Was für eine vergebene Chance für Appenzell Innerrhoden. Das mittlerweile umstrittene neue Spital hätte angesichts der jüngsten Entwicklung problemlos um zwei Jahre verzögert werden können - mit guter Begründung. Aber die Standeskommission hält an den Plänen fest. Aber immerhin sind die Innerrhoder damit nicht allein.
Der zeitliche Ablauf: Die Innerrhoder Landsgemeinde sagt Ja zu einem Neubau des Spitals Appenzell. In St.Gallen wird bekannt, dass die Spitallandschaft in Schräglage ist. In Innerrhoden kommen Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Neubaus auf. Die Regierung prüft das Projekt und kommt zum Schluss: Wir planen dennoch weiter.
Und wenige Wochen nach dieser Entscheidung ist Appenzell Innerrhoden beteiligt an einer Absichtserklärung von fünf Kantonen, die Spitalplanung künftig gemeinsam anzugehen. In zwei Jahren sollen erste Resultate vorliegen, wie das aussehen könnte.
Mit anderen Worten: Innerrhoden hätte hier elegant Zeit gewinnen können. Es ist gewiss nicht die feine Art, einen Landsgemeindeentscheid umzustossen, selbst wenn es triftige Gründe dafür gibt. Hier hätten aber wohl die meisten Bürger Verständnis dafür gehabt, dass es Sinn macht, die Möglichkeiten einer interkantonalen Zusammenarbeit abzuwarten, bevor die Bagger auffahren.
Um die Ostschweizer Spitäler reiht sich ein Schildbürgerstreich an den anderen. St.Gallen will die Spitäler mit einer Milliarde aufrüsten und muss dann Baustopps verhängen, nur um dann die faktische Schliessung mehrerer Spitäler ins Auge zu fassen. Und Innerrhoden will ein neues Spital bauen, gleichzeitig aber darüber diskutieren, wie man die Spitalplanung mit den Nachbarn koordinieren könnte.
Es ist, wie wenn einige Kinder jeder für sich einen Legoturm bauen und in der Hälfte der Arbeit finden, eigentlich könnte man doch auch einen gemeinsamen Turm machen. Geht vielleicht, aber kaum, ohne dass einiges vom Gebauten wieder eingerissen werden muss. Verstehen tut das niemand.
Aber andererseits gibt es jetzt wieder zwei Jahre lang viel Projektarbeit für unzählige Expertenrunden, die unzählige Papiere produzieren, finanziert vom Steuerzahler. Das ist ja immerhin etwas.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.