziniert, also will er Zirkusdirektor werden. Die meisten von uns ziehen eine scharfe Linie zwischen Wunsch und Wirklichkeit, er nicht. Er ergreift jede Möglichkeit, manchmal auch eine, die gar keine ist.
Eigentlich ist das ja ein beneidenswerter Zug. Viele von uns bedauern es früher oder später, einen Traum nicht einfach umgesetzt zu haben, eine Chance verpasst zu haben. In diesem Sinn könnte man Breu als mutigen Mann bezeichnen, der etwas wagt. Was aber fehlt, ist das unternehmerische Rüstzeug. Und die Fähigkeit, die richtigen Partner zu wählen.
Auf der Radstrecke gab es für ihn einst nur Gegner. Man hat manchmal das Gefühl, diese Einstellung steckt immer noch in ihm.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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